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Klimawandel hat dramatische humanitäre Folgen

Hilfsorganisationen fordern umfassende Reaktion der Staatengemeinschaft

Bonn, den 08.06.2009 – Mehrere UN-Hilfsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen rufen während der momentan stattfindenden Verhandlungen zum Klimawandel in Bonn dazu auf, in der Nachfolgevereinbarung zum Kyoto-Protokoll auf die dramatischen humanitären Auswirkungen des Klimawandels einzugehen. Die Organisationen verwiesen darauf, dass heute schon das Leben von etwa fünf mal mehr Menschen durch den Klimawandel beeinträchtigt wird als durch Konflikte.

Gemeinsam argumentieren die 18 Organisationen des Inter-Agency Standing Committee (IASC) dafür, dass die humanitäre Dimension des Klimawandels in die nächste Vereinbarung einfließen muss. Essentiell sei, dass die Vereinbarung einen durchführbaren Plan beinhalte, wie man den Auswirkungen extremen Wetters und einer Verschlechterung der Umweltbedingungen für gefährdete Gemeinschaften begegnen kann.

„Das Ausmaß der humanitären Herausforderung in der Zukunft durch den Klimawandel ist enorm. Dies ist ein entscheidender Moment um sicherzustellen, dass diese Herausforderung nicht unbezwingbar wird und um menschliches Leiden zu minimieren“, sagte John Holmes, UN-Nothilfekoordinator.

Drei Herausforderungen sind dabei besonders entscheidend: Erstens ist die Gesamtzahl der Menschen, die von Umweltkatastrophen betroffen sind, im vergangenem Jahrzehnt rasant gestiegen. Durchschnittlich 221 Millionen Menschen sind jedes Jahr direkt betroffen. Extreme und langsam einsetzende Klimaereignisse - wie Überschwemmungen, Stürme, Dürren, Wüstenbildung und ein Anstieg des Meeresspiegels - betreffen jedes Jahr mehr Menschen und erschweren das Leben in vielen Gemeinschaften. Die am stärksten betroffenen sind die Menschen, die jetzt schon mit den Auswirkungen von Armut, Unsicherheit, Hunger, schlechter Gesundheit und einer Verschlechterung der Umweltbedingungen zu kämpfen haben.

Zweitens ist abzusehen dass der Klimawandel die Migrationsbewegungen entscheidend verändern wird. Während die Migration für einige bereits eine Form der Anpassung ist, werden Millionen Menschen, die aufgrund längerer Dürren sowie wiederholter Überschwemmungen und Stürme heimatlos werden, besonders gefährdet sein und maßgebliche Hilfe sowie Schutz benötigen.

Über 20 Millionen Menschen wurden 2008 durch klimabedingte plötzliche Naturkatastrophen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Dies ergab eine neue Studie des Büros der UN für die Koordination humanitärer Angelegenheiten (OCHA) und des Norwegian Refugee Council (NRC).

„Zum ersten Mal haben wir damit einen handfesten Hinweis darauf, wie viele Menschen im Zuge des Klimawandels aufgrund plötzlicher Naturkatastrophen zur Flucht gezwungen sein werden“, sagte die Generalsekretärin des NRC, Elisabeth Rasmusson.

Drittens stellen die Verhandlungen in Kopenhagen die vorerst einmalige Gelegenheit dar, die internationale Reaktion auf die humanitären Konsequenzen des Klimawandels für die nächsten zehn Jahre zu gestalten. Mit dem richtigen Ansatz können viele Auswirkungen des Klimawandels im nächsten Jahrzehnt verhindert oder abgeschwächt werden. Die humanitäre Gemeinschaft kann mithilfe ihres Wissens, ihrer Programme und ihrer Partner dazu beitragen, diese Risiken unter Kontrolle zu bekommen.

Eine Anpassung an den Klimawandel wird jedoch ein neues humanitäres Arbeitsmodell erfordern. Dies muss sich auf Maßnahmen zur Prävention und Vorbereitung konzentrieren und lokal und national Kapazitäten aufbauen, die sich mit den zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels auseinandersetzen können.

Das UN World Food Programme (WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt. Unsere Ernährungshilfe wird 2009 rund 100 Millionen Hungernde in 77 Ländern unterstützen.