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Hunger in West- und Zentralafrika auf 10-Jahreshoch, Krise breitet sich auf Küstenländer aus

DAKAR – Eine neue Studie zeigt, dass der akute Hunger in West- und Zentralafrika bis Juni dieses Jahres einen 10-Jahres-Höchststand erreichen wird. Die unsichere Ernährungslage weitet sich in beunruhigender Weise auf die Küstenländer, und in den konfliktbetroffenen Gebieten von Burkina Faso und Mali, aus. Dort ist die humanitäre Hilfe durch die unsichere Lage stark eingeschränkt.

Zum ersten Mal sind 45.000 Menschen in der Sahelzone von katastrophalem  Hunger (Phase 5 Hungersnot) - bedroht - darunter 42.000 in Burkina Faso und 2.500 in Mali.

Die kombinierten Auswirkungen von Konflikten, Klimaschocks, COVID-19 und hohen Lebensmittelpreisen treiben den Hunger und die Mangelernährung in der Region weiter in die Höhe. Laut der Cadre Harmonisé-Analyse zur Ernährungssicherheit vom März 2023 wird die Zahl der Menschen, die keinen regelmäßigen Zugang zu sicheren und nahrhaften Lebensmitteln haben, in der Zeit zwischen den Ernten von Juni bis August 2023 auf 48 Millionen ansteigen - ein Anstieg um das Vierfache in den letzten fünf Jahren. Die Ergebnisse bestätigen auch einen längerfristigen Trend zu einer geografischen Ausweitung des Hungers in der Region.

"Die sich zuspitzende Ernährungslage in Westafrika ist einfach herzzerreißend", sagte Chris Nikoi, WFP-Regionaldirektor für Westafrika. "Es besteht ein großer Bedarf an massiven Investitionen in die Stärkung der Kapazitäten von Gemeinschaften und Einzelpersonen, um sich gegen Schocks zu wappnen. Gleichzeitig müssen lokale und langfristige Lösungen für die Produktion von Nahrungsmitteln, die Umwandlung und den Zugang zu Nahrungsmitteln für gefährdete Gruppen Vorrang haben", fügte er hinzu.

Die düstere Ernährungslage der Menschen in der Region wird sich weiter verschlechtern: 16,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren werden im Jahr 2023 von akutem Hunger betroffen sein, darunter 4,8 Millionen Kinder, die an der schwächenden schweren Form der Mangelernährung leiden werden. Dies entspricht einem Anstieg der weltweiten akuten Mangelernährung (GAM) um 83 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2022. Neben der Unbezahlbarkeit einer abwechslungsreichen, nahrhaften und gesunden Ernährung (insbesondere für Kleinkinder und Frauen) sind Konflikte und Zwangsumsiedlungen eine der Hauptursachen für die Verschlechterung der Situation, die zu einem eingeschränkten Zugang zu grundlegenden sozialen Diensten (Gesundheit, Ernährung, WASH, sozialer Schutz) führen und sich negativ auf die Versorgung auswirken. Zwischen 2019 und 2023 nahmen die Sicherheitsvorfälle in der Region um 79 Prozent zu, was zu massiven Fluchtbewegungen der Bevölkerung führt und den Zugang zu Ackerland und Futtermitteln beeinträchtigt.

"Wachsende Unsicherheit und Konflikte bedeuten, dass die Vulnerabilität in der Region zunimmt und es immer schwieriger wird, Gemeinschaften in isolierten Gebieten zu helfen", sagte die UNICEF-Regionaldirektorin für West- und Zentralafrika, Marie-Pierre Poirier. "Wir unterstützen die Regierungen dabei, die Gesundheitssysteme auf Eichrichtungs- und Gemeinschaftseben zu stärken, um Mangelernährung erfolgreich zu erkennen und zu behandeln und gleichzeitig den Schwerpunkt auf Prävention zu legen."

Trotz besserer Regenfälle im Jahr 2022 sind der Zugang und die Verfügbarkeit von Lebensmitteln weiterhin beeinträchtigt. Die Region ist nach wie vor von Importen abhängig, und die Abwertung der Währung und die hohe Inflation lassen die Rechnungen für Lebensmittelimporte in der Region steigen. Auch dann, wenn die Länder mit großen finanziellen Engpässen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen haben.

Darüber hinaus besteht die Sorge, dass die Beschränkung der Wandertierhaltung und die hohe Konzentration von Vieh in einigen Gebieten zu einer weiteren Verschlechterung der Weide- und Sicherheitsbedingungen führen könnte.

"Die anhaltende Verschlechterung der Lebensmittel- und Ernährungssituation in Westafrika und der Sahelzone ist inakzeptabel. Trotz des Anstiegs der Getreideproduktion bleibt der Zugang zu Nahrungsmitteln für den Großteil der Bevölkerung schwierig, da die Märkte aufgrund der unsicheren Lage der Bevölkerung und der hohen Lebensmittelpreise nicht funktionieren", sagte Robert Guei, der subregionale Koordinator der FAO für Westafrika.

"Dieser Trend wird die Nahrungsmittel- und Ernährungssituation wahrscheinlich weiter verschlechtern, und deshalb müssen wir die Ursachen dieser Krise unverzüglich und in konzertierter Weise angehen. Es ist an der Zeit, die landwirtschaftliche Produktion anzukurbeln, um Ernährungssouveränität in unserer Region zu erreichen", so Guei weiter.

FAO, OCHA, UNICEF und das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) rufen die Entwicklungs- und humanitären Partner sowie den Privatsektor erneut auf, die nationalen Regierungen bei der Verbesserung der Ernährungssicherheit in der Region zu unterstützen. Dazu gehören der Aufbau von Systemen in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene sowie ernährungssensible Sozialschutzprogramme, die sich an benachteiligte Gruppen wie Frauen und Kleinkinder richten. Partnerschaften müssen ausgebaut werden, um akutem Hunger bei Kindern vorzubeugen und um klimafreundliche Programme zu fördern, die dazu beitragen, die hohe Empfänglichkeit der Region für Klimaschocks und das Risiko der Erschöpfung der natürlichen Ressourcen zu verringern.

"Die Lebensmittel- und Ernährungskrise hat sektorübergreifende Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der betroffenen Bevölkerung in der Region, in Gebieten, die bereits von humanitären Krisen betroffen sind, und in allen west- und zentralafrikanischen Ländern. Dies erfordert den kollektiven Einsatz von sektorübergreifenden Maßnahmen, die sich an den von der Bevölkerung geäußerten Bedürfnissen orientieren und die Menschen in West- und Zentralafrika in den Mittelpunkt stellen", erläuterte Charles Bernimolin, Leiter des OCHA-Regionalbüros für West- und Zentralafrika.



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Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt. Wir retten Leben in Notfällen und ebnen mit Ernährungshilfe den Weg zu Frieden, Stabilität und Wohlstand für Menschen, die von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

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