WFP muss Essensrationen in Darfur wegen fehlender Gelder drastisch kürzen
Khartum, 28. April 2006 (WFP) Trotz des furchtbaren Leids von Millionen Menschen im Sudan muss das UN World Food Programme (WFP) wegen fehlender Gelder die Essensrationen ab Mai drastisch kürzen.
WFP hat sich gezwungenermaßen entschlossen, die Tagesration auf 1050 Kilokalorien zu reduzieren - der Hälfte des täglichen Minimums von 2100 Kilokalorien pro Person. Nur so ist es möglich, die hungernden Menschen bis zur nächsten Ernte mit Nahrungsmitteln zu versorgen.
"Das ist eine der schwierigsten Entscheidungen, die ich jemals fällen musste. Haben die Menschen in Darfur denn noch nicht genug gelitten? Dieser Geldmangel ist wirklich nur schwer zu verstehen, da letztes Jahr die offizielle Entwicklungshilfe auf 107 Milliarden US Dollar gestiegen ist - doppelt so viel wie vor ein paar Jahren. Die Geberländer sind wirklich großzügig, aber sie setzen die Opfer humanitärer Krisen wie in Darfur nicht hoch genug auf ihre Prioritätenliste", sagte James Morris, WFP Exekutiv-Direktor.
"Nahrung muss das Wichtigste sein - wir können Familien, die ihr Zuhause und Verwandte verloren haben, nicht auf eine 1000-Kalorien Diät pro Tag setzen. Aber wir sind gezwungen die Rationen im Sudan zu kürzen, damit wir den Menschen wenigstens etwas Nahrung in der Hungerzeit geben können. Unsere Geber waren 2005 hilfsbereit - sie sollten es auch 2006 sein" fügte Morris hinzu.
Trotz wiederholter Appelle an die Geberländer hat WFP bisher erst 238 Millionen US Dollar oder 32 Prozent der in diesem Jahr im Sudan benötigten 746 Millionen US Dollar erhalten. 6,1 Millionen Menschen in Darfur, im Süden, Osten und anderen Regionen Sudans brauchen Nahrungsmittelhilfe.
WFP verhandelt gerade mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung über 2 Millionen Euro (2,5 Millionen US Dollar) für die Sudan-Operation. Dr. Monika Midel, Direktorin von WFP Deutschland, sagte Freitag "Zu diesem kritischen Zeitpunkt ist es gut, dass man sich auf diesen treuen Partner verlassen kann".
WFP ist besonders besorgt über die möglichen Auswirkungen der Kürzungen auf die Situation in Darfur, wo Gewalt auch weiterhin enormes Leid verursacht.
"Es ist doch bestürzend, dass dieser Geldmangel die Fortschritte bedroht, die die humanitären Organisationen im vorigen Jahr gemacht haben, als die Unterernährung um die Hälfte gesunken war. Wir hatten schon so viel erreicht.", sagte Morris.
Im März gab WFP die ersten Kürzungen der Essensrationen für 3,5 Millionen Menschen bekannt. Ende Februar hatte WFP erst 4 Prozent der für 2006 benötigten Gelder erhalten. Zwar sind seitdem Zuwendungen eingetroffen, aber sie waren insgesamt zu niedrig, um neue Kürzungen zu verhindern. WFP konnte deswegen auch nicht ausreichend Nahrungsmittel für volle Essensrationen beschaffen und schon vorsorglich vor der Regenzeit deponieren. Es kann vier Monate von der Zusage einer Spende bis zur Verteilung der Nahrung vor Ort dauern.
Im Süden Sudans sind die Menschen nicht von den Kürzungen betroffen, wo sie zum Teil schon selber Nahrung anbauen können. In den Gebieten von Abyei, Süd Kordofan und Blue Nile gibt es auch Rationskürzungen, jedoch nicht so starke wie in Darfur und im Osten Sudans.
(Geberliste: USA 188 Mio.$, UN Common Humanitarian Fund 16,6 Mio.$, Kanada 3,9 Mio. $, Libyen 4,5 Mio.$, Norwegen 1,8 Mio. $, Irland 1,2 Mio. $, Italien 1,2 Mio. $, Schweiz 757.600 $, Belgien 604.600 $, Privatspenden 20.000 $)