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Fast 9 Millionen Nordkoreaner benötigen Nahrungsmittelhilfe

40 Prozent der Bevölkerung durch Missernten vom Hunger bedroht

Rom, den 8.12.2008 - Etwa 40 Prozent der Bevölkerung der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) benötigen in den nächsten Monaten dringend Nahrungsmittelhilfe. Unter den geschätzten 8,7 Millionen Bedürftigen befinden sich hauptsächlich Kinder, schwangere und stillende Frauen sowie ältere Menschen. Dies ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie der UN Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und des UN World Food Programme (WFP).

Trotz günstiger klimatischer Bedingungen während der vergangenen Anbausaison reicht die landwirtschaftliche Produktion des Landes in diesem Jahr nicht, um auch nur die grundlegende Ernährung der Bevölkerung zu sichern.

„Nordkorea steht in den nächsten Monaten vor einem großen Ernährungsproblem“ sagte Henri Joserand, Leiter der FAO-Abteilung für Frühwarnsysteme. „Trotz gutem Wetter und harter Arbeit der Bauern und vieler Stadtbewohner konnte der Mangel an Dünger und Treibstoff nicht wettgemacht werden. Die Aussichten für das nächste Jahr sind trostlos.“

Laut dem Report wird die gesamte Nahrungsproduktion zwischen November 2008 und Oktober 2009 4,21 Mio. Tonnen betragen. Damit steht Nordkorea vor einem Getreidedefizit von 836.000 Tonnen, trotz kommerzieller Importe in Höhe von circa 500.000 Tonnen. Um bis zur nächsten Ernte im Oktober 2009 knapp 9 Millionen Bedürftige zu unterstützen, werden etwa 800.000 Tonnen Nahrungsmittelhilfe benötigt.

„Die Ergebnisse unserer Untersuchung bestätigen unsere Befürchtungen. Millionen von Menschen und Haushalten in Nordkorea werden ein weiteres Jahr des Nahrungsmittelmangels durchstehen müssen“, sagte Torben Due, Vertreter des WFP in Nordkorea. „Besonders für Familien in Städten oder abgeschiedenen Gegenden im Nordosten des Landes werden kaum Zugang zu ausreichender Nahrung haben.“

Der niedrige Ertrag der Landwirtschaft in Nordkorea wird vor allem von der langfristigen Degradierung der Fruchtbarkeit des Bodens, dem Mangel an Dünger, extremen Wetterereignissen und strukturellen Gründen verursacht wie nicht funktionierenden Märkten. Zwar war 2008 Saatgut vorhanden, aber nur noch 60% des 2007 eingesetzten Düngers und 70% des Treibstoffs waren verfügbar. Außerdem sind die Erträge auch aufgrund eines hohen Säuregehalts des Bodens und einer zunehmenden Verwundbarkeit gegenüber extremen Wettereignissen wie den Überschwemmungen im August 2007 sehr niedrig.

„Das gegenwärtige Modell landwirtschaftlicher Produktion sowie die Anbaumethoden sind nicht zukunftsfähig. Das Land hat bereits einige effiziente Methoden eingeführt, aber es wird Zeit brauchen, um den ganzen Sektor zu modernisieren“, sagte Josserand.

WFP und FAO warnen davor, dass der durchschnittliche Nordkoreaner auch im kommenden Jahr kaum seine Ernährung wird sichern können. Aus der heimischen Produktion werden pro Person nur 142 kg verfügbar sein - für eine gesunde Ernährung werden etwa 167 kg Nahrung benötigt.

Es wird erwartet, dass die öffentliche Hand, welche die Hauptquelle für Nahrungsmittel für ca. 70 Prozent der Bevölkerung ist, die Nahrungsmittelrationen drastisch kürzen wird, vor allem in der Zeit vor der nächsten Ernte im Oktober 2009.

„Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass der Großteil der Familien in Nordkorea die Anzahl der Mahlzeiten pro Tag schon reduziert hat und sich nur noch sehr einseitig ernährt“, sagte Due. Eine gemeinsame Mission von FAO und WFP untersuchte vom 9. bis zum 24. Oktober zum ersten Mal seit 2004 flächendeckend die Lage in Nordkorea. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind nun im „FAO/WFP Crop and Food Security Assessment Mission Report“ zusammengefasst.