Flüchtlingskrise in der Sahelzone verschärft sich dramatisch - WFP und UNHCR schlagen Alarm
“Wir arbeiten eng mit UNHCR zusammen, um Familien zu helfen, die aus ihren Dörfern fliehen mussten und jetzt dringend Nahrung und Schutz benötigen”, sagte Ertharin Cousin, WFP-Exekutivdirektorin. „Die malischen Flüchtlinge mussten ihre Heimat verlassen und sind über die Grenzen geflohen. Jetzt finden sie sich in Nachbarländern wieder, die selbst massiv unter den Auswirkungen der Dürre in der Sahelregion leiden.“
Bisher hat WFP in Mali, Mauretanien, Burkina Faso und Niger Binnenvertriebene und Flüchtlinge mit Ernährungshilfe unterstützt. Insgesamt muss WFP 9,6 Millionen Menschen helfen, die von der Sahelkrise betroffen sind. In diesem Jahr hat sich die Dürre wegen hoher Nahrungsmittelpreise, schlechter Ernten und politischer Unsicherheit besonders dramatisch auf die Sahelzone ausgewirkt.
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WFP zielt nun mit einer weiteren Nothilfeoperation darauf ab, 300.000 Binnenvertriebene innerhalb Malis und 255.000 Flüchtlinge in den Nachbarländern zu unterstützen. Mit der Operation, die insgesamt rund 77 Millionen US-Dollar kosten wird, reagiert WFP flexibel auf eine sich sehr komplex entwickelnde Flüchtlingssituation. Dabei wird WFP von UNHCR als engstem Kooperationspartner unterstützt.
„Die Sahelzone steht für eine tödliche Kombination aus Dürren und Konflikten. Dies ist nicht nur ein dramatisches humanitäres Problem, sondern eine Gefahr für globalen Frieden und Sicherheit“, so Antonio Guterres, Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen. „Unterstützung der Geberländer ist entscheidend, wenn die humanitäre Hilfe Fortschritte machen soll.“
UNHCR unterstützt in Niger, Burkina Faso und Mauretanien Zehntausende Flüchtlinge aus Mali – viele von ihnen überqueren die Grenze mit ihren Viehherden. UNHCR bemüht sich deshalb, Zugang zu Wasser für die Flüchtlinge und aufnehmenden Gemeinden bereitzustellen, sowie neue Versorgungsstätten für Flüchtlinge zu errichten. Innerhalb Malis unterstützt UNHCR gemeinsam mit seinen Partnern Binnenvertriebene.
Der Strom an Flüchtlingen aus Mali erschwert die schwerwiegende Hungerkrise in der Sahelzone, wo viele Menschenleben von Hunger und Mangelernährung bedroht sind. Die Flüchtlinge stellen eine zusätzliche Belastung für die bereits gefährdeten, ernährungsunsicheren Gemeinden dar, von denen viele wilde Pflanzen essen müssen, um zu überleben.
Im Zentrum der WFP-Hilfe für die Sahelzone steht, akute Mangelernährung unter rund 3,5 Millionen Kindern und schwangeren und stillenden Müttern zu verhindern und zu behandeln. Ernährungsunsicherheit während der Hungerperiode vor der nächsten Ernte führt selbst in krisenfreien Zeiten zu drastischen Steigerungen der Mangelernährung und Kindersterblichkeit.
„Die Zeit ist nicht auf unserer Seite“, so Cousin. „Wenn in kürzester Zeit keine weiteren finanziellen Zuwendungen oder Nahrungsmittelspenden eintreffen, bedeutet dies, dass WFP nicht in der Lage wäre, auf dem Höhepunkt der Hungerphase von Juni bis September genug Hilfe bereitzustellen. Die Auswirkungen für die Hungernden, besonders Frauen und Kinder, wären katastrophal.“
WFP muss in der gesamten Region 9,6 Millionen Hungernden helfen. Die Notoperation ist gefährdet, sollten nicht genügend Mittel zur Verfügung stehen, um das aktuelle Defizit von 360 Millionen US-Dollar auszugleichen.