Ausweitung der Kämpfe im Sudan: WFP warnt vor erheblichem Rückschlag für Ernährungshilfe
"Wir haben bereits unsere Häuser in Khartum verloren und mussten mit ansehen, wie unser Leben vor unseren Augen zerstört wurde. Nun müssen wir erneut fliehen und das Wenige, das uns geblieben ist, zurückzulassen. Hunderttausende fliehen zu Fuß und können nirgendwo hin. Wir machen uns große Sorgen um diejenigen, die bereits die Schrecken in Khartum erlebt haben und nun in Wad Madani ohne Ausweg festsitzen", sagte Karim Abdelmoneim, WFP-Notfallkoordinator für den Bundesstaat Gezira.
"Ein Zufluchtsort ist nun zu einem Schlachtfeld in einem Krieg geworden, der bereits einen schrecklichen Tribut an die Zivilbevölkerung gefordert hat. WFP musste die Nahrungsmittellieferungen an einigen Orten im Bundesstaat Gezira zu einem Zeitpunkt auszusetzen, an dem die Menschen unsere Hilfe am dringendsten benötigen", sagte Eddie Rowe, WFP-Landesdirektor im Sudan.
Seit dem Ausbruch der Kämpfe am Freitag sind innerhalb weniger Tage rund 300.000 Menschen aus dem Bundesstaat Gezira geflohen. Die anhaltenden Kämpfe machen es für humanitäre Organisationen äußerst schwierig, Hilfe sicher zu leisten, zumal immer mehr Menschen auf der Flucht sind und um ihr Leben kämpfen.
"Wir sind entschlossen, die Menschen im Sudan in der Stunde der größten Not zu unterstützen, aber die Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Partner muss gewährleistet sein. Unsere Teams arbeiten rund um die Uhr, um dort, wo es noch möglich ist, Nahrungsmittelhilfe zu leisten und die geplante Hilfe in anderen Gebieten wieder aufzunehmen, sobald es sicher ist", sagte Rowe.
"Die Sicherheit humanitärer Helferinnen und Helfer, der Hilfsgüter und humanitärer Räumlichkeiten hat oberste Priorität und muss unter allen Umständen gewährleistet werden. Wir fordern alle Parteien auf, ihre Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht einzuhalten, um unschuldige Zivilistinnen und Zivilisten zu schützen, die so dringend Hilfe benötigen", fügte Rowe hinzu.
Sollte der Konflikt auf die Getreideanbauregion des Sudan übergreifen, hätte dies dramatische Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion und die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln in den kommenden Monaten. Das alles kommt zu einer Zeit, in der die Hungerkrise nach jüngster IPC-Analyse zur Ernährungssicherheit bereits ein Rekordniveau erreicht hat. Auch die geplante Unterstützung der Weizenproduktion in Gezira gemeinsam mit der Afrikanischen Entwicklungsbank könnte gefährdet werden.
Nahezu 18 Millionen Menschen im Sudan sind während der laufenden Erntesaison, einer Zeit, in der normalerweise mehr Nahrungsmittel zur Verfügung stehen, von akutem Hunger betroffen. Erste Einschätzungen zeigen jedoch, dass die Ernteerträge aufgrund des Konflikts zurückgegangen sind, da die steigenden Preise für Düngemittel, Saatgut und Treibstoff die Landwirtschaft während der Pflanzsaison behindern.
"Die Kornkammer des Sudan muss das bleiben, wofür sie gedacht war - für die Landwirtschaft, nicht für den Kampf. Andernfalls könnten wir eine noch katastrophalere Hungerkrise erleben, wenn im Mai 2024 die magere Jahreszeit beginnt", warnte Rowe.
Hinweis für Journalist*innen:
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Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt im Kampf gegen den Hunger. Wir retten Leben in Notfällen und ebnen mit Ernährungshilfe den Weg zu Frieden, Stabilität und Wohlstand für Menschen, die von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.
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