WFP liefert trotz Einschränkungen und wachsender Unsicherheit weiterhin Nahrungsmittel in den Gazastreifen
Update zur Ernährungssicherheit und der WFP-Hilfe in Gaza, einschließlich Zitate des stellvertretenden WFP-Exekutivdirektors und Chief Operating Officer Carl Skau, der sich derzeit in Palästina aufhält:
WFP Hilfen in Gaza
Seit der eingeschränkten Wiederöffnung Grenzübergänge für Hilfslieferungen am 21. Mai konnten WFP-Teams Dutzende Hilfskonvois mit über 1.200 Lastwagen und insgesamt 18.247 Tonnen Nahrungsmittelhilfe in den Gazastreifen bringen. Dennoch bleibt die gelieferte Menge nur ein Bruchteil dessen, was die über zwei Millionen Menschen zum Überleben benötigen.
Die bisher in den Gazastreifen gelieferten Nahrungsmittel umfassen (Stand: 3. Juli):
- 12.275 Tonnen Weizenmehl für Brot
- 5.828 Tonnen verzehrfertige Rationen
- 113 Tonnen Notnahrung
- 30 Tonnen Hefe zum Backen
Obwohl die meisten Hilfslieferungen von der hungernden Zivilbevölkerung abgefangen wurden, konnte WFP auch direkte Verteilungen durchführen, darunter:
- Direkte Verteilung an 24.649 Menschen (5.357 Haushalte)
- Präventive Ernährungshilfe gegen Mangelernährung für 102.544 Kinder unter fünf Jahren sowie schwangere und stillende Frauen an 92 aktiven Verteilpunkten
- Spezialnahrung für 11.125 Personen
Zusätzlich wurden im Juni 250.000 Mahlzeiten über 72 Gemeinschaftsküchen von Partnern im Bereich Ernährungssicherheit bereitgestellt
Die israelischen Behörden haben schriftlich zugesichert, dass sich die Einsatzbedingungen im Gazastreifen verbessern und dass künftig mehr Lastwagen Nahrungsmittelhilfe transportieren können.
Diese Zusicherungen umfassen auch die Nutzung zusätzlicher Routen und Grenzübergänge, schnellere Abfertigungen, verlässliche Kommunikation und den Verzicht auf militärische Präsenz in der Nähe der Konvois.
In Übereinstimmung mit den israelischen Behörden plant WFP täglich 2.000 Tonnen Nahrungsmittelhilfe in den Gazastreifen zu bringen – je 1.000 Tonnen in den Norden und den Süden.
WFP steht bereit, die Hilfe auszuweiten, sobald ein Waffenstillstand in Kraft tritt. Die Organisation verfügt über erfahrene Teams vor Ort sowie über bewährte Systeme für Einsätze im großen Maßstab.
Während der jüngsten Waffenruhe ermöglichte WFP fast 40 Prozent aller humanitären Hilfslieferungen nach Gaza, darunter 8.000 Lastwagen mit Lebensmitteln, die zur Eindämmung des Hungers beitrugen. Die Organisation ist bereit, dies erneut zu tun.
Aktuell befinden sich über 140.000 Tonnen Nahrungsmittel in der Region oder auf dem Weg dorthin – genug, um die gesamte Bevölkerung von 2,1 Millionen Menschen für zwei Monate zu versorgen.
Nahrungsmittelbedarf im Gazastreifen
- Die Angst vor einer Hungersnot und der akute Bedarf an Nahrungsmitteln bleiben in Gaza extrem hoch.
- Eine aktuelle WFP-Erhebung zeigt: Fast jede dritte Person isst tagelang nichts.
- Laut dem jüngsten IPC-Bericht (Integrated Food Security Phase Classification) bist das Risiko einer Hungersnot hoch, da der Konflikt andauert und Hilfsorganisationen keine ausreichende Hilfe leisten können.
- Etwa 470.000 Menschen droht zwischen Mai und September katastrophaler Hunger (IPC-Stufe 5).
- Mangelernährung nimmt stark zu – rund 90.000 Kinder und Frauen benötigen dringend eine Behandlung.
- Für viele Menschen ist Nahrungsmittelhilfe die einzige Möglichkeit, überhaupt etwas zu essen:
- Mehl für Brot kostet das 3.000-Fache des Vorkriegsniveaus – 23 Euro pro Kilo Mehl. Kochbrennstoff ist nicht verfügbar.
Voraussetzungen für eine Ausweitung der Hilfe
- WFP steht bereit, die Hilfe massiv auszuweiten und direkt an die am stärksten gefährdeten Familien zu liefern. Dafür fordern wir dringend:
- Mindestens 100 Hilfstransporte pro Tag über nördliche, zentrale und südliche Grenzübergänge
- Schnellere Beladung und Abfertigung der Lastwagen an den Grenzübergängen
- Keine bewaffnete Präsenz entlang der Konvoistrecken oder an zivilen Verteilpunkten
- Unterbrechungsfreie Kommunikationsverbindungen, um die Koordination humanitärer Organisationen zu ermöglichen
- Einen anhaltenden Waffenstillstand, der sichere, umfangreiche und wirksame humanitäre Hilfe ermöglicht
Hinweise für Journalist*innen
Carl Skau, stellvertretender Exekutivdirektor und WFP-Chief Operating Officer, besuchte am 1. und 2. Juli Gaza-Stadt. Er sprach dort mit Familien und verschaffte sich ein Bild der humanitären Lage. Die folgenden Zitate sind ihm zuzuordnen:
- „Das ist mein vierter Besuch in Gaza seit Beginn des Konflikts. Die Lage ist schlimmer als je zuvor. Es ist schwer, Worte für das Ausmaß der Verzweiflung zu finden. Menschen sterben, nur weil sie versuchen, an Nahrung zu gelangen. Unsere Küchen sind leer – sie servieren heißes Wasser mit ein paar Nudeln. Eine Mutter erzählte mir, dass sie zu einer Küche ging, in der Hoffnung auf eine warme Mahlzeit – und dort ohnmächtig wurde. Es gab nichts zu essen, sie ging mit leeren Händen zurück zu ihren Kindern. Ein Vater, den ich traf, hat in den letzten zwei Monaten 25 Kilo verloren. Die Menschen hungern – während sich direkt hinter der Grenze Lebensmittel befinden.“
- „Unsere WFP-Teams leisten in Gaza heldenhafte Arbeit unter praktisch unmöglichen Bedingungen. Sie geraten ständig ins Kreuzfeuer, sitzen 24 Stunden lang in überhitzten Fahrzeugen, um Konvois durch Kampfzonen zu begleiten. Uns fehlt der Treibstoff, Ersatzteile, grundlegende Kommunikationsmittel. Unsere lokalen Mitarbeitenden sind nicht nur Helfer – sie leben hier, sie leiden unter denselben Gefahren, demselben Hunger. So können wir nicht weitermachen.“
- „Ein Waffenstillstand ist dringend notwendig. Wir sind bereit zu liefern – wir haben die Lebensmittel, die Kapazitäten und die Systeme, um die gesamte Bevölkerung in Gaza zu versorgen. Während der letzten Waffenruhe haben wir gezeigt, was möglich ist: über 8.000 Lastwagenladungen mit Lebensmitteln in nur 42 Tagen. Wir können das wieder tun – aber dafür brauchen wir offene Routen und sichere Bedingungen, um die Bedürftigsten zu erreichen. Ein Waffenstillstand muss auch der erste Schritt zu dauerhaftem Frieden sein.
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Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt im Kampf gegen den Hunger. Wir retten Leben in Notfällen und ebnen mit Ernährungshilfe den Weg zu Frieden, Stabilität und Wohlstand für Menschen, die von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.
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