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Darfur-Konflikt weitet sich aus: Zehntausende Vertriebene im Tschad ohne Nahrung

N’Djamena, 30. März 2007 - Die Krise in Darfur greift immer stärker auf die Nachbarstaaten des Sudans über. Das UN World Food Programme (WFP) hat heute gewarnt, dass Tausende Tschader bereits Hunger leiden. Betroffen ist die Grenzregion zum Sudan, in der die Menschen einen verzweifelten Kampf ums Überleben führen werden, wenn nicht bald mehr Hilfe für die dramatisch steigende Zahl von Vertriebenen eintrifft.

Diese Menschen wurden aus ihren Hütten gejagt und besitzen nichts außer dem, was sie am Körper tragen.Felix Bamezon, WFP-Landesdirektor im Tschad
WFP plante mit seiner Operation vor Ort 50.000 vertriebene Tschader zu unterstützen. Neue Schätzungen gehen jedoch von weiteren 80.000 Vertriebenen aus, welche dringend Hilfe benötigen. „Diese Menschen wurden aus ihren Hütten gejagt und besitzen nichts außer dem, was sie am Körper tragen“, sagte der WFP-Landesdirektor im Tschad, Felix Bamezon. „Sie sind vollkommen auf das Wohlwollen anderer Gemeinden angewiesen, die sich selbst kaum ernähren können, die Situation wird immer schlimmer.“ Allein für die nächsten sechs Monate werden 7.500 Tonnen zusätzliche Nahrungsmittel und Zuwendungen in Höhe von 7,5 Mio. US-Dollar gebraucht, schätzt WFP.

Der andauernde Konflikt im westsudanesischen Darfur und die Instabilität in der Region führten zur Flucht Zehntausender Tschader in den vergangenen Monaten. Eine aktuelle WFP-Erhebung hat ermittelt, dass fast 130.000 Vertriebene in Notunterkünften außerhalb ihrer Dörfer leben – drei mal so viele wie zuvor angenommen. Fast die Hälfte dieser Familien ist akut auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.

WFP muss nun noch vor Beginn der Regenzeit Ende Juni so viel Nahrung wie möglich in den östlichen Tschad bringen. Danach werden die meisten Straßen im östlichen Tschad unpassierbar sein.

Jeder fünften Familie unter den Vertriebenen fehlt es an einer Unterkunft. Ein Großteil der weiteren Familien lebt in kleinen Hütten aus Stroh oder Hirsehalmen, die nicht für den kommenden Regen geeignet sind. Wenige haben Zugang zu Trinkwasser oder Latrinen. Die medizinische Versorgung kann aufgrund der unerwarteten Menge an neuen Patienten nicht mehr gewährleistet werden.

Die Vertriebenen sind zugleich nicht die einzigen Betroffenen der sich ausweitenden Krise: Durch den enormen Zustrom und den großen Nahrungsmittelbedarf sind die Bewohner der aufnehmenden Dörfer und Gemeinden gezwungen, ihr Vieh zu töten. WFP befürchtet, dass auf Grund von Hunger und steigenden Getreidepreisen bald auch Saatgut konsumiert wird. „Dies ist eine unhaltbare Situation“ sagte Bamezon, „das Leben im östlichen Tschad war immer schwierig, aber jetzt gibt es kaum noch Nahrung für die Menschen.“

Allein im Dezember 2006 und im Januar 2007 überquerten mehr als 2.000 Tschader und sudanesische Flüchtlinge die Grenze zu Westdarfur. Dies verdeutlichte erstmals, wie der Darfur-Konflikt mittlerweile auch zu Vertreibungen von Menschen im Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik führt.

WFP unterstützt 225.000 sudanesische Flüchtlinge in zwölf Lagern im östlichen Tschad und über 45.000 zentralafrikanische Flüchtlinge im Süden des Landes. Für die derzeitige Nothilfeoperation stehen WFP von den bislang benötigten 85 Mio. US-Dollar bisher nur 39 Mio. US-Dollar zur Verfügung. Diese Zahlen schließen die nötige Versorgung der rund 80.000 neuen Vertriebenen noch nicht mit ein.

Eine Videoaufzeichnung über die Ankunft von tschadischen Flüchtlingen in West-Darfur kann über Marco.Frattini@wfp.org oder +39 347 0426 505 bestellt werden.