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Humanitäre Hilfe im Tschad gefährdet

27.11.2006 - Das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) und das UN World Food Programme (WFP) haben die schnelle Wiederherstellung der Ordnung im unruhigen Ost-Tschad gefordert.

Es gibt dort mehr als 300.000 heimatlose Menschen in zwölf Flüchtlingslagern und eine Reihe von Orten, an denen sich binnenvertriebene Tschader aufhalten. Sie alle sind praktisch völlig abhängig von der Hilfe, die UNHCR, WFP und andere Organisationen leisten.UN-Flüchtlingskommissar António Guterres
Über das Wochenende waren nach militärischen Auseinandersetzungen die Lagerhäuser beider Organisationen in der Provinzhauptstadt Abéché von einem Mob geplündert worden. Lebenswichtige Hilfsgüter für Hunderttausende von Darfur-Flüchtlingen und Einheimischen wurden gestohlen. Abéché ist die logistische Basis für die Hilfsmaßnahmen für 218.000 Darfur-Flüchtlinge und rund 90.000 Binnenvertriebene aus dem Tschad.

Offensichtlich gehen die Plünderungen der Lagerhäuser auf einheimische Bewohner der Stadt zurück.

Abéché war am Wochenende zwischenzeitlich von Rebellen besetzt worden, später jedoch wieder von Regierungstruppen eingenommen worden.

Unsicherheit

UN-Flüchtlingskommissar António Guterres und WFP-Exekutivdirektor James Morris warnten, die Nabelschnur für Hilfslieferungen in der abgelegenen Region entlang der Grenze zwischen Tschad und dem Sudan sei äußerst gefährdet. Sie riefen dazu auf, die humanitären Prinzipien zu bewahren, damit die Hilfsmaßnahmen weiterlaufen können.

Es gibt dort mehr als 300.000 heimatlose Menschen in zwölf Flüchtlingslagern und eine Reihe von Orten, an denen sich binnenvertriebene Tschader aufhalten. Sie alle sind praktisch völlig abhängig von der Hilfe, die UNHCR, WFP und andere Organisationen leisten“, sagte Guterres.

"Auch die Dörfer, die Flüchtlinge und Binnenvertriebene aufnehmen, erhalten von uns Hilfe. Der Verlust unserer Vorräte in der östlichen Region und die Beschränkungen für unsere Mitarbeiter aufgrund der fortdauernden Unsicherheit gefährden die fragile Hilfsader.“

Plünderungen

Nach ersten Berichten wurden WFP insgesamt 438 Tonnen Nahrungsmittel (vor allem Getreide, aber auch Hülsenfrüchte, Zucker, Speiseöl und Trockenmilch) im Wert von 500.000 US-Dollar aus einem Depot im Zentrum von Abéché gestohlen. Ein weiteres Depot am Rande der Stadt blieb unbeschadet.

„Nahrungsmittel von Menschen zu stehlen, die alles verloren haben, gehört zu den beschämendsten und unmenschlichsten Handlungen, die man sich vorstellen kann“, sagte WFP-Exekutivdirektor Morris.

Aus den WFP-Beständen wurden 355,6 Tonnen Getreide, 61,5 Tonnen Zucker, 35,2 Tonnen Öl, 21,9 Tonnen Hülsenfrüchte und 9 Tonnen Milchpulver geplündert.

Bereitstellung

Glück im Unglück: Die Dezember-Rationen für die Flüchtlingslager waren bereits verteilt. Auch wurden bereits Vorräte für den Januar in die Camps geliefert.

Weitere WFP-Lieferungen werden in Kürze erwartet. Hilfskonvois mit 1.140 Tonnen Getreide und Speiseöl sind bereits von Khufra (Libyen) unterwegs. WFP benötigt dringend weitere 5,5 Millionen US-Dollar, um die notwendigen Nahrungsmittel vor Beginn der nächsten Regenzeit im Juni zu kaufen.

Im geplünderten UNHCR-Hilfsdepot befanden sich Hilfsgüter im Wert von 1,3 Millionen US-Dollar: Decken, Zelte, und Plastikplanen, aber auch Öfen, Kochutensilien, medizinische Hilfsgüter sowie Ausrüstungen für die Wasseraufbereitung und Lagerung von Hilfsgütern. 80 Prozent der Hilfsgüter wurden gestohlen.

Das Warenlager in Abeché ist von zentraler Bedeutung. Von dort werden sieben weitere Hilfsdepots in der Nähe der Flüchtlingscamps beliefert. In diesen kleineren Depots sind noch Vorräte vorhanden. Sie sollen helfen, die Zeit zu überbrücken, bis die Vorräte in Abéche ersetzt werden können. Dies muss so rasch wie möglich geschehen.

UNHCR beschäftigt rund 300 (davon 95 internationale) Mitarbeiter im Tschad. Die Mehrzahl befindet sich im Osten des Landes.

WFP beschäftigt 44 internationale und 227 nationale Mitarbeiter, die Mehrzahl ebenfalls im Osten.