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Neue WFP-Analyse: jeder Prozentpunkt gekürzter Ernährungshilfe treibt 400.000 Menschen in den Hunger

Auch abseits der großen Krisen, wie hier in Togo, ist WFP eine der wenigen Lebensadern für Hungernde. © WFP/Richard Mbouet
Rom – Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) hat heute vor einer Zuspitzung des globalen Hungers gewarnt. Die Organisation schätzt, dass jede Kürzung der Ernährungshilfe um ein Prozent mehr als 400.000 Menschen an den Rand der Hungersnot treiben könnte.

WFP ist gezwungen, die Rationen in den meisten Einsätzen drastisch zu kürzen, da die internationalen Mittel für humanitäre Hilfe deutlich sinken. Expert*innen der Organisation schätzen, dass dadurch in den nächsten zwölf Monaten weitere 24 Millionen Menschen von einer Hungersnot bedroht sein könnten - ein Anstieg um 50 Prozent gegenüber dem derzeitigen Stand. 

„Angesichts der Rekordzahl von hungernden Menschen auf der Welt müssen wir die lebensrettende Hilfe ausweiten, anstatt sie zu kürzen”, sagte Cindy McCain, Exekutivdirektorin von WFP. „Wenn wir nicht die Unterstützung erhalten, die wir brauchen, um eine weitere Katastrophe abzuwenden, wird die Welt zweifellos mehr Konflikte, mehr Unruhen und mehr Hunger erleben. Entweder wir schüren die Flammen der globalen Instabilität, oder wir arbeiten schnell daran, das Feuer zu löschen." 

Weltweit sind derzeit 345 Millionen Menschen von akutem Hunger (IPC3+) betroffen, davon sind 40 Millionen am Rande einer Hungersnot (IPC4). Diese Menschen sind gezwungen, schmerzliche Entscheidungen zu treffen, um zu überleben. Sie laufen Gefahr, an Mangelernährung zu sterben. Die Ernährungshilfe von WFP ist eine Lebensader und oft das Einzige, was sie vor der Hungersnot schützt. 

 

WFP kämpft darum, den weltweiten Bedarf an Ernährungshilfe zu decken und ist gleichzeitig in diesem Jahr mit einer Finanzierunglücke von über 60 Prozent konfrontiert – die höchste in der 60-jährigen Geschichte von WFP. Es ist auch das erste Mal, dass Zuwendungen zurückgehen, während die Not kontinuierlich steigt.  

Expert*innen der Organisation befürchten, dass ein humanitärer Teufelskreis in Gang gesetzt wird, bei dem WFP gezwungen ist, von den Hungernden zu nehmen, um die Verhungernden zu ernähren. Massive Kürzungen wurden bereits in fast der Hälfte der WFP-Einsätze vorgenommen, darunter erhebliche Kürzungen in Krisengebieten wie Afghanistan, Bangladesch, der Demokratischen Republik Kongo, Haiti, Jordanien, Palästina, Südsudan, Somalia und Syrien. Die Kürzungen der lebensrettenden Hilfe werden dazu führen, dass die Zahl der Hungernden noch weiter ansteigt. 

„Es gibt nur einen Ausweg“, sagte die WFP-Exekutivdirektorin. „Wir müssen Hilfseinsätze finanzieren, um die Hungernden heute zu ernähren und gleichzeitig in langfristige Lösungen investieren, die die Ursachen des Hungers bekämpfen. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, den unhaltbaren und kostspieligen Teufelskreis aus Krisen und Notmaßnahmen zu beenden.“

Die ganze Analyse herunterladen.

 

Hinweise für Redakteur*innen:  

  • In der Analyse der WFP-Abteilung für Research Assessment and Monitoring (RAM), wird auf Makroebene berechnet, wie sich Kürzungen der WFP-Hilfe über einen Zeitraum von zwölf Monaten auf hungernde Bevölkerungsgruppen auswirken würden. Die Analyse zeigt die aggregierten Auswirkungen von Kürzungen der WFP-Hilfseinsätze weltweit. Die Beziehung zwischen Kürzungen und Hunger ist nicht linear: Eine Kürzung von 10 auf 11 Prozent der Hilfe hat geringere Auswirkungen als eine Kürzung von 45 auf 46 Prozent. 
  • Zur Erstellung des Modells untersuchte die RAM-Abteilung von WFP die sechs Einsatzregionen der Organisation (Asien-Pazifik, Naher Osten, Westafrika, südliches Afrika, Ostafrika und Lateinamerika). Sie analysierten das Ausmaß des aktuellen Hungers und den Umfang, in dem Menschen in jeder Region auf Ernährungshilfe angewiesen sind. Anschließend wurde ein Durchschnittswert ermittelt, um WFP einen globalen Überblick zu verschaffen. Die Berechnung kann nicht auf die einzelnen Länder angewandt werden. 
  • Die Analyse basiert auf den täglichen Ausgaben von WFP pro Person (einschließlich Nahrungsmittelkosten, Gesamtwert der Bargeldtransfers und Verteilungskosten) und ist ein Durchschnittswert für alle Programme (Nahrungsmittel- und Bargeldhilfe, Ernährung, Schulmahlzeiten und Resilienzprogramme). 
  • Die Analyse berücksichtigt nur die Auswirkungen von Kürzungen der WFP-Ernährungshilfe auf den Hunger. Das Modell berücksichtigt keine anderen Faktoren, die den Hunger weltweit erhöhen könnten, wie Konflikte oder Klimakatastrophen, oder die zu einer Verbesserung führen könnten, wie ein Rückgang der inländischen Lebensmittelinflation. 
  • Einige Ländereinsätze, bei denen bereits erhebliche Kürzungen der Ernährungshilfe vorgenommen wurden: In Afghanistan war WFP im Mai gezwungen, die Hilfe um 66 Prozent (8 Mio. Menschen) zu kürzen. Auch in Syrien, Somalia und Haiti kam es in Juli zu erheblichen Kürzungen: In Syrien wurde die Hilfe um 45 Prozent (2,5 Mio. Menschen) gekürzt und in Haiti um 25 Prozent (100.000 Menschen). In Somalia musste WFP die Hilfe auf 2,4 Mio. Menschen beschränken. Dies ist eine Kürzung um 49 Prozent gegenüber den 4,7 Mio. Menschen, die während der Bekämpfung der Hungersnot Ende 2022 unterstützt wurden. 

Themen

Gesicherte Ernährung Finanzierung

Kontakt

Martin Rentsch

Pressesprecher

+49 160 99 26 17 30

martin.rentsch@wfp.org