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WFP-Forderungen an G7: "Wir müssen jetzt handeln, sonst droht Millionen Menschen der Hungertod"

Die Staats- und Regierungschefs aus Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, den USA und dem Vereinigten Königreich bereiten sich auf den G7-Gipfel vor - die Beendigung von Konflikten steht dabei ganz oben auf der Tagesordnung. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) veröffentlicht fünf Handlungsempfehlungen, um auf die explodierenden humanitären Bedarfe zu reagieren.
, WFP Staff
A WFP Scope registration in South Sudan
Südsudan: Eine WFP-Scope-Registrierung im Dorf Ayod im Bundesstaat Jonglei. Foto: WFP/Eulalia Berlanga

Die Welt steht vor einer globalen Hungerkrise, wie wir sie noch nie zuvor erlebt haben. Wir befinden uns an einem Scheideweg. Bis zu 50 Millionen Menschen in 45 Ländern stehen am Rande einer Hungersnot.

Entweder wir stellen uns der Herausforderung, die unmittelbare Not in großem Umfang zu lindern und gleichzeitig Hungerursachen langfristig zu bekämpfen, oder Millionen von Menschen schlittern in eine Katastrophe. 

Wir haben einen Plan - den ehrgeizigsten in der Geschichte des WFP - der 22,2 Milliarden US-Dollar erfordert, um bis 2022 Menschenleben zu retten und die Widerstandsfähigkeit von 152 Millionen Menschen zu stärken. Die G7-Länder sind wichtige Partner auf dem Weg zur Beendigung von Konflikten, die eine der Hauptursachen für den Hunger sind.

Yemen_Mar_2021
Jemen: Vertriebene Kinder an einem Verteilungspunkt in Mokha. Foto: WFP/Annabel Symington

Nächste Woche (26.-28. Juni) empfängt Deutschland auf Schloss Elmau die Staats- und Regierungschefs der G7-Länder Kanada, Frankreich, Italien, Japan, USA und Großbritannien. Wir haben eine wichtige Botschaft: Wir müssen jetzt handeln, sonst werden die explodierenden Hungerzahlen weiter ansteigen.

Kurz vor dem Konflikt in der Ukraine warnte das UN-Welternährungsprogramm (WFP) vor einem beispiellosen Anstieg der Hungerzahlen im Jahr 2022. WFP ging davon aus, dass ein toxischer Krisencocktail aus Konflikten, Klimawandel, der COVID-19-Pandemie und steigenden Nahrungsmittel- und Treibstoffkosten verheerende Folgen in Ländern wie Afghanistan, Äthiopien, Somalia, Südsudan und Jemen haben würde.

Die Lage hat sich seitdem erheblich verschlechtert.

People in Dabat, Ethiopia, receive wheat sourced from Ukraine at a WFP distribution point in March. Photo: Claire Nevill
Äthiopien: Menschen in Dabat erhalten an einer WFP-Verteilerstelle im März Weizen aus der Ukraine. Foto: WFP/Claire Nevill

Angesichts der 345 Millionen Menschen, die akut Hunger leiden, sind Worte wichtig - aber was wir wirklich brauchen, sind Taten. Die G7 haben das Potential, betroffene Menschen vor dem Verhungern zu schützen und dem unermesslichen menschlichen Leid ein Ende zu setzen. 

Es bleibt die Frage des "Wie". Wir sind keine Politiker*innen. Wir sind humanitäre Helfer*innen. Wir können Entscheidungsträger*innen nicht sagen, was sie tun und welche Entscheidungen sie treffen sollen. Aber es ist unsere Aufgabe, die Weltgemeinschaft auf die Entwicklungen in über 120 Ländern aufmerksam zu machen, in denen wir Ernährungshilfe leisten.


5 Forderungen des WFP an die G7:

1. Wir müssen Konflikte als Hauptursache für Hunger beenden. Dazu braucht es mehr Verpflichtungen für politische Lösungen. Das schließt die Wiedereröffnung aller Schwarzmeerhäfen ein. 

2.  Globale Märkte müssen für Handel mit Getreide, Öl und Treibstoff geöffnet bleiben. 

3. Wir fordern die Unterstützung und Beteiligung an globalen und regionalen Initiativen, um Hunger weltweit zu bekämpfen.

4. WFP benötigt dringende Finanzierung, damit sich aktuelle Krisen nicht weiter multiplizieren und die Hungerzahlen weiter ansteigen. 

5. Wir brauchen Investitionen in strategische Entwicklungslösungen. Das bedeutet: widerstandfähige Gemeinschaften aufbauen, die sich gegen zukünftige Krisen wappnen können, mehr Maßnahmen gegen die Klimakrise sowie Sozialschutz und nachhaltige Ernährungssysteme fördern. Nur so können humanitäre und Entwicklungsorganisationen langfristig Leben verbessern, und den Weg zu mehr Stabilität und Frieden ebnen.


Der Finanzierungsbedarf von WFP steigt von Tag zu Tag. Zu Beginn des Jahres hatte die globale Inflation die Kosten für unsere Ernährungshilfe bereits um 42 Millionen US-Dollar pro Monat erhöht. Dann brach der Konflikt in der Ukraine aus, der die Preise für Nahrungsmittel, Treibstoff und Düngemittel ansteigen ließ, die Herausforderungen globaler Versorgungsketten verschärfte und Transportkosten in die Höhe trieb. 

Heute sind wir gezwungen, monatlich 73,6 Millionen US-Dollar mehr für unsere Hilfen zu zahlen als 2019 - eine Steigerung von unglaublichen 44 Prozent. Das reicht aus, um 4 Millionen Menschen einen Monat lang mit einer Tagesration zu ernähren.

WFP executive director David Beasley meets Ukrainians crossing
WFP-Exekutivdirektor David Beasley trifft im März in Krakovets Ukrainer, die auf die Überfahrt nach Polen warten. Foto: WFP/Marco Frattini

Aber es geht nicht nur darum, sich auf das Heute zu konzentrieren, sondern auch auf das Morgen. 

Ohne diese finanziellen Mittel droht Menschen in extrem instabilen Verhältnissen der Hungertod. Bald werden viele Menschen gezwungen sein, auf der Suche nach Nahrung und Sicherheit aus ihrer Heimat zu fliehen, was ganze Länder und Regionen destabilisieren wird.  

Bis heute sind unglaubliche 7,5 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Das spiegelt die anhaltende Notlage der Menschen in Ländern wie Äthiopien, Mosambik und der Sahelzone wieder - Frieden ist der einzige nachhaltige Weg nach vorn. 

Sudan: High-energy biscuits are distributed to refugees from Ethiopia in Basunga village, Gadaref Photo: WFP/Niema Abdelmageed
Sudan: Energiehaltige Kekse werden an Flüchtlinge aus Äthiopien im Dorf Basunga, Gadaref, verteilt. Foto: WFP/Niema Abdelmageed
Unabhängigkeit fördern

Wir müssen die Fähigkeit der Menschen, sich gegen zukünftige Krisen zu wappnen, weiter stärken. Das schaffen wir, indem wir in Entwicklungslösungen investieren, damit Hungerleidende mit allem ausgestattet werden, was sie brauchen, um langfristig unabhängig zu werden. Dazu gehört: Bäuer*innen bei der Anpassung an die Klimakrise unterstützen, berufliche Schulungen anbieten und Fähigkeiten vermitteln sowie Schulmahlzeitenprogramme fördern, damit Eltern ihren Kindern - insbesondere Mädchen - eine Ausbildung ermöglichen können.

A resilience project in Paul Atrel, Jean Rabel Commune, in Haiti’s Nord-Ouest Department. Photo: Theresa Piorr
Haiti: Ein Bodenschutzprojekt in Paul Atrel im Departement Nord-Ouest. Foto: WFP/Theresa Piorr


Der Weg nach vorn

Deutschland hat die Globale Allianz für Ernährungssicherheit (GAFS) ins Leben gerufen, um die bereits bestehenden Strukturen, Mechanismen und Initiativen weiter zu stärken und sicherzustellen, dass sie "zweckdienlich" sind und den heutigen humanitären Bedarfen gerecht werden können. 

Frankreich hat die Food and Agriculture Resilience Mission (FARM) gegründet, um die globale landwirtschaftliche Produktion anzukurbeln und die Ärmsten der Armen mit lebensnotwendigen Nahrungsmitteln zu fairen und transparenten Preisen zu unterstützen. 

WFP und seine Partner arbeiten täglich daran, dass die richtigen Systeme und Instrumente zur Verfügung stehen, um Hunger zu bekämpfen. Partnerschaften sind dabei besonders wichtig. Wir fordern die G7 auf, sich zu unseren fünf Forderungen zu bekennen und zusammenzuarbeiten, um dauerhafte Lösungen für Frieden zu finden. Absichtserklärungen sind willkommen - doch jetzt ist es an der Zeit, zu handeln.   

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