Zahl der Hungernden im Südsudan steigt dramatisch
Der Bericht zeigt, dass die Anzahl der Menschen, die hungern oder deren Ernährung nicht gesichert ist, von 3,3 Millionen im Jahr 2011 auf nun 4,7 Millionen Menschen gesprungen ist. Davon leben etwa eine Million Menschen in einer äußerst unsicheren Ernährungssituation; 2011 waren es im Vergleich dazu noch 900.000.
Ernährungshilfe mit Hürden
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Wenn aufgrund des Konflikts weiterhin große Teile der Bevölkerung fliehen werden, und die Nahrungsmittelpreise zusätzlich ansteigen, könnte sich laut des Berichts die Anzahl der Hungernden verdoppeln.
„Diese Krise kommt immer schneller auf uns zu. Die internationale Gemeinschaft kann es sich nicht erlauben, sie zu ignorieren, “ sagte Chris Nikoi, WFP-Landesdirektor im Südsudan. „Die Situation ist dramatisch. Wir tun alles, um vorbereitet zu sein. Doch die Zeit wird knapp.“
„Wir müssen den Haushalten ermöglichen, dass sie zuallererst schnellen und sicheren Zugang zu nährstoffreichem Essen und anderen Grundbedürfnissen haben. Um aber im Südsudan die Ernährungssicherheit wieder aufzubauen und zu stützen, müssen wir den Kreislauf, der Hunger und Armut immer weiter verbreitet, durchbrechen. Dies ist möglich, wenn wir den Menschen helfen, ihre Landwirtschaft, Viehzucht und andere Aktivitäten, die ihre Lebensgrundlagen stützen, wieder aufzunehmen, “ sagte George Okeh, FAO-Landesdirektor im Südsudan.
Schätzungen zufolge lag im Jahr 2011 die Getreideproduktion des Südsudan rund 19 Prozent unter den Erträgen des Vorjahres und 25 Prozent geringer als der Durchschnitt der letzten fünf Jahren. Das Getreidedefizit für das Jahr 2012 wird auf über 470.000 Tonnen geschätzt –fast die Hälfte des gesamten südsudanesischen Jahresbedarfs.
Für die geringeren Ernteerträge sind hauptsächlich schwache Niederschläge zu Beginn der Erntesaison verantwortlich. Hinzu kommt der anhaltende Konflikt, der die Bevölkerung von ihren landwirtschaftlichen Tätigkeiten abhält. Das eingeschränkte Angebot an Nahrungsmitteln trifft die Bevölkerung ausgerechnet in einer Zeit, in der der Bedarf besonders ansteigen ist, durch die Rückkehr von Südsudanesen aus dem Norden und Binnenvertriebene. Hinzu kommt, dass die Grenzen zwischen dem neuen Staat Südsudan und dem Sudan geschlossen sind, was auf dem südsudanesischen Markt zum Zusammenbruch der regulären Versorgung mit Nahrungsmitteln geführt hat.
Nothilfe
WFP im Interview mit ZEIT Online
In diesem Presseinterview können Sie nachlesen, wie humanitäre Helfer die aktuelle Situation vor Ort einschätzen.
WFP muss etwa 2,7 Millionen gefährdete Menschen mit 150.000 Tonnen Nahrungsmitteln erreichen; unterstützt werden besonders ernährungsunsichere Haushalte in ländlichen Gebieten, Kinder und Mütter, Binnenvertriebene, Flüchtlinge und Rückkehrer. WFP und seine Partner bereiten sich bereits darauf vor, die Notoperation auszuweiten, um auf die wachsenden Bedürfnisse vorbereitet zu sein. Laut des Berichts könnte die Zahl der Hungernden auf 3,3 Millionen Menschen ansteigen.
Da WFP 2,7 Millionen Menschen unterstützen muss, sind weitere Mittel dringend notwendig, um das derzeitige Defizit von 160 Millionen US-Dollar auszugleichen.
Während der landwirtschaftlichen Phase im letzten Jahr stellten die FAO und ihre Partner landwirtschaftliche Geräte und knapp 2.400 Tonnen Saatgut für 165.000 Bauernfamilien zur Verfügung, vor allem für Rückkehrer und Binnenvertriebene. In diesem Jahr wird die FAO die Bauern darin unterstützen, ihre Produktion für die anstehende Ernte auszuweiten, die mit den ersten Regenfällen im April beginnt und in verschiedenen Teilen des Landes bis Juni andauert. Die Regierung des Südsudan hat die FAO außerdem aufgefordert, ähnlich wie in Somalia Bargeld bereitzustellen. Dadurch haben Familien die Möglichkeit, Nahrungsmittel lokal einzukaufen und die Wirtschaft anzukurbeln.
Die FAO benötigt 23 Millionen US-Dollar als Teil des gemeinsamen UN-Aufrufs (UN Consolidated Appeal Process).
Der FAO-WFP Bericht zur Ernte- und Ernährungssicherheit im Südsudan beruht auf einer gemeinsamen Mission in der weltweit jüngsten Nation im Auftrag des südsudanesischen Forst- und Landwirtschaftsministeriums zwischen Oktober und November 2011.