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Lebensmittelinflation und Währungskollaps bedrohen Ernährungssicherheit im Nahen Osten und in Nordafrika

KAIRO - Während im Nahen Osten und Nordafrika der Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan gefeiert wird, verschärft sich die Ernährungskrise wegen der hohen Inflation bei Lebensmitteln und des Zusammenbruchs von Währungen. Davon sind Millionen von Menschen in der gesamten Region betroffen, insbesondere jene, die in Ländern leben, die bereits von Konflikten und Instabilität betroffen sind.

Die Lebensmittelpreise schießen in die Höhe und viele Länder der Region haben mit lähmenden Haushaltsdefiziten, hoher Staatsverschuldung, Währungsabwertung und gefährlichen Inflationsraten zu kämpfen.

In fünf Ländern der Region hat die Inflation bei Lebensmitteln allein in diesem Jahr die 60-Prozent-Marke überschritten. Im Libanon und in Syrien ist mit 138 Prozent bzw. 105 Prozent eine dreistellige Inflation bei Lebensmitteln zu verzeichnen. Im Iran, in der Türkei und in Ägypten beträgt die jährliche Lebensmittelinflation mehr als 61 Prozent, so dass es für Familien schwierig ist, sich Grundnahrungsmittel wie Brot, Reis und Gemüse zu leisten. 

Da die einheimische Lebensmittelproduktion den Bedarf nicht decken kann, ist die Region durch die starke Abhängigkeit von Importen den Schwankungen der Weltmarktpreise für Nahrungsmittel ausgesetzt. Diese Volatilität wurde durch den Krieg in der Ukraine noch verschärft. Ein weiterer Grund sind unterbrochene Lieferketten, die zuletzt durch die COVID-19-Pandemie verursacht wurden.

„Die Abhängigkeit der Region von Nahrungsmittelimporten bedeutet, dass Millionen von Menschen - vor allem die Ärmsten - gefährdet sind, wenn interne oder externe Schocks die Nahrungsmittelpreise in die Höhe treiben“, sagte der Chefökonom des WFP, Arif Husain. „Die Kombination aus hoher Nahrungsmittelinflation, kollabierenden Währungen und stagnierenden Einkommen hat dazu geführt, dass Familien nicht mehr in der Lage sind, Essen auf den Tisch zu bringen.“

Trotz eines leichten Rückgangs in den letzten Monaten bleiben die weltweiten Lebensmittelpreise auf einem Zehnjahreshoch. „Diese Schwankung wird die inländische Lebensmittelinflation in Ländern, die mit einer toxischen Kombination aus fallenden Währungswerten und hoher Inflation konfrontiert sind, nicht dämpfen“, fügte Husain hinzu.

Nach Daten aus dem Februar befinden sich vier der 15 Länder in der Region auf der WFP-Beobachtungsliste für Währungen. Im Libanon, Ägypten, Syrien und Iran haben die Währungen allein in den letzten 12 Monaten zwischen 45 und 71 Prozent an Wert verloren.

„Im Jahr 2019 verdiente eine durchschnittliche syrische Familie genug, um mehr als das Doppelte dessen zu kaufen, was sie jeden Monat an Lebensmitteln benötigt“, sagte Kenn Crossley, WFP-Landesdirektor und Repräsentant in Syrien. „Im Moment kann eine Familie mit demselben stagnierenden Einkommen nur ein Viertel des Benötigten kaufen.“

Gleichzeitig wird die Nahrungsmittelproduktion in der Region sowohl durch Konflikte als auch durch eine sich verschärfende Klimakrise beeinträchtigt. Im Irak und in Syrien haben anhaltende Dürreperioden und die Auswirkungen von Konflikten die Anbauflächen verringert und die Nahrungsmittelproduktion eingeschränkt. Die Region ist stark von der Klimakrise betroffen und erlebt anhaltende Dürren und Hitzewellen, Waldbrände, Überschwemmungen, unregelmäßige Regenfälle und Erdrutsche.

Angesichts der anhaltenden Krise ist es von entscheidender Bedeutung, dass Regierungen, internationale Organisationen und Geberländer Maßnahmen ergreifen, um die Ernährungssicherheit in der gesamten Region zu gewährleisten. Dazu gehört die Aufstockung der Mittel für humanitäre Hilfe, die Unterstützung lokaler Landwirte zur Steigerung der Nahrungsmittelproduktion und die Bekämpfung der Ursachen für Konflikte und Instabilität in der Region.

„Die Regierungen müssen in der gesamten Region, in der fast alle Länder von Importen abhängig sind, mehr in die Landwirtschaft investieren“, sagte Corinne Fleischer, WFP-Regionaldirektorin für den Nahen Osten, Nordafrika und Osteuropa. „Das ist eine langfristige Strategie, die den Armen zwar nicht jetzt hilft, mit den Preissteigerungen fertig zu werden, sich aber in einigen Jahren auszahlen wird.“

Die Zahl der Menschen in der Region, deren Ernährung unsicher ist, ist in den letzten drei Jahren um 20 Prozent gestiegen - im Vergleich zu 2019 sind das mehr als 41 Millionen Menschen.

Als Reaktion darauf setzt WFP auf integrierte Ansätze, die darauf abzielen, die Ursachen der Ernährungsunsicherheit zu umfassend zu bekämpfen und gleichzeitig den unmittelbaren Bedarf zu decken. Im Jahr 2023 wird WFP fast 35 Millionen Menschen in der gesamten Nahost- und Nordafrika-Region mit Ernährungshilfe versorgen und daran arbeiten, die Widerstandsfähigkeit der am stärksten gefährdeten Menschen gegenüber regionalen und globalen Schocks zu stärken.

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Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt. Wir retten Leben in Notfällen und ebnen mit Ernährungshilfe den Weg zu Frieden, Stabilität und Wohlstand für Menschen, die von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

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Themen

Nahrungsmittelpreise Gesicherte Ernährung

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