Nahrungsmittelhilfe erreicht wieder westliches Afghanistan - Über eine Million Menschen bislang von Hilfe abgeschnitten
Kabul, 11. Juli 2007 - Nach einer wochenlangen Unterbrechung kann das UN World Food Programme (WFP) wieder dringend benötigte Nahrungsmittel ins westliche Afghanistan liefern. Die schlechte Sicherheitslage hatte WFP Ende Mai gezwungen, den Transport entlang der südlichen Ringstraße in Afghanistan einzustellen. Die Route ist entscheidend, um über eine Million Erwachsene und Kinder im Land mit Nahrung zu versorgen.
“Es ist ein wichtiger Durchbruch für unsere Operation, dass die Lkws sich wieder entlang der großen Ringstraße bewegen können, besonders für die westliche Region“, sagte der WFP-Landesdirektor von Afghanistan, Rick Corsino. “Dort haben etwa 100.000 sehr arme Afghanen wochenlang hierauf gewartet.“
In den letzten Tagen wurden 280 Tonnen WFP-Nahrungsmittel von Kandahar nach Hirat gebracht. In Hirat mangelte es zunehmend an Nahrungsmittelvorräten, seitdem die Lieferungen am 28. Mai nach Angriffen auf Transporte gestoppt wurden. Weitere Lieferungen in andere Regionen entlang der Ringstraße, etwa zugunsten von 940.000 Schulkindern, mussten ebenfalls gestoppt werden. Allein im Laufe der letzten zwölf Monate wurden 26 Lkw-Konvois von WFP im Lande angegriffen, wodurch die Versorgung Bedürftiger in Teilen West-, Süd- und Ost-Afghanistans gefährdet wurde.
Aktuell begann die Nahrung für gefährdete Familien in Hirat, Farah, Badghis und Ghor durch die unterbrochenen Transporte zur Neige zu gehen. Zu den Hilfsempfängern gehören 65.000 Menschen, die im Austausch für die Nahrung Gemeindearbeiten leisten. Weitere 55.000 Menschen absolvieren im Rahmen von „Food-for-Training“-Programmen Ausbildungs- oder Alphabetisierungskurse. Außerdem waren circa 4.000 Tuberkulosepatienten betroffen, die Nahrungsrationen als Anreiz bekommen, um ihre Behandlung fortzuführen.
Trotz der Wiederaufnahme der Lkw-Transporte bleiben Sicherheitsprobleme bestehen. Vier von WFP unter Vertrag genommene Lkws mit bewaffneter Eskorte wurden auf der Verbindungsstraße zur Provinz Nimroz im süd-westlichen Afghanistan am 6. Juli angegriffen. Zwei Polizeibeamte und 13 Angreifer wurden Berichten zufolge getötet. Ein Fahrer und sein Helfer wurden für zwei Tage als Geiseln genommen und geschätzte 40 Tonnen Nahrungsmittel gingen verloren.
Die schlechte Sicherheitslage entlang der südlichen Ringstraße hat bislang auch Lieferungen in die entgegen gesetzte Richtung, von Hirat in das südliche und östliche Afghanistan unterbrochen. WFP war es deshalb nicht möglich, 940.000 Kinder mit ihrer täglichen Zwischenmahlzeit in der Schule zu versorgen. Andere Operationen - auch im westlichen Afghanistan - verliefen zugleich weiterhin reibungslos.
„Wir planen langsam, unsere Transporte auf der südlichen Ringstraße zu erhöhen, sofern die Sicherheitslage dies erlaubt“, sagte Corsino. „Wir wollen so schnell wie möglich wieder zur normalen Operation zurückkehren, während der wir jede Woche 1.500 bis 2.000 Tonnen auf der Straße transportiert haben.“
Die schlechte Sicherheitslage in weiten Teilen Afghanistans ist ein großes Hindernis für humanitäre Hilfslieferungen. WFP plant in den nächsten Jahren 6,6 Millionen Afghanen mit 520.000 Tonnen Nahrungsmitteln zu versorgen. Die derzeitige, auf drei Jahre geplante und 377,1 Millionen US-Dollar teure WFP-Mission in Afghanistan ist zu 61% finanziert. Die Bundesregierung beteiligt sich mit 1,3 Millionen US-Dollar an der Operation.
Das UN World Food Programme (WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt. Unsere Nahrungsmittelhilfe erreicht jährlich rund 90 Millionen hungernde Menschen, darunter 58 Millionen Kinder in den ärmsten Ländern der Welt.