Ernährungssystem in Gaza kollabiert: WFP warnt vor eskalierendem Hunger
“Die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser ist im Gazastreifen praktisch nicht mehr gegeben. Nur ein Bruchteil der benötigten Mengen kommt über die Grenzen herein. Angesichts des nahenden Winters, der unsicheren und überfüllten Notunterkünfte und des Mangels an sauberem Wasser, droht der Zivilbevölkerung unmittelbar der Hungertod”, erklärte WFP-Exekutivdirektorin Cindy McCain. “Mit nur einem einzigen funktionierenden Grenzübergang kann der Bedarf an Nahrungsmitteln nicht gedeckt werden. Die einzige Hoffnung ist die Öffnung eines weiteren, sicheren Grenzübergangs für humanitäre Hilfe, um lebensrettende Nahrungsmittel nach Gaza zu bringen.“
Anfang dieser Woche bestätigte WFP die Schließung der letzten Partnerbäckerei wegen Treibstoffmangels. Die Treibstoffknappheit hat die Brotproduktion in allen 130 Bäckereien im Gazastreifen zum Erliegen gebracht. Brot, ein Grundnahrungsmittel für die Menschen in Gaza, ist knapp oder gar nicht vorhanden.
Der Treibstoffmangel beeinträchtigt auch die Verteilung von humanitärer Hilfe und die Hilfsoperation selbst, einschließlich der Lieferung von Nahrungsmitteln. Selbst als am Dienstag Lastwagen aus Ägypten eintrafen und Hilfsgüter in Gaza abluden, konnten sie die Zivilbevölkerung in den Notunterkünften nicht erreichen, weil der Treibstoff für die Verteilfahrzeuge nicht ausreichte.
Von den 1.129 Lastwagen, die seit der Öffnung des Grenzübergangs Rafah am 21. Oktober in den Gazastreifen gelangten, waren nur 447 mit Nahrungsmitteln beladen. WFP begrüßt zwar die steigende Zahl der Lastwagen, die den Gazastreifen erreicht, doch das Volumen ist nach wie vor völlig unzureichend. Die in den Gazastreifen gelangten Nahrungsmittel decken lediglich sieben Prozent des täglichen Mindestbedarfs an Kalorien.
Die Nahrungsmittelversorgung im Gazastreifen funktioniert nicht mehr. Nur 25 Prozent der WFP-Partnergeschäfte sind noch geöffnet. In anderen Geschäften sind die wichtigsten Lebensmittel ausgegangen. Die lokalen Märkte sind vollständig geschlossen. Die geringen Mengen an Lebensmitteln, die man finden kann, werden zu alarmierend überhöhten Preisen verkauft und sind ohne Kochmöglichkeiten kaum zu gebrauchen. Manche Menschen sind gezwungen, mit nur einer Mahlzeit pro Tag auszukommen. Mit Glück besteht diese Mahlzeit aus mehr als nur Konserven. Viele andere müssen auf rohe Zwiebeln und ungekochte Auberginen zurückgreifen.
”Der Zusammenbruch der Lieferketten für Nahrungsmittel ist ein katastrophaler Wendepunkt in einer ohnehin schon entsetzlichen Situation, in der die Menschen der Möglichkeit beraubt werden, Grundbedürfnisse zu stillen“, sagte Samer Abdeljaber, WFP-Landesdirektor in Palästina. ”Ohne Zugang zu Treibstoff ist unsere Fähigkeit, Brot zu liefern oder Lebensmittel zu Notleidenden zu transportieren, stark beeinträchtigt. Das bringt das Leben in Gaza praktisch zum Stillstand. Die Menschen hungern.“
Seit letztem Monat hat WFP mehr als 700.000 Vertriebene im Gazastreifen mit Ernährungsnothilfe unterstützt und plant, die Nahrungsmittelhilfe in den nächsten Wochen auf über eine Million Menschen auszuweiten. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Versorgungskorridore in den Gazastreifen ausgebaut werden, Mitarbeiter*innen durch sicheren humanitären Zugang in den Gazastreifen hinein- und wieder herausgebracht werden können. Außerdem braucht es zusätzliche Unterstützung von Gebern.
Aktuelles, sendefähiges Videomaterial aus Gaza: https://spaces.hightail.com/receive/gaAuBBDUa5
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Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt im Kampf gegen den Hunger. Wir retten Leben in Notfällen und ebnen mit Ernährungshilfe den Weg zu Frieden, Stabilität und Wohlstand für Menschen, die von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.
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