UN-Bericht: Jeder fünfte Einwohner von Ost-Timor braucht bald Nahrungsmittelhilfe
Bangkok, 22. Juni 2007 - Jeder fünfte Ost-Timorese ist in den nächsten Monaten auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, weil anhaltende Dürren und Heuschreckenplagen die Ernte in Ost-Timor verwüstet haben. Die Ernte wesentlicher Getreidesorten ist um fast ein Drittel niedriger als erwartet ausgefallen, wie ein heute veröffentlichter Bericht der UN Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und des UN World Food Programme (WFP) belegt.
Um eine ernsthafte Nahrungsmittelkrise zu verhindern werden zwischen 210.000 und 220.000 gefährdete Menschen, die in den entlegenen Gebieten des Inselstaates leben, mehr als 15.000 Tonnen Nahrungsmittelhilfe benötigen - besonders während der bevorstehenden sechs Monate vor der nächsten Ernte, der so genannten „Hungersaison“ von Oktober 2007 bis März 2008.
“Die diesjährige schlechte Ernte hat die ohnehin schwierige Situation vieler Menschen in ganz Ost-Timor noch verschlechtert, was insbesondere die ärmsten Menschen in den abgelegenen Gebieten betrifft“, sagte Anthony Banbury, WFP-Regionaldirektor für Asien. “Und für viele Timoresen, die während des Konflikts im letzten Jahr vertrieben wurden, bedeutet ein geringeres heimisches Nahrungsmittelangebot, dass sie auf Hilfe angewiesen sind.”
Der neue Bericht, der auf den Ergebnissen einer gemeinsamen Untersuchungsmission der beiden UN-Organisationen im März und April beruht, stellt fest, dass die Produktion von Mais um 30 Prozent auf 70.000 Tonnen zurückgegangen ist. Mais ist Ost-Timors wichtigste Anbaupflanze. Die Erträge bei Getreide, Maniok und anderen Knollengewächsen sind um 25 bis 30 Prozent zurückgegangen, während die Reisproduktion um 20 Prozent fiel.
“Die Erzeuger brauchen dringen Mais- und Reissaatgut, Düngemittel und andere landwirtschaftliche Produkte, um die nächste Anbausaison vorzubereiten”, sagte Henri Josserand, Vorsitzender des weltweiten Informations- und Frühwarnsystems der FAO.
Für 2007/08 (April/März) wird das Getreidedefizit auf 86.000 Tonnen geschätzt. Nach erwarteten kommerziellen Importen von 71.000 Tonnen (inklusive des Einkaufs von 16.000 Tonnen durch die Regierung zur Bildung einer strategischen Nahrungsmittelreserve), bleibt ein Getreidedefizit von 15.000 Tonnen, das mit internationaler Nahrungsmittelhilfe überbrückt werden muss.
Zusätzlich zu den von Ernteausfällen Betroffenen leben aufgrund der im Jahr 2006 ausgebrochenen politischen Krise fast 100.000 Binnenvertriebene in der Hauptstadt Dili oder bei Verwandten im Umland. Die betroffenen Haushalte werden seit Mai 2006 mit Nahrungsmittelhilfe unterstützt. Angesichts des steigenden Bedarfs in Ost-Timor suchen die UN-Organisation Finanzierungsquellen für wesentliche landwirtschaftliche Maßnahmen und Nahrungsmittelhilfe.
Den ausführlichen Bericht finden Sie unter: http://www.fao.org/giews/english/alert/index.htm
Das UN World Food Programme (WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt. Jedes Jahr erreicht es durchschnittlich 90 Millionen Menschen, darunter 58 Millionen Kinder, in 80 Ländern.