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12 Jahre Konflikt in Syrien: Hälfte der Bevölkerung leidet Hunger, Erdbeben verschärft wirtschaftliche Krise

DAMASKUS - Ein durchschnittlicher Monatslohn in Syrien deckt derzeit etwa ein Viertel des Nahrungsmittelbedarfs einer Familie, so das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) heute, und unterstreicht damit den dringenden Bedarf an verstärkter humanitärer Hilfe, da das Land mit den verheerenden Auswirkungen der jüngsten Erdbeben und des seit 12 Jahren andauernden Konflikts zu kämpfen hat.

Etwa 12,1 Millionen Menschen, mehr als 50% der Bevölkerung, leiden Hunger, weitere 2,9 Millionen laufen Gefahr, in eine Hungersnot abzurutschen. Jüngste Daten zeigen außerdem, dass Unterernährung zunimmt, die Raten der Unterentwicklung und der Unterernährung von Müttern hat ein noch nie dagewesenes Niveau erreicht.

“Bombardierung, Vertreibung, Isolation, Dürre, wirtschaftlicher Zusammenbruch und nun auch noch ein Erdbeben von erschütterndem Ausmaß. Die Syrer*innen sind bemerkenswert widerstandsfähig, aber auch sie können nur eine bestimmte Menge ertragen”, sagt Kenn Crossley, WFP-Länderdirektor in Syrien. “An welchem Punkt sagt die Welt "genug"?"

Bereits vor dem verheerenden Erdbeben warendie Lebensmittelpreise im Land sehr hoch. Die Auswahl an Standardnahrungsmitteln, die WFP zur Ermittlung der Lebensmittelinflation heranzieht, hat sich innerhalb von 12 Monaten fast verdoppelt und ist 13-mal teurer als noch vor drei Jahren. Es wird erwartet, dass sich der Anstieg weiter fortsetzt.

Die jüngsten Erdbeben haben deutlich gemacht, dass die humanitäre Hilfe in Syrien dringend aufgestockt werden muss, und zwar nicht nur für die Menschen, die davon betroffen sind, sondern auch für diejenigen, die bereits mit den explodierenden Lebensmittelpreisen, der Treibstoffkrise und den aufeinander folgenden Klimaschocks zu kämpfen haben. Nach Jahren der Inflation und Währungsabwertung liegen die Preise für Lebensmittel und Brennstoffe auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren. 

Die Unterernährungsrate bei Kindern hat in einigen Teilen des Landes 28% erreicht, im Nordosten Syriens liegt die Unterernährungsrate bei Müttern bei 25%. 

Ein Land, das sich früher selbst mit Nahrungsmitteln versorgen konnte, gehört heute zu den sechs größten Hungerkrisen weltweit und ist stark von Nahrungsmittelimporten abhängig. Die zerstörte Infrastruktur, hohe Treibstoffkosten und dürreähnliche Bedingungen haben die syrische Weizenproduktion um 75% reduziert.

WFP leistet Ernährungshilfe für 5,5 Millionen Menschen im ganzen Land in Form von Lebensmittelverteilungen, Ernährungsprogrammen, Schulmahlzeiten, Bargeldhilfe und Unterstützung für die Existenzsicherung, Widerstandsfähigkeit und soziale Sicherheitsnetze. Seit dem Erdbeben in Nordsyrien hat WFP 1,7 Millionen vom Erdbeben betroffene Menschen erreicht.

Doch die Finanzierungslücke von WFP in Syrien droht die Hilfe genau dann zu kürzen, wenn die Menschen sie am meisten brauchen. WFP benötigt dringend mindestens 450 Millionen US-Dollar, um die Hilfe für mehr als 5,5 Millionen Syrer*innen in 2023 aufrechtzuerhalten. Darin enthalten sind 150 Millionen US-Dollar, um 800.000 Menschen, die von dem Erdbeben betroffen sind, sechs Monate lang zu unterstützen.

Ohne ausreichende Mittel muss WFP die Zahl der Begünstigten ab Juli drastisch reduzieren, so dass Millionen von Menschen in großer Not ohne Ernährungshilfe dastehen.

”Die Welt hat uns jetzt vergessen. Das ist es, was wir von vielen Syrer*innen hören, und es ist eine deutliche Erinnerung daran, dass wir mehr tun müssen“, sagte Corinne Fleischer, Regionaldirektorin des WFP für den Nahen Osten, Nordafrika und Osteuropa. ”Wir brauchen die Mittel, um weiterhin Millionen von Familien mit Nahrungsmitteln zu versorgen - bis die Menschen sich wieder selbst ernähren können.“

Neben der unmittelbaren Ernährungshilfe arbeitet WFP auch an langfristigen Lösungen, die den Gemeinschaften in Syrien helfen sollen, weniger auf direkte Unterstützung angewiesen zu sein. In ganz Syrien unterstützt WFP die Wiederherstellung von Bewässerungssystemen, Mühlen, Bäckereien und Märkten. Solche Projekte bringen eine höhere Rendite als herkömmliche Lebensmittelverteilungen. So kann jeder US-Dollar, der in die Instandsetzung von Bäckereien oder Bewässerungskanälen investiert wird, die jährlichen Kosten für die allgemeine Ernährungshilfe um mehr als drei US-Dollar senken.

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Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt. Wir retten Leben in Notfällen und ebnen mit Ernährungshilfe den Weg zu Frieden, Stabilität und Wohlstand für Menschen, die von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

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Syrien Erdbeben Konflikte

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