Immer mehr Vertriebene im Kongo auf Hilfe angewiesen
Neue Camps im Osten des Landes errichtet - Versorgung für 500.000 Flüchtlinge vielfach mangelhaft
Kinshasa, 16.07.2008 - Das UN World Food Programme (WFP) hat heute gewarnt, dass die stark wachsende Anzahl Vertriebener in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) es immer schwieriger mache, den Betroffenen überlebenswichtige Hilfe zu gewähren. Tausende Flüchtlinge, die vor Kämpfen im Osten des Landes fliehen, suchen inzwischen Zuflucht in provisorischen Camps.
Tausende Menschen sind in den vergangenen Monaten um ihr Leben gerannt und brauchen nun dringend Hilfe.Charles Vincent, WFP-Landesdirektor DR Kongo
Trotz eines Friedensabkommens im Januar dieses Jahres bleibt die Provinz Nord-Kivu eine Region der Gewalt, mit mindestens 100.000 Flüchtlingen allein in der Region Rutshuru. Damit liegt die Zahl der Vertriebenen, die seit März 2007 auf der Flucht sind, bei über einer halben Million. In aller Eile wurden neue Camps errichtet. Vielen dieser Camps fehlt es noch an nötiger Unterstützung.
Um diejenigen zu erreichen, die im Zentrum des Konflikts und im bergigen Hinterland die Hilfe am dringendsten benötigen, hat WFP seine Rationen bereits um die Hälfte für Vertriebene kürzen müssen, die nahe der Provinzhauptstadt Goma in Camps leben.
„Tausende Menschen sind in den vergangenen Monaten um ihr Leben gerannt und brauchen nun dringend Hilfe” sagte Charles Vincent, WFP-Landesdirektor in der Demokratischen Republik Kongo. „Es besteht ein immenser und weiterhin steigender Bedarf, speziell in Nord-Kivu. Wir bitten die internationale Gemeinschaft dringend, uns zu helfen, diesen schwierigen Job zu erledigen.“
Seit Juli letzten Jahres, als WFP noch plante 800 Tonnen Nahrungsmittel pro Monat zu verteilen, haben die zunehmenden Vertreibungen dazu geführt, dass WFP inzwischen mit 10.000 Tonnen pro Monat rechnen muss. Dies ist eine enorme Herausforderung in Anbetracht der brisanten Sicherheitslage, einer stark limitierten Infrastruktur und dem schwankendem Nahrungsmittelangebot.
WFP-Mitarbeiter besuchten die am stärksten betroffenen Gebiete in Birambizo in der Region Rutshuru. Sie wurden Zeugen von Massenvertreibungen sowie von in aller Eile entstandenen Camps, denen es an der grundlegenden Ausstattung wie sauberem Wasser und ausreichendem Schutz mangelt. Die WFP-Mitarbeiter hörten erschreckende Berichte von Menschen, die vor Angriffen und bewaffneten Plünderungen geflohen waren.
Die Unterernährung ist mittlerweile auf einem alarmierenden Stand und gefährdet die Leben tausender Kinder. Untersuchungen zeigen, dass die Rate der akuten Unterernährung in Masisi und Rutshuru bei über 17 Prozent liegt – und damit weit über der Notfallgrenze. Um die Unterernährung einzudämmen, arbeitet WFP mit spezialisierten Partnern an der Errichtung vieler neuer Ausgabestellen von Nahrungsmittelhilfe.
Die Situation ist besonders gravierend, weil viele Familien kontinuierlich der Gewalt und der Bedrohung durch bewaffnete Gruppen ausgesetzt sind und bereits mehrmals vertrieben wurden. In vielen Fällen wurden die Nahrungsmittel geplündert und Landwirtschaftsgeräte zerstört oder gestohlen.
Speziell Frauen sind der konstanten Bedrohung ausgesetzt, wenn sie ihre Felder bewirtschaften. Viele der Vertriebenen konnten drei Erntesaisons in Folge keine Nahrungsmittel anbauen, wodurch sich ihre Abhängigkeit von externer Hilfe zusätzlich vergrößert hat.
Viele der Vertreibungen haben in der Kornkammer der Region stattgefunden, wodurch die Lebensmittelpreise in urbanen Gegenden wie Goma, die auf Lieferungen aus dem Hinterland angewiesen sind, stark anstiegen.
“Es besteht ein reales Risiko, dass die Versorgung der Menschen komplett zusammenbricht. WFP kann Menschenleben retten und einen großen Unterschied machen – aber dafür brauchen wir die finanziellen Mittel“, so Vincent.
WFP benötigt 142 Millionen US-$ für seine Operationen im Osten der DRK.
Geber der derzeitigen Operation sind unter anderem die USA (62 Millionen US-$), die Europäische Kommission (25 Millionen US-$), die Schweiz (2.5 Millionen US-$) und Deutschland (1.1 Millionen US-$).
Das UN World Food Programme (WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt. Unsere Nahrungsmittelhilfe wird 2008 rund 90 Millionen Hungernde in 78 Ländern unterstützen.