Globaler Bericht zu Ernährungskrisen: Weltweit leiden mehr als 100 Millionen Menschen akut Hunger
Der EU-Kommissar für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung Neven Mimica sagte: „Gesicherte Ernährung bleibt eine globale Herausforderung. Daher wird die EU zwischen 2014 und 2020 knapp 9 Milliarden Euro für gesicherte Ernährung und nachhaltige Landwirtschaft in über 60 Ländern bereitgestellt haben. Der heute veröffentlichte Global Report zeigt, wie wichtig es ist, die Zusammenarbeit zwischen humanitären, Entwicklungs- und Friedensakteuren zu stärken, um Ernährungskrisen abzuwenden und ihnen vorzubeugen. Ein stärkeres globales Netzwerk kann vor Ort das Leben der Bedürftigsten verbessern.“
Christos Stylianides, EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, sagte: „Ernährungskrisen sind nach wie vor eine weltweite Herausforderung, die gemeinsame Lösungen erfordert. Die EU verstärkt ihre humanitären Bemühungen weiter. In den letzten drei Jahren stellte die EU mit insgesamt fast 2 Milliarden Euro das größte Budget für Ernährungshilfe bereit. Ernährungskrisen werden immer akuter und komplexer. Wir brauchen innovative Wege, um sie zu bekämpfen und zu verhindern. Auf Basis des Global Reports kann das globale Netzwerk seine nächsten Schritte formulieren und Mechanismen der Koordination verbessern."
Wichtigste Ergebnisse
- 113 Millionen Menschen sind von Ernährungskrisen betroffen. Die Zahl ist im Vergleich zu 2017 leicht zurückgegangen, als 124 Millionen Menschen betroffen waren. Allerdings ist die Zahl der Menschen, die weltweit unter Ernährungskrisen leiden, in den letzten drei Jahren konstant über der 100 Millionen geblieben und die Zahl der betroffenen Länder ist gestiegen. Hinzu kommt, dass weitere 143 Millionen Menschen in 42 Ländern nur einen Schritt vom akuten Hunger entfernt sind.
- Fast zwei Drittel der Menschen, die akut Hunger leiden, leben in nur acht Ländern: Afghanistan, Äthiopien, Demokratische Republik Kongo, Jemen, Nigeria, Sudan, Südsudan und Syrien. In 17 Ländern blieb der akute Hunger unverändert oder verschlimmerte sich sogar.
- Klima- und Naturkatastrophen trieben 2018 weitere 28 Millionen Menschen in akuten Hunger. 13 Länder – darunter Nordkorea und Venezuela – konnten angesichts unzureichender Daten nicht in die Analyse einfließen.
„Aus dem Global Report geht klar hervor, dass die Zahl der Menschen, die unter akutem Hunger – der extremsten Form des Hungers – leiden, trotz eines leichten Rückgangs 2018, immer noch viel zu hoch ist. Wir müssen entlang des gesamten Nexus zwischen humanitärer Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung (humanitarian-development-peace nexus) handeln, um die Widerstandsfähigkeit der betroffenen und gefährdeten Gemeinden zu erhöhen. Um Leben zu retten, müssen wir auch die Lebensgrundlagen retten“, sagte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva.
„Um den Hunger wirklich zu beenden, müssen wir die Ursachen bekämpfen: Konflikt, Instabilität, die Auswirkungen von Klimaschocks. Jungen und Mädchen müssen gut ernährt und gebildet sein, Frauen müssen wirklich gleichgestellt, die ländliche Infrastruktur muss gestärkt werden, um Zero Hunger zu erreichen. Programme, die Gemeinschaften widerstandsfähiger und stabiler machen, werden auch den Hunger verringern. Dazu brauchen wir die Staats- und Regierungschefs der Welt: Stellen Sie sich der Herausforderung und helfen Sie, diese Konflikte jetzt zu beenden", sagte WFP-Exekutivdirektor David Beasley.
Die Ergebnisse des Berichts sind ein klarer Appell für eine verstärkte Zusammenarbeit, die Prävention, Vorsorge und Nothilfe verknüpfen muss, damit die dringenden humanitären Bedürfnisse und ihre Ursachen wie Klimawandel, wirtschaftliche Schocks, Konflikte und Vertreibung gelöst werden können. Um Ernährungskrisen zu beenden, sind außerdem ein einheitlicher Ansatz der humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit und mehr Investitionen in die Friedensförderung notwendig.
Hintergrund
Der Global Report wird jedes Jahr vom Global Network Against Food Crises erstellt, das sich aus internationalen humanitären und Entwicklungspartnern zusammensetzt. Der diesjährige Bericht wird auf einer zweitägigen hochrangigen Veranstaltung zum Thema "Ernährung und Landwirtschaft in Krisenzeiten" vorgestellt, die heute in Brüssel beginnt und sich mit innovativen Ansätzen zur Prävention und Bewältigung von Ernährungskrisen sowie einer Roadmap für künftige gemeinsame Hilfe befassen wird. Weitere wichtige Ergebnisse des Berichts finden Sie hier.
Akuter Hunger bedeutet, dass ein Mensch sich nicht ausreichend ernähren kann, sodass sein Leben oder seine Lebensgrundlage unmittelbar bedroht sind. Diese Defintion stützt sich auf international anerkannte Klassifizierungen wie der sogenannten Integrated Food Security Phase Classification (IPC) oder dem Cadre Harmonisé.
Chronischer Hunger bedeutet, dass ein Person sich nicht ausreichend ernähren kann, um langfristig ein normales, aktives Leben zu führen. Der aktuelle FAO-Bericht „State of Food Security and Nutrition“ vom September 2018 zum weltweiten Hunger kam zu dem Ergebnis, dass weltweit 821 Millionen Menschen Hunger leiden.
Folgende Organisationen waren an der Erstellung des „Global Report on Food Crises 2019“ beteiligt: die Autorité Intergouvernementale pour le Développement (IGAD), das Comité Permanent Inter-Etats de Lutte contre la Sécheresse dans le Sahel (CILSS), die Europäische Union, die FAO, die IPC Global Support Unit, das International Food Policy Research Institute (IFPRI), das Famine Early Warning Systems Network (FEWS NET), der Global Food Security Cluster, der Global Nutrition Cluster, UN OCHA, die Southern Africa Development Community (SADC), das Sistema de la Integración Centroamericana (SICA), UNICEF, USAID und WFP.
Die Hilfe der Europäischen Union
- Seit 2013 hat die EU rund 26 Millionen Menschen mit Ernährungshilfe in Form von sozialen Transferleistungen – etwa Bargeld – oder langfristiger Entwicklungshilfe zur Stärkung ihrer Lebensgrundlagen erreicht.
- Seit 2013 wurden fast 18 Millionen Frauen im reproduktiven Alter, jugendliche Mädchen und Kinder unter 5 Jahren unterstützt; über die letzten 5 Jahre sank in 40 Partnerländern der Anteil der Kinder, die aufgrund von Mangelernährung zu klein für ihr Alter sind.
- Seit 2014 wurden mehr als 3 Millionen Kleinbauern dabei unterstützt, nachhaltiger zu produzieren und besseren Zugang zu Märkten und Anbauflächen zu erhalten; zwischen 2013 und 2017 erhielten 800.000 Frauen und Männer gesicherten Grundbesitz.
- Im gleichen Zeitraum profitierten 3,8 Millionen Kleinbauern vom ländlichen Beratungsservice; auf mehr als 4 Millionen Hektar Land wurden Maßnahmen für nachhaltiges Landmanagement umgesetzt.
Global Report on Food Crises | www.fsinplatform.org
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Das UN World Food Programme (WFP) rettet Leben in Notfällen und hilft Millionen Menschen durch nachhaltige Entwicklung. WFP arbeitet in über 80 Ländern weltweit, ernährt Menschen, die von Konflikten und Katastrophen betroffen sind, und schafft Grundlagen für eine bessere Zukunft.