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„Wenn wir hungern, verlieren wir unsere grundlegenden Rechte“

Wie das UN World Food Programme (WFP) Flüchtlinge in 32 Ländern unterstützt
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„Als Flüchtlinge aus Myanmar die Grenze nach Bangladesch überquerten, kamen viele Kinder alleine an", sagt WFP-Mitarbeiterin Barna Paul, wenn sie an die ersten Tage der Rohingya-Flüchtlingskrise zurückdenkt.

„Sie hatten ihre Eltern verloren und wussten nicht, wo sie Zuflucht oder Nahrung finden sollten. Sobald sie von uns elektronische Gutscheine bekamen, erhielten sie WFP-Ernährungshilfe. Das fühlte sich für mich an, als ob wir ihnen ein neues Leben schenken", fügt sie hinzu.

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Ernährungshilfe ist für Flüchtlingskinder besonders wichtig. Viele von ihnen sind mangelernährt. Photo: WFP/ Saikat Mojumder

Barna arbeitet in Flüchtlingscamps, die sich über Cox's Bazaar ausbreiten. Seit August 2017 sind Hunderttausende in die Region geströmt. Heute zählt Cox's Bazaar zu den größten Flüchtlingsbrennpunkten weltweit. WFP unterstützt dort aktuell monatlich rund 800.000 Menschen.

2017 haben Konflikte und bewaffnete Gewalt unzählige Menschen in Afrika, Asien und im Nahen Osten in die Flucht getrieben — rund 68,5 Millionen nach UNHCR-Schätzungen. WFP leistete in 32 Ländern Ernährungshilfe für 9,3 Millionen Flüchtlinge. Das ist jeder Zehnte der 91,4 Millionen Menschen, die WFP insgesamt 2017 unterstützte.

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Erneute Kämpfe in der Demokratischen Republik Kongo zählen — neben der Konflikt im Südsudan und der Rohingya-Krise — zu den Hauptursachen von Flucht im vergangenen Jahr. Photo: WFP/Hugh Rutherford

Auch wenn Menschen vor Gewalt fliehen und sich außerhalb ihres Heimatlandes in Sicherheit bringen, unterstützt sie WFP vor Ort und leistet Ernährungshilfe.

„Das Leben im Südsudan war ziemlich gut vor dem Bürgerkrieg", erklärt die vierfache Mutter Nawej Ray, die jetzt im Gambella Flüchtlingscamp in Äthiopien wohnt. Sie sagt, dass sie früher ein kleines Café besaß und ihr Mann als Lehrer arbeiten konnte. „Wir hatten auch eine kleine Farm, auf der wir Okraschoten, Mais und Wassermelonen anbauten. Alles das mussten wir zurücklassen".

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Wie weltweit Millionen andere musste Nawej mit ihrer Familie die gefährliche Flucht vor Gewalt und Hunger auf sich nehmen. Foto: WFP/Nida Tariq

„Der Weg nach Äthiopien hat mir Angst gemacht, aber ich musste meine Kinder retten. Um den Kugeln zu entgehen, mussten wir sieben Tage durch den Wald laufen, wo es wilde Tiere — sogar Löwen — gibt. Mein Neffe wurde von Soldaten getötet. Wir haben nur durch Zufall überlebt — wir hatten erst wieder Essen als wir im Camp ankamen", führt sie fort.

„In der Schule im Flüchtlingscamp erhalten meine Kinder einen Brei aus einem speziellen Pulver [Mais-Soja-Mischung], der ihnen wirklich schmeckt. Das nahrhafte Essen hat die Gesundheit und das Wachstum meiner Kinder verbessert".

Über Ernährungshilfe hinaus

WFP-Hilfe für Geflüchtete ist nicht auf Notrationen und mit Nährstoffen angereicherte Spezialnahrung beschränkt. Wenn es die Umstände ermöglichen, setzt WFP immer häufiger Bargeldtransfers ein. Dadurch können Betroffene genau die Nahrungsmittel kaufen, die sie benötigen und die lokale Wirtschaft wird gestärkt.

In der Türkei — dort lebt die große Mehrheit der zumeist syrischen Flüchtlinge in städtischer Umgebung zusammen mit der einheimischen Bevölkerung — leistet WFP monatliche Bargeldtransfers, die zum Kauf von Nahrungsmitteln, Kleidung oder Medikamente, aber auch als Mietzuschuss und für Nebenkosten verwendet werden.

WFP arbeitet auch daran, den Menschen Möglichkeiten zu eröffnen, sich aus der Abhängigkeit von Hilfsleistungen zu lösen. Bei einem Schreiner-Lehrgang in Tripoli (Libanon) — einer von vielen, den WFP in mehreren Ländern anbietet — zeigt sich der syrische Flüchtling Radwan zuversichtlich. „ Ich brauche nun Bargeld, um Medikamente für meine an Krebs erkrankte Ehefrau kaufen zu können. Sobald sie sich besser fühlt, ziehe ich meinen eigenen kleinen Betrieb auf", sagt er. „ Einen Tisch braucht jeder".

Zurück in Cox's Bazar. Dort arbeiten WFP und seine Partner unermüdlich daran, die Auswirkungen des Monsun-Regens für Hunderttausende von Menschen so gering wie möglich zu halten. Sie leben ohnehin schon unter prekären Bedingungen. Barna sagt über ihre Arbeit: " Ich habe viele Kinder gesehen, die bei ihrer Ankunft unter Hunger litten. Nahrungsmittel spielen in jeder Krise eine zentrale Rolle. Denn wenn wir hungern, verlieren wir unsere grundlegenden Rechte. Leiden wir unter Hunger, haben wir nicht die Energie, ein neues Leben aufzubauen, nicht einmal die Kraft zum Überleben".

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"Nahrungsmittel spielen eine tragende Rolle in Krisenzeiten" — Barna Paul arbeitet mit Geflüchteten in Cox's Bazar in Bangladesch. Foto: WFP/ Saikat Mojumde