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COP26 und Klimakrise: Jetzt handeln, oder Millionen Menschen rutschen in Hunger und Hungersnot ab

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) und seine humanitären Partner benötigen dringend Mittel, um vorrausschauende Hilfe zu leisten, Böden wieder fruchtbar zu machen und vulnerable Gemeinschaften vor den Folgen des Klimawandel zu schützen.
, WFP Editorial

Von Afghanistan bis Simbabwe:  Durch den Klimawandel hervorgerufene Wetterextreme verursachen Elend und Hunger für Millionen von Menschen. 811 Millionen Menschen hungern derzeit weltweit, eine Zahl, die exponentiell ansteigen wird, wenn die 196 Länder, die 2015 das Pariser Abkommen unterzeichnet haben, ihren Verpflichtungen nicht nachkommen.

Die Industrieländer haben versprochen, die Finanzmittel und Ressourcen bereitzustellen, die gefährdete Länder mit niedrigem Einkommen benötigen, um sich an die verheerenden Folgen der Krise anzupassen. Aus diesem Grund ist COP26, die große UN-Klimakonferenz, die am Sonntag in Glasgow begonnen hat, besonders wichtig.

In ihrem Bestreben, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen und ‚deutlich unter‘ 2°C zu halten, versucht, die internationale Gemeinschaft das Schlimmste zu verhindern. Doch wir dürfen nicht vergessen: Die Klimakrise ist bereits im vollen Gange und wir müssen jetzt dringend handeln.

Rwanda
Die Bewohner*innen von Mujuga, Ruanda, einem für die Klimakrise anfälligen Gebiet, bauen im Rahmen eines von UNICEF, FAO und WFP unterstützten Projekts Terrassen. Foto: WFP/John Paul Sesonga

Wir alle sind von Klimawandel betroffen. In diesem Jahr kam es in Deutschland und New York zu verheerenden Überschwemmungen. In Italien wurden mit 48,8 °C die heißesten Temperaturen registriert, die jemals in Europa gemessen wurden – Waldbrände verwüsteten beliebte Urlaubsziele in Griechenland und der Türkei.

Ethiopien, Madagaskar, dsudan und Jemen gehören zu den Ländern, in denen derzeit 584.000 Menschen von hungersnotähnlichen Zuständen bedroht sind, da der Klimawandel mit . In einigen dieser Länder wirkt Klimawandel mit Konflikt zusammen – einer weiteren Hauptursachen von Hunger, die 42 Millionen Menschen an den Rand einer Hungersnot treibt.

Gernot Laganda, Leiter des Bereichs Klima- und Katastrophenvorsorge von WFP erklärt: „Natürliche Ressourcen, wie sauberes Wasser und fruchtbares Land, werden knapp und der Wettbewerb um diese Ressourcen wird immer härter. Dies führt zu einer toxischen Wechselwirkung zwischen der Klimakrise, Konflikten und Hunger“.

Jüngsten Zahlen zufolge würden bei einem Temperaturanstieg der Erde um 4°C über das vorindustrielle Niveau 1,8 Milliarden mehr Menschen in den Hunger getrieben werden. Um sich vorzustellen, wie diese Herausforderung aussehen wird, muss man folgendes bedenken. Schon jetzt plant WFP und seine 20.000 Mitarbeiter*innen in mehr als 80 Ländern 100 Millionen Menschen zu erreichen und benötigt dafür 6,6 Milliarden US-Dollar, um eine Hungersnot abzuwenden.

Letzte Woche brachte Petteri Taalas, Leiter der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), die Dringlichkeit der anstehenden Aufgabe auf den Punkt: „Das rasche Schrumpfen der letzten verbliebenen Gletscher in Ostafrika, die in naher Zukunft voraussichtlich vollständig abschmelzen werden, signalisiert die Gefahr einer unmittelbar bevorstehenden und unumkehrbaren Veränderung des Erdsystems.“

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Ein Hirte in Wayu Ward im Tana River County im Südosten Kenias kann nichts dagegen tun, dass ein weiteres seiner Tiere der Dürre zum Opfer fällt. Foto: WFP/Martin Karimi
Bangladesh
Im überschwemmungsgefährdeten Rangpur in Bangladesch helfen Maßnahmen wie das sogenannte Forecast-based Financing – die Finanzierung von Hilfsmaßnahmen auf Basis von Prognosen – und die Klimarisikoversicherung, die Lebensgrundlagen der Menschen zu schützen. Foto: WFP/Sayid Asif Mahmoud

Auf der zweiwöchigen Konferenz, die vom Vereinigten Königreich und Italien in Schottland ausgerichtet wird, wollen WFP, andere UN-Organisationen und humanitäre Partner nicht nur die Realitäten der Klimakrise hervorheben. Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, zu bewerten, wie wir vor dem Hintergrund der Klimakrise zusammenarbeiten, koordinieren und handeln. 

Nothilfe ist ein zentraler Aspekt der Arbeit von WFP. Das hat die Organisation nach dem Zyklon Idai in Mosambik im Jahr 2019 und vor kurzem nach dem Erdbeben in Haiti bewiesen.

Beasley in Haiti
WFP-Exekutivdirektor, David Beasley, in Lièvre, Haiti, mit Sainte-Elia Laborde, einer Überlebenden des Erdbebens vom August. Foto: WFP/Marianela González

Wir wollen lieber mit den heraufziehenden Klimagefahren umgehen, bevor sie sich zu Katastrophen auswachsen.Auf Grundlage von Frühwarndaten kann finanzielle Unterstützung freigegeben, geschädigte Ökosysteme als natürliche Schutzschilde wiederhergestellt und die am stärksten gefährdeten Menschen durch Sicherheitsnetze und Versicherungen gegen Klimaextreme geschützt werden.

Das WFP-Klimarisikomanagement erreicht mehr als sechs Millionen Menschen in 28 Ländern. In Bangladesch unterstützte WFP im Juli letzten Jahres 120.000 Menschen mit Bargeld, vier Tage bevor schwere Überschwemmungen entlang des Jamuna-Flusses vorhergesagt wurden. Dieses Geld wurde von den Menschen verwendet, um Nahrungsmittel und Medikamente zu kaufen, wichtige Güter zu schützen und Vieh und Familien in Sicherheit zu bringen.

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Ein von WFP unterstütztes Projekt zur Stabilisierung von Sanddünen in Ambohitsirohitra, im Süden Madagaskars, bekämpft die Wüstenbildung, die die Ernten unter sich begräbt. Foto: WFP/Alice Rahmoun

Durch die Nutzung von Frühwarndaten zur Auslösung frühzeitiger Maßnahmen verhilft WFP den betroffenen Haushalten dazu, sich auf die Auswirkungen von Überschwemmungen vorzubereiten und Verluste und Schäden zu vermeiden. Dadurch werden die Kosten für die Nothilfe gesenkt.

Im Tschad arbeitet WFP in der trockenen Sahelzone an der Einrichtung von Baumschulen, die jährlich rund eine Million Baumsetzlinge produzieren. Die Bäume tragen dazu bei, degradiertes Land wieder nutzbar zu machen, den Grundwasserspiegel aufzufüllen, Tausende von Tonnen Kohlendioxid zu binden und die Produktion nahrhafter Nahrungsmittel zu ermöglichen.

In Mittelamerika hat WFP über 32.200 gefährdete Menschen im sogenannten ‚Dry Corridor‘ in El Salvador, Guatemala und Honduras dabei unterstützt, sich an die Auswirkungen der Dürre anzupassen und ihre Lebengrundlagen durch einkommensschaffende Maßnahmen zu verbessern.

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Untergewichtige und mangelernährte Kinder warten im Juni in einem Ernährungszentrum im Bezirk Ambovombe auf eine Behandlung. Foto:  WFP/Shelley Thakral

Im Jahr 2020 schützte WFP im Rahmen seiner Initiative ‚African Risk Capacity Replica‘ 1,2 Millionen Menschen in Mali, Mauretanien, Burkina Faso, Simbabwe und Gambia mit einer Klimarisikoversicherung vor Dürrekatastrophen.

Im Süden Madagaskars hat WFP ein Mikroversicherungsprogramm für Landwirt*innen in den von der Dürre betroffenen Bezirken Amboasary und Ambovombe gestartet. Nach einer missglückten ersten Pflanzsaison erhielten fast 3.500 Haushalte Auszahlungen in Höhe von jeweils 100 US-Dollar, um den vollständigen Verlust ihrer Maisernte zu decken.

School meals in Madagascar
In von Dürre betroffenen Regionen wie Atsimo-Andrefana im Süden Madagaskars herrschen hungersnotähnliche Bedingungen. Schulmahlzeitenprogramme, die die Resilienz stärken, sind entscheidend für die Bekämpfung des Hungers und benötigen dringend Finanzierung. Foto: WFP/Alice Rahmoun

Auf der COP26 wollen wir, dass die Regierungen erkennen, wie wichtig es ist, von der Reaktion auf Krisen zum Risikomanagement überzugehen – und um dies zu erreichen, brauchen wir Zusagen für eine berechenbarere, flexiblere und längerfristige Finanzierung.

Zusammenarbeit zu fördern, ist entscheidend. Humanitäre Organisationen sind erfahrene Risikomanager. Sie müssen als Ressource für Regierungen anerkannt werden, wenn es darum geht, die Widerstandsfähigkeit von Ernährungssystemen zu erhöhen. Diese sind fehlerhaft und müssen repariert werden.

Die gute Nachricht ist: Das ist möglich – gerade noch so. Doch dazu müssen wir JETZT handeln. 

 

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