Skip to main content

Flexible Hilfe in Zeiten multipler Krisen wichtiger denn je

Flexible Finanzierung ermöglicht schnelle Reaktion im Krisenfall und hilft in vergessenen Krisen. Auch dank deutscher Beiträge kann so umfassende Hilfe geleistet werden.

Im Jahr 2021 haben die globalen Hungerzahlen einen traurigen Höchststand erreicht. Mehr als 811 Millionen Menschen – fast jede*r 10. - leiden chronisch Hunger.  

David Beasley, Exekutivdirektor des UN-Welternährungsprogramms (WFP), sprach von einem "Hurrikan humanitärer Krisen", der aufgrund der Kombination von Konflikten, den Auswirkungen der Klimakrise und der COVID-19 Pandemie auf der ganzen Welt wütet.

In Zeiten komplexer und anhaltender Krisen spielt die flexible Finanzierung eine wichtige Rolle bei der Arbeit von WFP: Sie gibt uns die Möglichkeit, strategisch zu priorisieren, im Notfall schnell zu reagieren und unsere Hilfe auch in den Krisen fortzuführen, die weniger im Fokus der Weltöffentlichkeit stehen. 

Madagaskar wurde im Jahr 2021 von mehreren Katastrophen heimgesucht. Die Landwirte erlebten mehrere Missernten und waren auf humanitäre Hilfe angewiesen, um ihren Bedarf zu decken. WFP/Alice Rahmoun
Madagaskar wurde im Jahr 2021 von mehreren Katastrophen heimgesucht. Die Landwirte erlebten mehrere Missernten und waren auf humanitäre Hilfe angewiesen, um ihren Bedarf zu decken. WFP/Alice Rahmoun

Im vergangenen Jahr waren die flexibel einsetzbaren Mittel in vielen Ländern ein entscheidender Faktor, um Leben zu retten und nachhaltig zu verändern: In Afghanistan konnte WFP auf den sprunghaft ansteigenden Hilfsbedarf reagieren und die größte Aufstockung von Hilfsmaßnahmen in unserer 60-jährigen Geschichte vornehmen: Innerhalb nur weniger Wochen verdreifachte sich die Zahl der von uns unterstützen Menschen auf 15 Millionen.

In Madagaskar, wo jahrelange Dürreperioden einige Dorfgemeinschaften an den Rand der Hungersnot getrieben haben, konnte WFP, zusammen mit der Regierung und anderen Partnern, dank flexibler Ressourcen Programme durchführen, die die Ursachen der Hungerkrise bekämpfen und die Menschen nachhaltig stärken. 

Deutschland leistet wichtigen Beitrag 

Im Kampf gegen den weltweiten Hunger ist Deutschland ein unverzichtbarer Partner für WFP. Als drittgrößter Geber flexibler Mittel in Höhe von 60,5 Millionen Euro in 2021 leistet Deutschland einen entscheidenden Beitrag dazu, dass wir für Millionen von Menschen genau die Hilfe leisten können, die sie benötigen.

In Zeiten anhaltender und komplexer Krisen entscheidet unsere Arbeit für viele Menschen weltweit über Leben und Tod. Unser rechtzeitiges Eingreifen bei einsetzenden Krisen hat dazu beigetragen, Menschen am Rande des Hungertodes zu retten. Unsere Arbeit zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit, zur Anpassung an den Klimawandel, zur Förderung einer guten Ernährung und zur Verbesserung von Ernährungssystemen trägt dazu bei, die Grundlagen für eine bessere Zukunft für Millionen von Menschen zu schaffen und humanitäre Bedarfe langfristig zu verringern. Die Unterstützung durch das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung spielt dafür eine wichtige Rolle.

Deutschland_Flexibles Funding_Quote
So konnte WFP dank flexibler Mittel helfen

Afghanistan: Schon vor der Machtübernahme der Taliban war das Land mit der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten konfrontiert. WFP setzte flexible multilaterale Mittel ein, um die Ernährung durch angereicherte Nahrungsmittel zu verbessern, Kleinbäuer*innen zu unterstützen und Lieferketten zu stärken. Durch die Wirtschaftskrise und die Dürre hat der Hunger ein neues Ausmaß erreicht. Nur dank flexibler Mittel, die größtenteils vom Immediate Response Account (IRA) bereitgestellt wurden, konnte WFP auf den sprunghaft ansteigenden Hilfsbedarf reagieren. Wir konnten die Versorgung mit Nahrungsmitteln in kürzester Zeit aufstocken und unsere Hilfe zwischen September und Dezember verdreifachen. 15 Millionen Menschen konnten wir in allen 34 Provinzen erreichen.

WFP/Andrew Quilty
Der Landwirt Haji Mohammad Rashid hält eine Handvoll Weizen, der aufgrund der Dürre in der Provinz Badghis im Nordwesten Afghanistans nicht gewachsen ist. Foto: WFP/Andrew Quilty.

Burundi: Mit einer Armutsquote von 65% ist Burundi eines der am stärksten von chronischer Unterernährung betroffenen Länder. 52% der Kinder unter fünf Jahren sind wegen Mangelernährung nicht altersgerecht entwickelt. Die Bekämpfung der Unterernährung ist die wichtigste humanitäre Herausforderung für das Land. Aus diesem Grund hat WFP im vergangenen Jahr multilaterale flexible Mittel eingesetzt, um die Behandlung von schwangeren und stillenden Frauen sowie von Mädchen und Kindern unter fünf Jahren in vier Provinzen zu unterstützen. 

Syrien: 2021 waren erschreckende 60% der syrischen Bevölkerung - etwa 12,4 Millionen Menschen - von Hunger betroffen. Das ist der höchste jemals verzeichnete Wert und eine Folge der Inflation, steigender Lebensmittelpreise und den Auswirkungen der Pandemie. WFP hat 6,7 Millionen Menschen in allen Bereichen des Landes mit lebensrettenden Ernährungshilfe unterstützt und konnte dank flexibler Mittel dieses Level an Hilfe nicht nur aufrechterhalten, sondern zusätzlich eine Million Menschen erreichen, die dringend Hilfe brauchten.

Darum ist eine flexible Finanzierung wichtig 

In Zeiten multipler und anhaltender Krisen gewinnt die flexible Finanzierung zunehmend an Bedeutung. Denn während der Bedarf an humanitärer Hilfe in den letzten Jahren exponentiell gestiegen ist, bleibt die Finanzierung weit dahinter zurück. Deshalb muss die Wirksamkeit vorhandener Mittel optimiert werden – der flexible Einsatz von Mitteln ist dabei entscheidend: 

  • Schnelle und frühzeitige Reaktion auf einsetzende Krisen: Flexible Finanzierung ermöglicht eine rasche Aufstockung von Hilfsmaßnahmen und ein frühzeitiges Handeln, wenn und wo eine Reaktion erforderlich ist. WFP kann Hilfsgüter und andere Ressourcen an strategischen Orten lagern und bereits mit der Hilfe zu beginnen, bevor Geber ihre Unterstützung zusagen. Die Fähigkeit von WFP, Mittel neu zu priorisieren und Ressourcen sowie humanitäre Helfer*innen sofort einzusetzen, ist von entscheidender Bedeutung.  

  • Strategischer Einsatz von Ressourcen: Als multilaterale Organisation müssen wir in der Lage sein, sowohl auf globaler als auch auf lokaler Ebene Prioritäten zu setzen. Flexibilität ermöglicht uns Hilfsmaßnahmen optimal einzusetzen und auf den jeweiligen Kontext zuzuschneiden. Außerdem können wir so auch in Krisensituationen, die sich rapide ändern, Ressourcen schnell neu zuweisen. 

  • Hilfe in vergessenen Krisen: Flexible Mittel ermöglichen die Finanzierung von vernachlässigten Krisen und schließen Lücken, die durch unzureichende zweckgebundene Mittel entstehen. Hilfsmaßnahmen können in langwierigen Krisen und so genannten vergessenen Krisen aufrechterhalten werden. So wird sichergestellt, dass es keine größeren Lücken bei wichtigen Hilfsprojekten gibt.