Konflikt und COVID-19 vertiefen Hunger in der Demokratischen Republik Kongo: Mehr Hilfe nötig, um Millionen Leben zu retten
Vier von zehn Menschen in der Demokratischen Republik Kongo, deren Bevölkerung auf 100 Millionen Menschen geschätzt wird, leiden nach jüngsten Daten Hunger. Rund 15,6 Millionen von ihnen sind von extremem Hunger auf sogenanntem „Krisen-“ oder „Notfallniveau“ betroffen.
„So viele Kongoles*innen leben am Rande des Abgrunds und drohen, jetzt abzurutschen“, sagte Claude Jibidar, WFP-Landesdirektor in der Demokratischen Republik Kongo. „Die Welt darf das nicht einfach zulassen – auch wenn sie verständlicherweise mit den enormen Folgen der COVID-19-Pandemie beschäftigt ist, die auch anderswo Leben und Lebensgrundlagen kosten.“
WFP benötigt weitere 172 Millionen US-Dollar, um in den nächsten sechs Monaten uneingeschränkt Nothilfe im Land leisten zu können. Die Organisation plant, in diesem Jahr 8,6 Millionen Bedürftige mit Ernährungshilfe zu erreichen – darunter fast eine Million der von der Pandemie am schwersten betroffenen Menschen. Letztes Jahr musste WFP bereits die Rekordzahl von 6,9 Millionen unterstützen.
Ohne die notwendigen Mittel müssten die Nahrungsmittelrationen und Bargeldhilfe gekürzt werden; danach sogar die Zahl der Menschen beschränkt werden, denen geholfen wird. Auch die Maßnahmen zur Behandlung und Vorbeugung akuter Mangelernährung – von der 3,4 Millionen kongolesische Kinder betroffen sind – stehen vor dem Aus.
Mangelernährung ist besonders im konfliktgebeutelten, ressourcenreichen Osten der Demokratischen Republik Kongo weit verbreitet. Dort haben jahrzehntelange brutale ethnische Konflikte Millionen Zivilist*innen aus ihren Häusern vertrieben – viele mussten sogar mehrmals fliehen.
Die Gewalt im Osten des Landes – darunter teilweise angeblich Kriegsverbrechen – hat allein in der ersten Hälfte diesen Jahres über eine Million Menschen vertrieben.
Die meisten der mehr als fünf Millionen innerhalb des Landes vertriebenen Kongoles*innen – Afrikas größte Anzahl an Binnenvertriebenen – leben in behelfsmäßigen Lagern und städtischen Gebieten mit schlechten sanitären Einrichtungen und unzureichender Gesundheitsversorgung. Das macht sie besonders anfällig für COVID-19. WFP versorgt viele von ihnen mit Nahrungsmitteln oder Bargeld.
Zum Hunger kommen zudem tödliche Krankheiten wie Malaria und Cholera. Erst im Juni endete der zehnte und größte Ebola-Epidemie im Land, der innerhalb von zwei Jahren fast 2.300 Menschen im Ostkongo das Leben kostete. Im Mittelpunkt der Hilfe stand WFP und sein humanitärer Flugdienst. Mittlerweile ist jedoch die elfte Ebola-Epidemie im Nordwesten des Landes ausgebrochen und breitet sich weiter aus.
Die zentrale Region Kasai ist das Epizentrum eines großflächigen Masernausbruchs, der die Sterblichkeit mangelernährter Kindern deutlich erhöht.
Darüber hinaus wird erwartet, dass die diesjährige Ernte in weiten Teilen der Demokratischen Republik Kongo unter dem Durchschnitt bleiben wird, weil das Land von Dürren, Überschwemmungen und Schädlingsbefall betroffen ist und die Bäuer*innen aufgrund der Unsicherheit und der COVID-19-Beschränkungen nur eingeschränkten Zugang zu ihren Feldern haben.
Eigentlich verfügt die Demokratische Republik Kongo mit rund 80 Millionen Hektar Ackerland – die weltweit zweitgrößte Ackerfläche nach Brasilien – und der Hälfte der Wasserressourcen Afrikas über das Potenzial, mehr als genug Nahrungsmittel für ihre Bevölkerung zu produzieren.
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Das UN World Food Programme (WFP) ist die weltweit größte humanitäre Organisation. WFP rettet Leben in Notfällen und schafft Grundlagen für eine nachhaltige Zukunft für Menschen, die von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.
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