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Über 1 Milliarde Menschen hungern

Trauriger Rekord durch Wirtschafts- und Welternährungskrise - jeder sechste Mensch betroffen

Rom, den 19. Juni 2009 - Der weltweite Hunger wird 2009 einen historischen Höhepunkt erreichen: 1,02 Milliarden Hungernde - dies ist die heute veröffentlichte Schätzung der UN Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO (Food and Agriculture Organization).

Der jüngste Anstieg des Hungers ist nicht die Folge von weltweit schlechten Ernten, sondern wurde verursacht durch die Weltwirtschaftskrise, die zu niedrigeren Einkommen und steigender Arbeitslosigkeit führte. Dadurch konnten sich Millionen Arme weniger Nahrungsmitteln leisten, so die FAO.

„Ein gefährlicher Mix aus globalem Wirtschaftsabschwung und sehr hohen Preisen in vielen Ländern hat dazu geführt, dass 100 Millionen mehr an chronischem Hunger und Armut leiden als noch im letzten Jahr“, so FAO-Exekutivdirektor Jacques Diouf. „Diese stille Hungerkrise betrifft ein Sechstel der Weltbevölkerung und stellt eine ernstzunehmende Bedrohung für den globalen Frieden und die internationale Sicherheit dar.“

„Der rasante Anstieg an akutem Hunger stellt eine enorme humanitäre Krise dar. Die Welt muss zusammenrücken, um die notwendige Katastrophenhilfe bereitzustellen, bis langfristige Lösungen greifen“, sagte Josette Sheeran, Exekutivdirektorin des UN World Food Programme (WFP).

Während in den 1980ern und der ersten Hälfte der 1990er Fortschritte in der Bekämpfung von Hunger erlangt wurden, hat die Zahl der Hungerleidenden im letzten Jahrzehnt langsam aber stetig zugenommen, so die FAO. Die Zahl der Hungernden stieg zwischen 1995-97 und 2004-06 in allen Regionen, mit Ausnahme von Lateinamerika und der Karibik. Aber sogar in diesen Regionen haben sich die Fortschritte bei der Hungerbekämpfung im Zuge hoher Nahrungsmittelpreise und des derzeitigen weltweiten Wirtschaftabschwungs ins Gegenteil verkehrt.

Laut der FAO-Prognose ist damit zu rechnen, dass die Zahl der Hungernden in diesem Jahr insgesamt um 11 Prozent steigt, größtenteils aufgrund von wirtschaftlichen Einbrüchen und sehr hohen nationalen Nahrungsmittelpreisen.

„Viele der Armen und Hungernden sind Kleinbauern in Entwicklungsländern. Trotz allem haben sie eigentlich das Potential, nicht nur ihre eigenen Bedürfnisse zu decken, sondern die Nahrungsmittelsicherheit insgesamt zu verbessern und Wirtschaftswachstum anzukurbeln“ sagte Kanayo F. Nwanze, Präsident des International Fund for Agricultural Development (IFAD). „Für die meisten Entwicklungsländer gibt es wenig Zweifel daran, dass Investitionen in die kleinbäuerliche Landwirtschaft das nachhaltigste Netz zur sozialen Absicherung ist“, fügte Nwanze hinzu.

Im Kampf mit der globalen Rezession wird wahrscheinlich die arme Bevölkerung in den Städten mit den massivsten Problemen konfrontiert sein, da eine verringerte Exportnachfrage und reduzierte Auslandsinvestitionen am stärksten die urbanen Arbeitsplätze treffen werden. Aber auch die ländlichen Regionen werden nicht verschont bleiben. Millionen von städtischen Migranten werden aufs Land zurückkehren, und in vielen Fällen wird die arme Landbevölkerung gezwungen sein, ihre Last zu teilen.

Einige Entwicklungsländer kämpfen außerdem damit, dass in diesem Jahr die Transferzahlungen von Migranten in ihre Heimatländer bedeutend zurückgegangen sind, wodurch sich die Devisenvorräte und die Haushaltseinkommen verringert haben. Weniger Transfers und der prognostizierte Rückgang an öffentlicher Entwicklungshilfe werden es außerdem deutlich erschweren, Zugang zu Investitionskapital zu erlangen sowie Programme zur sozialen Sicherung für die ärmere Bevölkerung durchzuführen.

Die Wirtschaftskrise folgt der Nahrungsmittel- und Treibstoffkrise der Jahre 2006-08. Verglichen mit den Nahrungsmittelpreisen am Weltmarkt gingen die Preise in den Entwicklungsländern in den vergangenen Monaten nur sehr langsam zurück.

Das UN World Food Programme (WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt. Unsere Ernährungshilfe wird 2009 rund 105 Millionen Hungernde in 74 Ländern unterstützen.