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Kein Regen und keine Ressourcen: Millionen von Familien am Horn von Afrika steuern auf Katastrophe zu

WFP/Arete/ Fredrik Lerneryd. Eine Frau füttert ihre Ziege vor ihrem Haus in Wajir im Nordosten Kenias
NAIROBI - Der dringend benötigte Regen am Horn von Afrika ist nach fast einem Monat Regenzeit bisher ausgeblieben. Sollte dieser Zustand anhalten und die humanitäre Hilfe stagnieren oder sogar zurückgehen, könnte die Zahl der Hungernden 2022 aufgrund der Dürre von derzeit geschätzten 14 Millionen auf 20 Millionen ansteigen, warnte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) heute.

Während in Somalia eine Hungersnot droht sind eine halbe Million Menschen in Kenia nur noch einen Schritt von einer Hungerkatastrophe entfernt. In Äthiopien liegt die Mangelernährungsrate weit über dem Notfallgrenzwert. Für Familien, die ums Überleben kämpfen, wird die Zeit knapp. 

"Aus Erfahrung wissen wir, dass frühzeitiges Handeln entscheidend ist, um eine humanitäre Katastrophe abzuwenden, aber aufgrund fehlender Finanzierung waren unsere Möglichkeiten mit Hilfsmaßnahmen zu beginnen, bisher begrenzt", sagte Michael Dunford, WFP-Regionaldirektor für Ostafrika. " WFP und andere humanitäre Organisationen haben die internationale Gemeinschaft seit letztem Jahr gewarnt, dass diese Dürre katastrophale Folgen haben könnte, wenn wir nicht sofort handeln. Dennoch ist es nicht gelungen, Mittel in dem erforderlichen Umfang bereitzustellen."

Die Situation hat sich durch die Auswirkungen des Konflikts in der Ukraine noch verschärft. Die Kosten für Nahrungsmittel und Kraftstoff haben einen Höchststand erreicht. Die von der Dürre betroffenen Länder am Horn von Afrika werden wahrscheinlich am stärksten von den Auswirkungen des Konflikts betroffen sein. Die Kosten für einen Nahrungsmittelkorb sind bereits gestiegen - insbesondere in Äthiopien (66 Prozent) und Somalia (36 Prozent), die in hohem Maße von Weizen aus den Ländern des Schwarzmeerbeckens abhängig sind. Importunterbrechungen bedrohen die Ernährungssicherheit zusätzlich. Auf einigen Routen haben sich die Transportkosten seit Januar 2022 verdoppelt.

Im Jahr 2016/17 konnte eine dürrebedingte Katastrophe am Horn von Afrika durch frühzeitiges Handeln verhindert werden. Die humanitäre Hilfe wurde ausgeweitet, bevor sich der Hunger ausbreitete. So konnten Menschenleben gerettet und eine verheerende Hungersnot abgewendet werden. In diesem Jahr steht zu befürchten,  dass die sich abzeichnende Katastrophe aufgrund des gravierenden Mangels an Ressourcen nicht verhindert werden kann - Millionen Menschen werden darunter leiden.

Im Februar hatte WFP zuletzt zu dringender Finanzierung aufgerufen, doch es wurden weniger als vier Prozent der benötigten Mittel aufgebracht. In den nächsten sechs Monaten benötigt WFP 473 Millionen US-Dollar, um die Hilfe auszuweiten und Leben in den drei Ländern, Äthiopien, Kenia und Somalia, zu retten. 

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In Äthiopien sind die Ernten ausgefallen, mehr als eine Million Tiere sind verendet und schätzungsweise 7,2 Millionen Menschen im Süden und Südosten des Landes leiden Hunger. Das Land hat mit der schwersten Dürre seit 1981 zu kämpfen. WFP ist vor Ort und plant 3,5 Millionen Menschen mit Ernährungsnothilfe, Schulspeisungsprogrammen sowie resilienzstärkende Aktivitäten und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Um eine größere humanitäre Krise in den von der Dürre betroffenen Gebieten Äthiopiens zu verhindern und Dorfgemeinschaften gegen extreme Klimakatastrophen zu wappnen, ist eine sofortige und verstärkte Hilfe entscheidend. WFP benötigt in den nächsten sechs Monaten dringend 239 Mio. US-Dollar, um auf die Dürre in Südäthiopien zu reagieren.

In Kenia hat sich die Zahl der Menschen, die Hilfe benötigen, in weniger als zwei Jahren mehr als vervierfacht. Laut des Short Rains Assessment hat die rasch eskalierende Dürre dazu geführt, dass 3,1 Millionen Menschen akut Hunger leiden (IPC3 und höher), darunter eine halbe Million Kenianer*innen, die mit Hunger auf Notfallebene konfrontiert sind (IPC4). WFP benötigt dringend 42 Millionen US-Dollar bis Dezember, um den Bedarf der am stärksten betroffenen Gemeinschaften im Norden und Osten des Landes zu decken.  

In Somalia sind rund 6 Millionen Menschen (40 Prozent der Bevölkerung) von akutem Hunger (IPC3 oder höher) betroffen. Durch das Ausbleiben der Regenfälle und humanitärer Hilfe, droht in den kommenden Monaten einer Hungersnot. WFP weitet die Nahrungsmittel- und Ernährungsnothilfe aus, um bis Mitte dieses Jahres 3 Millionen Menschen zu unterstützen. Eine Finanzierungslücke von 192 Millionen US-Dollar in den nächsten sechs Monaten bedeutet jedoch, dass WFP weniger als die Hälfte der Mittel zur Verfügung steht, die es für eine weitere Aufstockung benötigt. Infolgedessen muss WFP sowohl Ernährung (dabei hat die Behandlung von Mangelernährung Vorrang vor der Prävention) als auch der Nahrungsmittelhilfe priorisieren. WFP hat das bisher größte vorrausschauende Hilfspaket in Afrika gestartet und unterstützt gefährdete somalische Haushalte in Dürregebieten mit zusätzlichen Geldtransfers. Eine öffentliche Informationskampagne, soll helfen, die Auswirkungen einer möglicherweise vierten ausgefallenen Regenzeit zu überstehen. Außerdem führt WFP Programme fort, die Lebensgrundlagen sichern und die Widerstandsfähigkeit sowie Ernährungssysteme stärken, um die jüngsten Entwicklungserfolge zu schützen und gefährdete Somalier*innen langfristig vor Dürren und anderen Krisen zu schützen.

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Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) ist Träger des Friedensnobelpreises 2020. Wir sind die größte humanitäre Organisation der Welt, retten Leben in Notfällen und ebnen mit Ernährungshilfe den Weg zu Frieden, Stabilität und Wohlstand für Menschen, die von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

 

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Klima Gesicherte Ernährung

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