Die globale Ernährungskrise
Konflikte, Wirtschaftskrisen, Klimaextreme und steigende Preise für Düngemittel führen zu einer historischen Hungerkrise. Bis zu 783 Millionen Menschen wissen nicht, woher ihre nächste Mahlzeit kommt. Wir haben die Wahl: Wir müssen jetzt handeln, um Leben zu retten und in Lösungen zu investieren, die Ernährungssicherheit, Stabilität und Frieden für alle gewährleisten, oder wir müssen zusehen, wie Menschen auf der ganzen Welt immer mehr Hunger leiden.
2023: Ein weiteres Krisenjahr für diejenigen, die um die Ernährung ihrer Familien kämpfen
Das Ausmaß der gegenwärtigen weltweiten Ernährungskrise ist enorm: Voraussichtlich 345 Millionen Menschen in 79 Ländern werden von Hunger betroffen sein - mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2020. Das ist ein erschütternder Anstieg um 200 Millionen Menschen im Vergleich zu den Zahlen vor der COVID-19-Pandemie.
Mehr als 129.000 Menschen in Burkine Faso, Mali, Somalia und dem Südsudan kämpfen unter hungersnotähnlichen Bedingungen ums Überleben. Die Weltgemeinschaft darf nicht an ihrem Versprechen scheitern, Hunger und Unterernährung bis 2030 zu beenden.
WFP steht vor zahlreichen Herausforderungen: Die Zahl der akut hungernden Menschen steigt weiterhin in einem Tempo, das mit den finanziellen Mitteln kaum zu bewältigen ist, und die Kosten für Ernährungshilfe sind so hoch wie nie zuvor, da die Lebensmittel- und Treibstoffpreise gestiegen sind.
Wenn wir gefährdete Menschen nicht unterstützen können, steigt das Risiko von Hunger und Mangelernährung. Wenn die erforderlichen Mittel nicht zur Verfügung gestellt werden, müssen wir mit dem Verlust von Menschenleben und hat errungenen Entwicklungserfolgen rechnen.
Die Ursachen von Hunger und Hungersnöten
Warum hungern so viele Menschen wie nie zuvor?
der Tsunami des Hungers ist durch eine tödliche Kombination von Faktoren verursacht worden.
Konflikte sind nach wie vor die Hauptursache für Hunger. 70 Prozent der hungernden Menschen auf der Welt leben in Gebieten, die von Krieg und Gewalt betroffen sind. Der Krieg in der Ukraine ist ein weiterer Beweis dafür, wie Konflikte den Hunger schüren - sie vertreiben Menschen aus ihrer Heimat, zerstören ihre Einkommensquellen und ruinieren die Volkswirtschaften der Länder.
Die Klimakrise ist eine der Hauptursachen für den steilen Anstieg des weltweiten Hungers. Klimakatatastrophen zerstören Leben, Ernten und Existenzgrundlagen und hindern Menschen daran, sich selbst zu ernähren. Hunger wird außer Kontrolle geraten, wenn die Welt keine sofortigen Klimaschutzmaßnahmen ergreift.
Die weltweiten Düngemittelpreise sind noch schneller gestiegen als die Lebensmittelpreise, die selbst auf einem Zehnjahreshoch liegen. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, einschließlich höherer Erdgaspreise, haben die weltweite Düngemittelproduktion und -ausfuhr weiter gestört, was zu einer Verringerung des Angebots, einem Preisanstieg und drohenden Ernteeinbußen geführt hat. Die hohen Düngemittelpreise könnten dazu führen, dass sich die derzeitige Krise der Erschwinglichkeit von Nahrungsmitteln in eine Krise der Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln verwandelt und die Produktion von Mais, Reis, Sojabohnen und Weizen im Jahr 2022 zurückgeht.
Auch die Kosten sind so hoch wie nie zuvor: Die monatlichen Kosten des WFP liegen um 73,6 Millionen US-Dollar über dem Durchschnitt des Jahres 2019 - ein Anstieg um unglaubliche 44 Prozent. Mit den zusätzlichen Betriebskosten hätten früher 4 Millionen Menschen einen Monat lang ernährt werden können. In Ländern wie Nigeria, Südsudan und Jemen muss das WFP bereits harte Entscheidungen treffen und unter anderem Rationen kürzen, um mehr Menschen erreichen zu können. Dies ist gleichbedeutend damit, von den Hungernden zu nehmen, um die Verhungernden zu ernähren.
Brennpunkte
Vom zentralamerikanischen "Dry Corridor" und Haiti über die Sahelzone, die Zentralafrikanische Republik und den Südsudan bis hin zum Horn von Afrika, Syrien, Jemen und Afghanistan treiben Konflikte und Klimaschocks Millionen von Menschen an den Rand des Verhungerns.
Im vergangenen Jahr hat die Welt außerordentliche Mittel bereitgestellt - allein für das WFP eine Rekordsumme von 14,1 Milliarden US-Dollar -, um die beispiellose globale Hungerkrise zu bewältigen. In Ländern wie Somalia, das am Rande einer Hungersnot stand, kam die internationale Gemeinschaft zusammen und schaffte es, eine Hungersnot vorerst abzuwenden. Doch wir müssen auch die Ursachen des Hungers angehen.
Wenn wir nicht darin investieren. Menschen gegen zukünftige Krisen zu wappnen, werden die Folgen über Landesgrenzen hinweg spürbar sein. Wenn Gemeinschaften nicht in die Lage versetzt werden, Katastrophen und Krisen zu überstehen, könnte dies zu verstärkter Migration und möglicherweise zu Destabilisierung und Konflikten führen.
Eine Welt ohne Hunger erreichen
Die lebensverbessernder Arbeit von WFP trägt dazu bei, Humankapital aufzubauen, Regierungen bei der Stärkung von Sozialschutzprogrammen zu unterstützen, Gemeinschaften in besonders prekären Gebieten zu stabilisieren und ihnen zu helfen, plötzliche Katastrophen besser zu überstehen, ohne ihr gesamtes Vermögen zu verlieren.
In nur vier Jahren haben WFP und lokale Dorfgemeinschaften in fünf Ländern der afrikanischen Sahelzone trockene Felder in fruchtbares Acker- und Weideland verwandelt. Über 2,5 Millionen Menschen profitierten von den aufeinander abgestimmten Aktivitäten. Die sogenannte Sahel-Resilienzinitiative zeigt wappnet Menschen besser gegen saisonale Krisen und ermöglicht ihnen einen besseren Zugang zu lebenswichtigen natürlichen Ressourcen wie Land. Die Familien und ihre Häuser, ihr Eigentum und ihre Felder sind besser gegen die Folgen der Klimakrise geschützt. Die Unterstützung dient als Puffer gegen Instabilität, indem sie die Menschen zusammenbringt, soziale Sicherheitsnetze schafft, Böden produktiv hält und Beschäftigungsmöglichkeiten bietet. Das alles trägt dazu bei, den Kreislauf des Hungers zu durchbrechen.
Ein weiteres Beispiel ist das Mikroversicherungsprogramm von WFP, die sogenannte R4 Rural Resilience-Initiative, die rund 360.000 Bäuer*innen- und Hirt*innenfamilien in 14 Ländern, darunter Bangladesch, El Salvador, Äthiopien, Fidschi, Guatemala, Kenia, Madagaskar und Simbabwe, vor Klimakatastrophen schützt, die ihre Ernten und ihren Lebensunterhalt gefährden.
Gleichzeitig arbeitet WFP in 83 Ländern mit Regierungen zusammen, um die nationalen Sicherheitsnetze und den ernährungssensiblen Sozialschutz zu stärken oder aufzubauen, so dass wir mehr Menschen erreichen können als mit der Ernährungsnothilfe.
Humanitäre Hilfe allein ist jedoch nicht genug. Nur durch koordinierte Anstrengungen von Regierungen, Finanzinstituten, dem Privatsektor und Partnern kann eine noch schwerere Krise im Jahr 2023 abgewendet werden. Eine gute Regierungsführung ist der goldene Faden, der die Gesellschaft zusammenhält und es ermöglicht, dass das Humankapital wächst, die Wirtschaft sich entwickelt und die Menschen sich entfalten können.
Die Welt braucht auch ein stärkeres politisches Engagement, um den Hunger zu beseitigen. Nur politischer Wille kann die Konflikte in Ländern wie Jemen, Äthiopien und Südsudan beenden, und ohne eine feste politische Verpflichtung zur Eindämmung der Klimakrise, wie sie im Pariser Klimaabkommen vorgesehen ist, werden die Hauptursachen des Hungers unvermindert weiterbestehen.
In 2023, hunger levels are higher than ever before
