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UN: Akute Mangelernährung bedroht 2021 Hälfte der Kinder unter Fünf im Jemen

WFP/Alaa Noman, Mutter im Gesundheitszentrum. Eine ihrer Töchter, 1 Jahr und 4 Monate alt, leidet an Mangelernährung. Die Mangelernährung von Kleinkindern im Jemen nimmt zu, da sich die Bedingungen verschlechtern. WFP unterstützt Kinder und Mütter im Jemen bei der Behandlung und Vorbeugung von Mangelernährung.
Humanitäre Krise fordert weiterhin einen schrecklichen Tribut von Kindern, warnen FAO, UNICEF, WFP und WHO

SANA'A/ADEN/ROM/NEW YORK/GENF – 2021 drohen fast 2,3 Millionen Kinder unter fünf Jahren im Jemen an akuter Mangelernährung zu leiden, warnten heute vier Organisationen der Vereinten Nationen. Es wird davon ausgegangen, dass von diesen Kindern 400.000 an schwerer akuter Mangelernährung leiden werden. Ihnen droht der Tod, sollten sie nicht dringend behandelt werden.

Die Food and Agriculture Organization (FAO), der United Nations Children’s Fund (UNICEF), das UN World Food Programme (WFP), die World Health Organization (WHO) und Partner veröffentlichten heute neue Zahlen aus dem jüngsten Bericht zur Integrierten Klassifizierung der akuten Mangelernährung (Integrated Food Security Phase Classification, IPC). Sie verzeichnen einen Anstieg der akuten Mangelernährung und der schweren akuten Mangelernährung bei Kindern unter fünf Jahren um 16 Prozent bzw. 22 Prozent ab 2020.



Die Agenturen warnten auch, dass dies mit die höchsten Werte für schwere akute Mangelernährung sind, die im Jemen seit der Eskalation des Konflikts im Jahr 2015 erfasst wurden.



Mangelernährung schädigt die körperliche und kognitive Entwicklung eines Kindes, insbesondere in den ersten beiden Lebensjahren. Sie ist weitgehend irreversibel und führt zu Krankheit, Armut und Ungleichheit.



Die Vorbeugung von Mangelernährung und die Bekämpfung ihrer verheerenden Auswirkungen beginnt mit einer guten Gesundheit der Mütter. Dennoch werden im Jemen 2021 voraussichtlich 1,2 Millionen schwangere oder stillende Frauen akut mangelernährt sein.



Jahrelanger bewaffneter Konflikt und wirtschaftlicher Niedergang, die COVID-19-Pandemie und ein schwerwiegender Finanzierungsengpass in der humanitären Hilfe treiben erschöpfte Gemeinschaften an den Rand ihrer Möglichkeiten. Ihre Ernährung ist nicht gesichert. Viele Familien sind gezwungen, die Menge oder die Qualität ihrer Nahrung zu reduzieren, in einigen Fällen sogar beides.



"Die steigende Zahl von Kindern, die im Jemen hungern, sollte uns alle schockieren", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. "Mit jedem Tag, der verstreicht, ohne dass etwas geschieht, werden mehr Kinder sterben. Humanitäre Organisationen brauchen dringend vorhersehbare Ressourcen und ungehinderten Zugang zu den Gemeinden vor Ort, um Leben retten zu können."



"Die Familien im Jemen sind schon viel zu lange in der Gewalt des Konflikts und aktuelle Bedrohungen wie COVID-19 haben ihre unerbittliche Notlage nur noch vergrößert", sagte FAO-Generaldirektor QU Dongyu. "Ohne Sicherheit und Stabilität im ganzen Land und einen verbesserten Zugang zu Bäuer*innen, damit sie die nötigen Mittel erhalten, um wieder genügend und nahrhafte Nahrung anbauen zu können, werden die Kinder und ihre Familien im Jemen immer tiefer in Hunger und Mangelernährung abrutschen."



"Diese Zahlen sind ein weiterer Hilfeschrei aus dem Jemen, wo jedes mangelernährte Kind auch bedeutet, dass eine Familie ums Überleben kämpft", sagte WFP-Exekutivdirektor David Beasley. "Die Krise im Jemen ist eine toxische Mischung aus Konflikt, wirtschaftlichem Zusammenbruch und einem gravierenden Mangel an finanzieller Unterstützung, um die lebensrettende Hilfe zu leisten, die dringend benötigt wird. Aber es gibt eine Lösung für den Hunger. Das ist Nahrung und ein Ende der Gewalt. Wenn wir jetzt handeln, dann ist noch Zeit, das Leid der Kinder im Jemen zu beenden."



"Krankheiten und ein schlechtes Gesundheitssystem sind die Hauptursachen für Mangelernährung bei Kindern", sagte WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus. "Gleichzeitig sind mangelernährte Kinder anfälliger für Krankheiten wie Durchfall, Atemwegsinfektionen und Malaria, die u.a. im Jemen ein großes Problem darstellen. Es ist ein teuflischer und oft tödlicher Kreislauf, aber mit relativ günstigen und einfachen Maßnahmen können viele Leben gerettet werden."



Akute Mangelernährung bei Kleinkindern und Müttern im Jemen hat mit jedem Konfliktjahr zugenommen. 2020 zeichnete sich bereits eine deutliche Verschlechterung ab, verursacht durch hohe Krankheitsraten, etwa Durchfall, Atemwegsinfektionen und Cholera, und durch steigende Hungerzahlen. Zu den am stärksten betroffenen Regierungsbezirken gehören Aden, Al Dhale, Hajjah, Hodeida, Lahj, Taiz und Sana'a City, auf die mehr als die Hälfte der erwarteten Fälle von akuter Mangelernährung 2021 entfallen.



Heute ist der Jemen für Kinder einer der gefährlichsten Orte der Welt, um aufzuwachsen. Das Land hat eine hohe Rate an übertragbaren Krankheiten, einen eingeschränkten Zugang zu Routineimpfungen und Gesundheitsdiensten für Kinder und Familien, schlechte Ernährung für Säuglinge und Kleinkinder sowie unzureichende Sanitär- und Hygienesysteme.



In der Zwischenzeit ist das ohnehin schon fragile Gesundheitssystem von den kollateralen Auswirkungen von COVID-19 betroffen, die die spärlichen Ressourcen aufgezehrt und dazu geführt haben, dass weniger Menschen medizinische Versorgung aufsuchen.



Die katastrophale Situation der jüngsten Kinder und Mütter im Jemen bedeutet, dass jede Unterbrechung der humanitären Versorgung – von Gesundheit über Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene bis hin zu Ernährungshilfe und Sicherung von Lebensgrundlagen – zu einer Verschlechterung ihrer Ernährungssituation führen kann.



Die humanitäre Hilfe ist nach wie vor kritisch unterfinanziert. Im Jahr 2020 erhielt der Humanitarian Response Plan 1,9 Mrd. US$ von den benötigten 3,4 Mrd. US$.





 

 

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Anmerkung für Journalist*innen

Multimedia Material finden Sie hier: https://weshare.unicef.org/Package/2AM40805FSQX



Links zum IPC-Report

Zum vollständigen Bericht: https://bit.ly/2N1WMyt

Zur Analyse: http://www.ipcinfo.org/ipcinfo-website/alerts-archive/issue-34/en/

 

Das UN World Food Programme (WFP) ist Träger des Friedensnobelpreises 2020. Wir sind die größte humanitäre Organisation der Welt, retten Leben in Notfällen und ebnen mit Ernährungshilfe den Weg zu Frieden, Stabilität und Wohlstand für Menschen, die von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

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