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355.000 Menschen in Darfur sind wegen Kämpfen von Nahrungsmittelhilfe abgeschnitten

Khartum, 11.09.2006 - Hunderttausende Menschen in Darfur hungern bereits seit drei Monaten, weil Kämpfe und Banditenangriffe das UN World Food Programme (WFP) daran hindern, Nahrungsmittelhilfe in die betroffenen Gebiete zu liefern, sagte der WFP-Vertreter im Sudan, Kenro Oshidari.

Oshidari betonte, durch die Sicherheitsprobleme im Land seien 355.000 Menschen im August von Nahrungsmittelhilfe abgeschnitten - davon betroffen sind in erster Linie die Menschen in Nord-Darfur. Ihre Situation wird allmählich kritisch, denn in dieser Region nahmen die Spannungen seit dem im Mai abgeschlossenen Friedensabkommen von Darfur dramatisch zu.

"Die meisten Menschen mussten ganze drei Monate ohne unsere Hilfe auskommen. Sie befinden sich jetzt in einer noch hoffnungsloseren Situation, denn momentan stecken wir mitten in der 'Hunger-Saison' - der Periode kurz vor der nächsten Ernte. Die Chance auf einem anderen Weg an Nahrung zu gelangen, ist dadurch extrem gering," fügte Oshidari hinzu.

Im Juli wurde WFP daran gehindert, Nahrungsmittel an 470.000 betroffene Menschen liefern: 355.000 davon in Nord-Darfur und 120.000 in Süd-Darfur. Im August war es WFP dank sorgfältiger Sicherheitsmassnahmen und dem grossem Einsatz der Mitarbeiter vor Ort möglich, die Menschen im Süd-Sudan zu versorgen. Doch große Teile in Nord-Darfur blieben weiterhin von der Nahrungsmittelhilfe abgeschnitten.

"Ohne Nahrungsmittelhilfe bleibt die Situation unberechenbar. Hunger erschwert die ohnehin kritische Sicherheitslage und gießt noch einmal Öl aufs Feuer," sagte Oshidari. "Nahrungsmittelhilfe ist für die Stabilität im Land entscheidend."

In den vergangenen Wochen warnten WFP und andere Hilfsorganisationen, dass die Region in Darfur sich einem kritischen Punkt annähert. Fast drei Millionen Menschen in Darfur sind von internationaler Nahrungsmittelhilfe, Unterkünften und medizinischer Versorgung abhängig, aber die sich verschlechternde Sicherheitslage in vielen Teilen macht eine Versorgung für Helfer immer schwerer. Zwölf Mitarbeiter humanitärer Organisationen wurden in Darfur seit Mai getötet - dies sind mehr als alle, die seit dem Ausbruch des Konfliktes im Jahr 2003 getötet wurden.

Die Schwierigkeiten sind nicht nur technischer Art, sondern auch finanzieller. WFP musste die Rationen für Darfur im Mai um die Hälfte kürzen, damit die Nahrungsmittel auch durch die Regenzeit hindurch reichen würden. Im Juni konnten durch die schnelle Reaktion einiger Geberländer die Essensrationen wieder auf 85 Prozent aufgestockt werden.

Mittlerweile haben sich die Zuständigkeitsbereiche von WFP erhöht. Im August hat WFP vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes die Verantwortung übernommen, 130.000 Menschen im größten Vertriebenlager der Welt in Süd-Darfur mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Insgesamt hat WFP im August in Darfur 2,6 Millionen Menschen versorgt.

Dieses Jahr belaufen sich die Ausgaben auf 746 Millionen US-Dollar, womit die Nothilfeoperationen des WFP finanziert werden kann, die insgesamt 6,1 Millionen Menschen im Sudan (Darfur, Süd-Sudan, Zentral-, Ost-Sudan sowie die drei Gebiete Abyei, South Kordofan and Blue Nile) mit Nahrungsmitteln versorgt. Bis jetzt stehen aber nur 584 Millionen US-Dollar (78 Prozent) zur Verfügung. Deustchland hat sich mit 2,6 Millionen US-Dollar and der Hilfe beteiligt.

Die jetzt bereit gestellten Gelder ermöglichen es WFP nur, die Menschen bis Ende des Jahres mit gekürzten Essensrationen zu versorgen. Falls nicht schnellstmöglich mehr Gelder eintreffen, werden Tausende im Januar hungern. Insgesamt benötigt WFP 350 Millionen US-Dollar: 162 Millionen, um den restlichen Bedarf des Nothilfeplans zu decken und die übrige Summe als Vorsorge für die Regenzeit im nächsten Jahr.

"Wenn wir eine Spende erhalten, kann es bis zu sechs Monaten dauern, bis die Nahrungsmittel die Menschen vor Ort erreichen. Wenn wir die Geber jetzt nicht überzeugen können, muessen wir möglicherweise die Essensrationen wieder drastisch kürzen," sagte Oshidari.

WFP ist auch besorgt über die Anzahl der Menschen, die vor der Gewalt in Darfur geflohen sind und sich jetzt hinter der Grenze im Osten des Tschad befinden. An 212.200 sudanesische Flüchtlinge in einem Dutzend Flüchtlingslager liefert WFP monatlich Essensrationen. Die Situation an der Grenze von Tschad und Sudan bleibt unberechenbar - wiederholte Überfalle und Attacken auf humanitäre Helfer in den vergangenen Wochen sind nicht selten.