Extremer Hunger könnte wegen nie dagewesener Finanzierungskrise Millionen Menschen erfassen
In den vergangenen zwei Jahren ist die Finanzierung von WFP trotz der Großzügigkeit vieler Regierungen und einzelner Spender kontinuierlich zurückgegangen. Die Tragweite dieser Kürzungen, kombiniert mit einer Rekordzahl von Menschen in Not, hat eine beispiellose Krise für Dutzende Millionen Menschen ausgelöst, die auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind.
Aktuell steht WFP im Vergleich zum Vorjahr vor einem alarmierenden Rückgang der Finanzierung um 40 Prozent für das Jahr 2025. Die Folgen für die weltweiten Nahrungsmittelhilfsprogramme sind gravierend, insbesondere für die Notfallversorgung der am stärksten gefährdeten Menschen.
„WFP konzentriert sich auf die Länder mit dem größten Bedarf und streckt die Lebensmittelrationen an vorderster Front. Auch wenn wir alles tun, um laufende Kosten zu senken, darf man sich keine Illusionen machen – wir stehen vor einem finanziellen Abgrund mit lebensbedrohlichen Konsequenzen“, sagte Rania Dagash-Kamara, beigeordnete Exekutivdirektorin für Partnerschaften und Innovation bei WFP. „Notfall-Ernährungsprogramme retten nicht nur Leben und lindern menschliches Leid. Sie bringen auch dringend benötigte Stabilität in fragile Gemeinschaften, die ohne Hilfe in eine noch tiefere Krise geraten.“
WFP an vorderster Front
Die globale Hungersituation verschärft sich dramatisch: 343 Millionen Menschen sind von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen – verursacht durch eine Welle globaler Krisen wie Konflikte, wirtschaftliche Instabilität und klimabedingte Katastrophen. Im Jahr 2025 plant WFP voraussichtlich etwas mehr als ein Drittel dieser Menschen unterstützen – rund 123 Millionen der weltweit Hungernden. Davon sind 58 Millionen akut gefährdet, den Zugang zu Nahrungsmittelhilfe zu verlieren. Im vergangenen Jahr versorgten WFP-Teams mehr als 120 Millionen Menschen in 80 Ländern mit lebenswichtiger Nahrung und leisteten Hilfe in den am stärksten betroffenen Krisengebieten.
Drohende Versorgungsengpässe
Angesichts der aktuellen Finanzierungsengpässe passt das WFP seine Einsätze schnellstmöglich an und informiert seine Geldgeber über die 28 kritischsten Ländereinsätze, die bis August unter massivem Mittel- und Nahrungsmangel leiden.
Diese Programme umfassen: Libanon, Sudan, Syrien, Südsudan, Tschad, Afghanistan, Myanmar, Uganda, Niger, Burkina Faso, Demokratische Republik Kongo, Jemen, Mali, Bangladesch, Venezuela, Haiti, Mosambik, Nigeria, Somalia, Kenia, Ukraine, Malawi, Burundi, Äthiopien, Palästina, Zentralafrikanische Republik, Jordanien und Ägypten.
Beispiele betroffener Länder
• Sudan: WFP benötigt im Land fast 570 Millionen US-Dollar, um monatlich über sieben Millionen Menschen zu versorgen. Ohne neue Mittel droht ab April ein Versorgungsengpass. Die Hungersnot, die zuerst im Zamzam-Flüchtlingscamp nahe El Fasher bestätigt wurde, hat sich bereits auf zehn Gebiete in Nord-Darfur und die westlichen Nuba-Berge ausgeweitet. Insgesamt leiden 24,6 Millionen Menschen im Sudan unter akutem Hunger. Verzögerungen bei der Bereitstellung von Notfallnahrungsmitteln, Ernährungsprogrammen und logistischen Hilfen könnten für Millionen lebensbedrohlich sein.
• Demokratische Republik Kongo (DRK): WFP benötigt 399 Millionen US-Dollar, um 6,4 Millionen Menschen zu ernähren. Die eskalierende Gewalt im Osten des Landes hat bereits über eine Million Menschen vertrieben. Nahrungsmittel- und Ernährungsprogramme sind entscheidend für die Stabilisierung der Region und die Unterstützung der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen.
• Palästina: WFP benötigt rund 265 Millionen US-Dollar für die nächsten sechs Monate, um 1,4 Millionen Menschen in Gaza und im Westjordanland zu versorgen. Zusätzlich werden dringend 34 Millionen US-Dollar für eine dreimonatige Soforthilfe in Form von Bargeldtransfers für 40.000 Familien im Westjordanland benötigt. In Gaza sind über zwei Millionen Menschen vollständig auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.
• Syrien: WFP benötigt 140 Millionen US-Dollar, um monatlich 1,2 Millionen Menschen mit Ernährungshilfe zu versorgen. Ohne neue Mittel wird die Lebensmittelhilfe für eine Million der am stärksten gefährdeten Menschen im August eingestellt – mit gravierenden Folgen für Stabilität und den sozialen Zusammenhalt.
• Libanon: WFP benötigt 162 Millionen US-Dollar, um 1,4 Millionen Menschen zu ernähren. Bereits jetzt beeinträchtigen Finanzierungsengpässe die Nahrungsmittelhilfe für hilfsbedürftige Libanesen und syrische Geflüchtete. Das verstärkt soziale Spannungen verstärkt. Angesichts der Wirtschaftskrise im Libanon leidet bereits ein Drittel der Bevölkerung unter akutem Hunger.
• Südsudan: WFP benötigt 281 Millionen US-Dollar, um 2,3 Millionen Menschen mit Ernährungshilfe zu versorgen. Die Lage verschärft sich durch Krieg, Extremwetter und eine Wirtschaftskrise. Zudem sind über eine Million Menschen aus dem Sudan geflüchtet. Fast zwei Drittel der Bevölkerung sind von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. Neue Mittel sind dringend erforderlich, um vor der Regenzeit lebenswichtige Nahrungsmittel bereitzustellen.
• Myanmar: WFP benötigt 60 Millionen US-Dollar für die Versorgung von 1,2 Millionen Menschen. Ohne sofortige neue Mittel werden ab April eine Million Menschen von jeglicher Hilfe abgeschnitten. Der anhaltende Konflikt und zunehmende Vertreibungen treiben den Bedarf an Nahrungsmittelhilfe weiter in die Höhe, insbesondere in der bevorstehenden mageren Jahreszeit ab Juli.
• Haiti: WFP benötigt 10 Millionen US-Dollar, um 1,3 Millionen Menschen zu ernähren. Bewaffnete Gewalt hat dort Rekordzahlen von Hunger und Vertreibung verursacht. Die Hälfte der Bevölkerung leidet unter extremer Ernährungsunsicherheit, ein Viertel der Kinder unter fünf Jahren ist unterernährt. Mehr als eine Million Menschen mussten fliehen, darunter allein in diesem Jahr 60.000 in einem einzigen Monat. Ohne neue Mittel könnte die lebensrettende Hilfe in den kommenden Wochen ausgesetzt werden.
• Sahelzone und Tschadseebecken: WFP benötigt 570 Millionen US-Dollar, um fünf Millionen Menschen mit lebensnotwendiger Ernährungshilfe zu versorgen. Ohne neue Mittel droht im April ein Versorgungsengpass. Besonders gefährdet sind Menschen in Burkina Faso, Mali, Mauretanien, Niger, der Zentralafrikanischen Republik, Kamerun und Nigeria. Mit Blick auf die magere Jahreszeit zwischen den Ernten von Juni bis August sind dringende Hilfsmaßnahmen erforderlich, um Millionen Menschen vor akutem Hunger zu bewahren.