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Jemen: Zwischen Tapferkeit und Verzweiflung

"Wir haben kaum noch Essbares, aber wir wissen, dass Hilfe unterwegs ist."
, WFP Deutsch

Walid Abdel Malek ist ein junger, freundlicher und zuvorkommender Mensch. Trotz der letzten, sehr harten Jahre im Jemen, hat sich der Familienvater tapfer geschlagen. Allein um seiner Frau und der drei Töchter Willen, die stolz zu ihm hochschauen, obwohl er die Miete nicht bezahlen und kaum Essen für sie beschaffen kann.

„Sie kennen unser Lage und bitten mich kaum um irgendetwas. Wenn aber doch, sage ich ihnen, dass ich kein Geld habe. Sie nicken dann verständnisvoll und fragen nicht weiter."

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Walid und seine beiden älteren Töchter in ihrer Notunterkunft in Sanaa. Foto: WFP/Marco Frattini

Bereits zwei Mal musste der Jura-Absolvent mit seiner Familie die Wohnung räumen, da er die Miete nicht bezahlen konnte. Jetzt leben sie in einer schlichten Unterkunft im Bani-al-Harith-Distrikt, nördlich der Hauptstadt Sanaa. Der Vermieter lässt sie umsonst wohnen.

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Das Foto von Walids Universitätsabschluss steht in einem alten Schrank, den ihm seine Nachbarn geschenkt haben. Foto: WFP/Marco Frattini

Eigentlich lebt Walids Familie in Taiz, einer Stadt weiter südlich. Bis zum Ausbruch des Krieges vor zwei Jahren hat er in Sanaa gearbeitet – aber aus Angst um das Leben seiner Liebsten hat er sie alle in die Hauptstadt geholt.

Leben am Minimum des Machbaren

Walid ist bei der Regierung angestellt, hat aber seit zehn Monaten kein Gehalt bekommen. Es geht ihm wie Millionen anderen, die seit September 2016 auf ihr Geld warten. Walids Familie und die Menschen im Jemen brauchen diese Zahlungen zum Überleben.

„Ich wecke meine Kinder nicht. Sie würden sofort nach einer Mahlzeit fragen."

Walids Familie lebt von den kargen Einkünften seines Jobs als Taxifahrer mit einem Mietfahrzeug, dass er ebenfalls bezahlen muss.

„Wir haben harte Monate hinter uns. Wir haben gar nichts in unserem Haus. Keine Möbel, kein Essen, kein Geld. Manchmal bin ich lange bei der Arbeit und wenn ich nach Hause komme, hoffe ich, die Kinder schlafen durch. Ich wecke meine Kinder nicht. Sie würden sofort nach einer Mahlzeit fragen", sagt Walid. „Morgens bringen uns die Nachbarn Brot oder irgendetwas vorbei."

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Walids Frau bereitet das Essen zu. Ihr Mann konnte ihr einen Gaskocher kaufen, nachdem die Familie monatelang nur Kartons verbrannte, um Feuer zum Kochen zu haben. Foto: WFP/Marco Frattini

Walids Familie ist fast vollständig von der Ernährungshilfe des UN World Food Programme abhängig. Seitdem sie vertrieben wurden, erhalten sie Weizenmehl, Hülsenfrüchte und Speiseöl, wovon sie gut einen Monat lang leben können.

„Heute, am Ende des Monats, ist nicht viel Essen übrig geblieben, aber wir wissen, dass Hilfe unterwegs ist", sagt er, während seine Frau das Mittagessen vorbereitet. Wenn das Geld aufgebraucht ist und die Vorräte knapp, sind sie auf die Großzügigkeit der Nachbarn angewiesen.

Ungebrochene Gastfreundschaft

Als Walids Familie zu essen beginnt, bestehen sie trotz des spärlichen Angebots darauf, mit ihren Gästen zu teilen. „Wir haben nur sehr wenig, aber es ist genug, um uns am Leben zu halten", meint Walid.

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Die Familie isst eine Mahlzeit aus Brot, Reis und Salta, einem traditionellen Gemüsegericht . Foto: WFP/Marco Frattini

Im Jemen wissen derzeit 17 Millionen Menschen nicht, woher ihre nächste Mahlzeit kommen soll. WFP leistet überlebenswichtige Ernährungshilfe für sieben Millionen Menschen im Jemen.

Helfen auch Sie mit Ihrer Spende, Leben zu retten und weiteres Leid im Jemen zu mildern.