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„Neueste Technologien verschaffen uns im Ernstfall einen Überblick. Sie helfen uns, Lösungen zu finden“.

Wie Satellitenbilder die Effizienz humanitärer Soforthilfe steigern
, WFP Deutsch

Vor einem Jahr begann der Exodus hunderttausender Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar. Pedro Matos, unser Kollege in Bangladesch, erklärt, wie sein Team auch unter schwierigsten Bedingungen neueste Technologien anwendet, um Hunger in Cox's Bazar zu bekämpfen. Dort leben heute fast eine Million geflüchtete Rohingya. Vom Hungermapping bis zu Drohnenaufnahmen der Infrastruktur: Neueste Technologien ermöglichen bessere und schnellere Hilfe.

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WFP-Mitarbeiter Pedro Matos erklärt, dass Technologien — etwa Satellitenbilder — unverzichtbar für schnelle Nothilfe sind. Foto: WFP

Wie nutzt WFP Satellitenbilder?

WFP greift seit Jahren in vielen Regionen der Welt auf Satellitenbilder zurück, um Informationen für die Ernährungshilfe zu sammeln. Beispielsweise überwachen wir die Niederschlagsmuster in der gesamten Sahelzone, um zu prüfen, ob die Regenfälle früher oder später als vorhergesagt eintreffen und wie wahrscheinlich eine Dürre ist.

Seit neuestem verwendet WFP hochauflösende Bilder kleinerer Gebiete, um beispielsweise abzuschätzen, wie viele Menschen in Flüchtlingslagern wohnen. Wir kontrollieren damit auch die mittel- und langfristigen Wirkungen unserer Entwicklungsprojekte — etwa Wasserreservoirs oder Wiederaufforstung — für eine bessere Widerstandsfähigkeit der Gemeinden. Nach Katastrophen helfen uns Satellitenbilder betroffener Gebiete, herauszufinden, wie viele Menschen in Not und ob Straßen noch für unsere Hilfskonvois passierbar sind.

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Eine Karte, die für das Rohingya-Flüchtlingscamp in Cox's Bazar entwickelt wurde. Sie zeigt den Fußweg der Geflüchteten zur nächsten Verteilstelle für WFP-Notrationen. So können wir auf einen Blick sehen, welche Menschen weniger guten Zugang zu Nahrung haben.

Wie können Karten Leben retten?

Bei der Vorbereitung auf Notfälle, indem wir die Datenlage für humanitäre Organisationen verbessern. Die Daten ermöglichen es uns, die Hilfe genau an die Bedürfnisse anzupassen und Menschen rechtzeitig zu evakuieren. Außerdem können wir Nahrungsmittel und andere Hilfsgüter in Hochrisikogebieten vorpositionieren, um im Ernstfall schneller helfen zu können. Mit Satelliten erkennen wir auch viel schneller, wenn sich Dürren ankündigen und wie schlimm die Auswirkungen auf die Bevölkerung und landwirtschaftliche Produktion sein werden. Diese Informationen fließen dann in die frühe Planungsphase der humanitären Hilfe ein. Und im Katastrophenfall selbst haben wir Dank der Daten ein umfangreicheres Bild der Situation vor Ort — auch über abgelegene Gebiete, die unsere WFP-Kollegen nur sehr schwer oder überhaupt nicht erreichen könnten.

Wie können die Satellitenbilder nachhaltig die Ernährung verbessern?

Dank besserer Daten über die Ernährungssituation verschiedener Gemeinden kann WFP Widerstandsfähigkeits- und Sicherheitsnetzprogramme entwickeln und damit die Wirkung der Ernährungshilfe maximieren. Ein Beispiel ist, dass wir anhand von Satellitenbildern herausfinden, welche Gemeinden am anfälligsten für Dürre sind und Cash-for-Work-Projekte entwerfen, in denen Wasserreservoirs gebaut werden. Bargeldtransfers an Teilnehmer erhöhen nicht nur das Einkommen ihrer Familie, sondern verbessern auch messbar die Ernährung ganzer Gemeinden. Nach dem Projekt können wir per Satellit verfolgen, wie sich die Wirkungen entfalten, die Erkenntnisse aus verschiedenen Regionen zusammenführen und immer bessere Programme entwerfen.

Wie sind Sie auf die Kombination von Technologie und humanitäre Hilfe gekommen?

Eigentlich habe ich meine Karriere im Kartierungs- und Raumfahrtsektor begonnen. Ich arbeitete für zwei Raumfahrtbehörden und eine Reihe von privaten Raumfahrtfirmen, bevor ich vor zehn Jahren zu WFP kam. Auf der einen Seite gibt es in der Raumfahrt meist ein großes Verständnis für globale Probleme und eine hohe Bereitschaft diese zu lösen. Auf der anderen Seite sind humanitäre Organisationen vor Ort und wissen genau über die Bedürfnisse in der Welt Bescheid, kennen aber oft nicht alle High-Tech-Lösungen für diese Probleme. Jetzt arbeite ich daran, diese zwei Welten zu verschmelzen und verwende Satelliten im Kampf gegen den Hunger.

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Eine Drohnenaufnahme von Cox's Bazar in Bangladesch. Fast 1 Million geflüchtete Rohingya leben hier. Foto: WFP

Wenn Menschen in Not, wie in Cox's Bazar, vollständig von externer Hilfe abhängig sind, muss es auch unter schlimmsten Wetterbedingungen gesicherten Zugang zu ihnen geben. Daher haben die Vereinten Nationen mit Partnern und den Behörden in Bangladesch viele Kilometer Straßen, Wege, Treppen gebaut und Hänge stabilisiert. In Cox's Bazar liegt mittlerweile das größte Flüchtlingslager der Welt: Fast eine Million Menschen leben hier. Satelliten- und Drohnenbilder haben entscheidend dazu beigetragen, dass es — trotz des Monsuns mit extrem hohem Erdrutschrisiko — bisher zu keiner Katastrophe gekommen ist.

Auch die Gesundheit der Bedürftigen steht auf der humanitären Agenda — von Geburtshilfe, über lebenswichtige Impfprogramme, bis hin zu Nothilfe bei der Diphterie-Krise.

Nachdem Flüchtlinge zunächst in Notunterkünften untergebracht wurden, erhalten jetzt mehr als 212.000 Haushalte — fast alle Geflüchteten in Cox's Bazar — Materialien, um die Häuser gegen die Regenfälle zu wappnen. Denn der Monsun ist fast nirgendwo auf der Welt so stark wie hier. Außerdem werden Unterkünfte gebaut, die stärkeren Winden standhalten und mittelfristig eingesetzt werden können.

Außerdem wurden Brunnen, Kanäle und Latrinen gebaut und hunderttausende Hygienesets und Wasserreinigungstabletten verteilt, um den Zugang zu sauberem Wasser zu verbessern.

Mehr als 866.000 Flüchtlinge erhalten jeden Monat lebenswichtige Ernährungshilfe — und mehr als ein Viertel der unterstützten Flüchtlinge erhält jetzt elektronische Gutscheine. Diese können in teilnehmen Supermärkten verwendet werden, um 18 verschiedene Lebensmittel wie Reis, Linsen, frisches Gemüse, Eier und getrockneten Fisch zu kaufen. Das verbessert die Ernährung, weil Geflüchtete ausgewogener und selbstbestimmter einkaufen und essen können.

Jetzt versuchen wir, die Satellitenbilder mit künstlicher Intelligenz und den Drohnenaufnahmen zu verbinden, die heute in jedem größeren Notfall eingesetzt werden. Diese Technologien verändern die Art und Weise, wie wir über Innovationen in der humanitären Hilfe denken. Sie eröffnen neue, aufregende Möglichkeiten, weltweit auf Notfälle zu reagieren und Kriseneinsätze zu planen.

Technologien ermöglichen WFP und seinen Partnern im Notfall einen besseren Überblick. Sie helfen uns, Lösungen für große Probleme zu finden und Bedürftige zu erreichen.

Es ist jetzt ein Jahr her, dass Hunderttausende Rohingya vor der Gewalt in Myanmar geflohen sind. WFP leistet überlebenswichtige Ernährungshilfe mit Notrationen, elektronischen Gutscheinkarten, und angereicherter Spezialnahrung gegen Mangel- und Unterernährung. WFP benötigt dringend 110 Millionen US-Dollar, um die Ernährungshilfe für mehr als 860.000 geflüchtete Rohingya in Cox's Bazar bis Januar 2019 weiterzuführen.

*** aus dem Englischen von Shelley Thakral