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Somalia: 5. Todesopfer bei WFP-Hilfstransporten

Weiter keine Eskorte für WFP-Schiffe – Versorgung von über 2 Millionen Menschen gefährdet

Nairobi, 16.07.2008 - Bei einem Hilfstransport des UN World Food Programme (WFP) in Somalia ist binnen weniger Tage erneut ein Todesopfer zu beklagen. Bewaffnete Milizionäre haben eine Begleitperson eines Transports im Süden des Landes erschossen. Es war bereits das fünfte Todesopfer bei Hilfslieferungen des WFP in Somalia seit Anfang des Jahres. Zugleich hat sich die Sicherheitslage vor allem im Süden und im Zentrum des Landes deutlich verschlechtert.

Die Milizionäre erschossen den Mann in der im Süden gelegenen Stadt Buale nach einem Streit. Die Milizionäre verlangten Geld von den Fahrern der Transporte, damit die Lastwagen mit Hilfsgütern durch den Checkpoint gelassen werden. Im Süden und Zentrum Somalias befinden sich hunderte dieser Checkpoints.

„Wir verurteilen diese Schießereien und sind sehr besorgt darüber, dass die steigende Unsicherheit die humanitäre Hilfe in Somalia sabotiert“, sagte Peter Goossens, WFP-Landesdirektor für Somalia. Goossens fügte hinzu, dass aufgrund der Dürre und der hohen Nahrungsmittelpreise mehr als zwei Millionen Menschen Hilfe benötigen. Eine Serie von Entführungen von und Angriffen auf humanitäre Helfer und Mitglieder der Zivilgesellschaft hat in den vergangenen Wochen begonnen.

Goossens merkte an, dass WFP verpflichtet sei, in Somalia zu helfen und dass es weiterhin große Mengen Hilfsgüter liefern werde, trotz des steigenden Risikos. Er forderte zugleich, dass alle Konfliktparteien die Sicherheit humanitärer Hilfe gewährleisten müssten. Andernfalls würden sie schuld daran seien, wenn Hilfslieferungen letztlich undurchführbar würden. In 2008 wurden zuvor bereits vier WFP-Fahrer in Somalia ermordet.

Bereits am Freitag war zudem ein Mitarbeiter einer einheimischen Nichtregierungsorganisation während einer Verteilung von WFP-Nahrungsmitteln in einem Lager nahe der Hauptstadt Mogadischu angeschossen worden. Der Mann wurde im Gesicht getroffen und nach Mogadischu in ein Krankenhaus gebracht.

Für den Rest des Jahres muss WFP die Menge der Nahrungsmittelhilfsimporte verdoppeln, um durchschnittlich 2,4 Millionen Menschen jeden Monat zu unterstützen. Entscheidend hierfür ist der Transport per Schiff, weswegen WFP dringend um Eskorten für seine Schiffe gebeten hat, die von der Piraterie am Horn von Afrika bedroht sind. Während immer mehr Menschen im Lande auf Hilfslieferungen angewiesen sind, könnte deren Nachschub bald zusammenbrechen, da Piraten die Ankunft weiterer WFP-Schiffe derzeit unmöglich machen.

WFP benötigt immer noch die Zusage einer Regierung, eine neue Eskorte für seine Schiffe bereitzustellen, damit die Nahrungsmitteltransporte nicht den Piraten in den Gewässern vor Somalia zum Opfer fallen. 90 Prozent der WFP-Nahrungsmittelhilfe für Somalia werden per Schiff ins Land gebracht.

WFP-Schiffe waren in den Gewässern immer wieder entführt worden, bis sie seit Ende 2007 von Eskorten begleitet worden waren. Ende Juni beendete eine Fregatte der Königlichen Niederländischen Marine jedoch diese Mission. WFP hat bislang vergeblich andere Staaten um eine neue Eskorte in den Gewässern gebeten, in denen jüngst auch zwei deutsche Touristen mit ihrer Yacht entführt worden sind.

Das UN World Food Programme (WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt. Unsere Nahrungsmittelhilfe wird 2008 rund 90 Millionen Hungernde in 78 Ländern unterstützen.