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Afghanistan: La Niña droht, akuten Hunger zu verschärfen – bereits 1/3 der Bevölkerung ernährungsunsicher

KABUL, AFGHANISTAN – Jede*r dritte Afghan*in kann sich nicht mehr ausreichend ernähren. Dies geht aus dem neuesten Bericht zur integrierten Klassifizierung der Ernährungssicherheit (IPC) hervor, der von der Regierung der Islamischen Republik Afghanistan und ihren Partnern veröffentlicht wurde.

Laut IPC-Bericht ist die Ernährungsunsicherheit in Afghanistan auf die anhaltenden Auswirkungen von COVID-19, den bewaffneten Konflikt, den sprunghaften Anstieg der Nahrungsmittelpreise, die hohe Arbeitslosigkeit und den Einkommensverlust sowie den Beginn des komplexen und wiederkehrenden Wetterereignis La Niña zurückzuführen.



"Mit der Verdoppelung unseres Fokus, die negativen Auswirkungen von COVID-19 auf die Schwächsten abzuschwächen, haben wir es geschafft, die Zahlen von prognostizierten 42 auf 35 Prozent zu senken, was ein Erfolg ist, aber das ist immer noch weit von unserer Vision eines hungerfreien Afghanistans entfernt. Ein Drittel unserer Bevölkerung kämpft darum, ihre Familien zu ernähren. Wir dürfen angesichts der vor uns liegenden Herausforderungen, insbesondere der dürreähnlichen Auswirkungen, die La Niña bereits im ganzen Land auslöst, nicht nachlassen. Die Regierung bereitet sich darauf vor, auf die bevorstehende Dürre zu reagieren", sagte der Minister für Landwirtschaft, Bewässerung und Viehzucht der Regierung der Islamischen Republik Afghanistan, Anwarul Haq Ahady.



Während die Regierung ihren Einsatz auf eine drohende Dürre vorbereitet, warnen die Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen (FAO) und das UN World Food Programme (WFP), dass die derzeitigen Mittel nicht ausreichen, um gefährdete Leben und Lebensgrundlagen zu schützen.



"Millionen von afghanischen Familien kämpfen bereits ums Überleben, und jetzt stehen sie vor der zweiten Dürre in drei Jahren. Ein Sack Weizen ist 30 Prozent teurer als im Vierjahresdurchschnitt. Arbeitsplätze sind rar", sagte Mary-Ellen McGroarty, WFP-Landesdirektorin in Afghanistan. "Es wird erwartet, dass die magere Jahreszeit früher kommt und härter zuschlägt. Wir müssen jetzt handeln, Nahrungsmittel näher an die Menschen bringen und irreversible Mangelernährung bei Müttern und Kindern verhindern, die am stärksten betroffen sein werden. Wir können einfach nicht abwarten."



Die verstärkte Unterstützung durch die afghanische Regierung und die internationale Gemeinschaft seit der letzten IPC-Analyse (November 2020) erklärt teilweise die Gesamtverbesserung im Vergleich zu früheren Projektionen, wobei die "minimale Unterstützung auf der Grundlage der zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Pläne" berücksichtigt wurde.



Allerdings gibt es erhebliche Finanzierungslücken für humanitäre Organisationen, die eine Herausforderung darstellen, selbst die grundlegendsten humanitären Bedarfe in den kommenden Monaten zu decken. Während der Beginn der Sommerernte Beschäftigung bringen und den Zugang zu Nahrungsmitteln verbessern könnte, warnt der Bericht, dass die Ernte voraussichtlich "unterdurchschnittlich" ausfallen wird und sich die "Ernährungssicherheit in der mageren Jahreszeit 2021-2022 – die Zeit zwischen den Ernten, in der Vorräte knapp werden – weiter verschlechtern wird".



Eine weitere Verschlechterung der Ernährungssituation wird dazu führen, dass noch mehr Menschen zu dem Drittel der Bevölkerung hinzukommen werden, das bereits Hunger leidet. Das Monitoring der vorherrschenden Faktoren der Ernährungsunsicherheit wird von entscheidender Bedeutung sein, ebenso wie die Durchführung einer Halbjahresüberprüfung der IPC, um ein tieferes Verständnis der Situation zu erlangen, die Reaktionsmaßnahmen anzupassen und eine weitere Verschlechterung der Situation zu verhindern.



"Um die Zahlen des IPC-Berichts zu verstehen, müssen wir zwei Dinge berücksichtigen. Erstens wurde diese Analyse durchgeführt, bevor irgendeine der dürreähnlichen Auswirkungen zu spüren war. Zweitens fällt der Projektionszeitraum mit der Erntesaison zusammen, aber die schwerwiegendsten Auswirkungen der geringeren Regen- und Schneefälle treffen die Landwirtschaft und die Viehzucht mit kaskadenartigen Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit während der anschließenden mageren Jahreszeit. Diese Zahlen erfordern eigentlich sofortige Maßnahmen, die die Auswirkungen auf die Land- und Viehwirtschaft abmildern und verhindern, dass die Landbevölkerung ihre auf der Landwirtschaft basierenden Lebensgrundlagen aufgibt und in städtische Gebiete abwandert", sagte Rajendra Aryal, FAO-Vertreter in Afghanistan.



Laut FAO sind in Afghanistan bereits La-Niña-dürreähnliche Auswirkungen zu beobachten. Frühe Anzeichen einer landwirtschaftlichen Dürre wurden in 25 Hotspots im ganzen Land festgestellt. Es wird erwartet, dass dieses Wetterereignis sowohl die landwirtschaftliche als auch die tierische Produktion im Jahr 2021 stark beeinträchtigen wird. Nach Schätzungen der FAO ging die Weizenproduktion in den letzten fünf durch La Niña ausgelösten Dürreereignissen um 16 bis 27 Prozent zurück; die potenziellen Auswirkungen des diesjährigen Ereignisses auf die Viehproduktion werden voraussichtlich 30 Prozent der Wiederkäuer in 18 Provinzen betreffen.

 

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Das UN World Food Programme (WFP) ist Träger des Friedensnobelpreises 2020. Wir sind die größte humanitäre Organisation der Welt, retten Leben in Notfällen und ebnen mit Ernährungshilfe den Weg zu Frieden, Stabilität und Wohlstand für Menschen, die von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

 

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