Waffenstillstand bringt Hoffnung: Bäckereien in Gaza nehmen Betrieb wieder auf
Noch bevor die Waffen in Gaza schwiegen, nahm die weitläufige Bäckerei in Nuseirat ihren Betrieb wieder auf und produzierte hunderte heiße, duftende Brote für ausgehungerte Bewohnerinnen und Bewohner.
Es war das erste Mal seit Monaten, dass die Öfen der Bäckerei wieder in Betrieb waren – nachdem endlich wieder Lastwagen mit Mehl und anderen Grundnahrungsmitteln in den Gazastreifen gelangten. Für vertriebene Familien wie die von Fatima, die in Zelten leben und Plastik und Müll verbrennen müssen, um das wenige Essen zu kochen, das sie haben, bedeutet das frische Fladenbrot ein Stück Normalität nach Monaten des Hungers und der Not.
„Wenn ich ein Feuer mache, weiß ich, dass ich die Gesundheit meines Kindes gefährde“, sagt Fatima, deren Tochter unter schweren Atemproblemen leidet. „Brot zu bekommen fühlte sich wie ein Segen an“, erzählt sie über die Pita-Pakete, die sie nun in der Nähe ihres Zeltlagers in Deir al-Balah abholen kann.
Mit der Waffenruhe kehrt ein Hauch von Normalität zurück – sichtbar in den wieder geöffneten Bäckereien. Die Brote, die aus den heißen Öfen kommen, sind Teil einer groß angelegten und schnellen Ausweitung der WFP-Hilfe für Menschen, die unter extremem oder gar katastrophalem Hunger leiden. Ziel ist es, in den ersten drei Monaten bis zu 1,6 Millionen Menschen zu versorgen. Die Lastwagen mit WFP-Hilfe, die nun in den Gazastreifen gelangen, unterstützen Bäckereien, Ernährungsprogramme und allgemeine Lebensmittelverteilungen.
„Die Menschen in Gaza haben verzweifelt auf diesen Moment gewartet“, sagt Antoine Renard, WFP-Landesdirektor in Palästina. „Sie wurden mehrfach vertrieben – gejagt von Hunger und Mangelernährung und gezwungen, unmögliche Entscheidungen zu treffen, um zu überleben.“
Ein Gefühl der Normalität
Schon Tage vor der Waffenruhe hatte WFP neun der ehemals 30 unterstützten Bäckereien im Gazastreifen wieder in Betrieb genommen. Unsere Partner verteilen bereits über 100.000 Pakete mit Pita – dem Fladenbrot – täglich an Familien in Notunterkünften und Camps. Diese Verteilungen werden ausgeweitet, sobald mehr Lebensmittel in den Gazastreifen gelangen und weitere Bäckereien öffnen können.
„Der Duft von Brot gibt den Menschen Hoffnung, dass sich die Lage normalisiert“, sagt Samer Abdeljaber, WFP-Regionaldirektor für den Nahen Osten, Nordafrika und Osteuropa. Je mehr Lebensmittel die Hungernden erreichen, desto mehr sinkt die Angst, erklärt er. „So wächst das Vertrauen, dass in den kommenden Tagen weitere Hilfe kommt.“
In einem einfachen Zelt kämpft Mutter Fatima mit den Tränen, als sie erzählt, wie ihre Familie am ersten Kriegstag 2023 aus Gaza-Stadt floh – ohne etwas mitnehmen zu können. Wie viele andere zog die Familie von Ort zu Ort, auf der Suche nach Sicherheit.
„Essen ist eine große Herausforderung“, sagt Fatima. Ihre beiden kleinen Töchter haben seit Monaten kein frisches Obst oder kalziumhaltige Lebensmittel gegessen. Beide leiden unter gesundheitlichen Problemen, eine benötigt sogar ein Beatmungsgerät.
„Ich bin von Tür zu Tür gegangen, nur um Hilfe zu bekommen und sie am Leben zu halten“, erzählt Fatima.
Das "Wunder" des Brotes
Die Waffenruhe in Gaza – erklärt gut zwei Jahre nach Ausbruch des Krieges – kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Krankenhäuser, Handel und andere lebenswichtige Dienste stark beeinträchtigt sind. Sollte sie halten, hoffen WFP und andere humanitäre Organisationen auf eine Wende.
Zehntausende Tonnen unserer Ernährungshilfe sind einfahrbereit oder bereits auf dem Weg in den Gazastreifen. Auch die Unterstützung für schwangere und stillende Frauen wird ausgeweitet – mit weiteren Plänen für die kommenden Wochen.
„Mit Zugang können wir große Mengen an Hilfsgütern liefern, mehr Bäckereien versorgen, Lebensmittelpakete verteilen und die hohe Mangelernährung senken“, sagt Renard.
Für Menschen wie Ahmed ist das Fladenbrot ein erster Schritt zur Erholung. Seine Frau, im neunten Monat schwanger, ist stark unterernährt. Das Baby, sagt er, sei untergewichtig.
„Wir standen fünf bis sechs Stunden für einen einzigen Teller Essen an“, erzählt Ahmed über die harten Kriegsmonate. „Wir konnten nichts auf dem Markt kaufen – kein Bargeld, keine Arbeit, kein Einkommen.“
Die Pakete mit frischem Pita „fühlten sich wie ein Wunder an“, sagt er. „Es ist schwer zu beschreiben. Es war das erste Mal seit Langem, dass wir etwas so Grundlegendes hatten.“