Konflikt und steigende Preise verschärfen Hungerkrise in der DR Kongo – neue Daten alarmieren
KINSHASA, Demokratische Republik Kongo – Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) haben heute bekannt gegeben, dass neue Daten aus der jüngsten Analyse der Integrated Food Security Phase Classification (IPC) die höchste jemals verzeichnete Zahl an akut hungerleidenden Menschen in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) zeigen.
Alarmierende 28 Millionen Menschen im Kongo leiden unter akutem Hunger (IPC-Phase 3 und höher). Seit dem jüngsten Gewaltausbruch im Dezember ist diese Zahl um 2,5 Millionen gestiegen. Besonders alarmierend: 3,9 Millionen Menschen befinden sich in einer akuten Notlage (IPC-Phase 4).
In den letzten sechs Monaten hat sich die Ernährungskrise im Land weiter verschärft. Konflikte, wirtschaftliche Instabilität und steigende Nahrungsmittelpreise bringen Millionen von Menschen in Gefahr.
Binnenvertriebene, die vor der Gewalt fliehen, gehören zu den am stärksten betroffenen Gruppen. Laut der neuesten Analyse leiden mehr als zwei Millionen Vertriebene an akutem Hunger, darunter 738.000 Menschen, die sich in einer Notlage befinden (IPC-Phase 4).
„Die humanitäre Lage im Kongo verschlechtert sich in alarmierendem Tempo. Familien, die bereits Schwierigkeiten hatten, sich zu ernähren, stehen jetzt vor noch größeren Herausforderungen“, erklärte Eric Perdison, WFP-Regionaldirektor für das südliche Afrika und WFP-Landesdirektor für die Demokratische Republik Kongo ad interim. „Wir haben unsere Einsätze in Teilen von Nord- und Süd-Kivu wieder aufgenommen und sind entschlossen, mehr zu tun. Doch dafür brauchen wir dringend mehr Ressourcen.“
Tödliche Mischung aus Konflikt, wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Preissteigerungen
Besonders dramatisch ist die Lage in den konfliktreichen östlichen Provinzen der DR Kongo, wo viele Familien keinen Zugang mehr zu ihren Lebensgrundlagen oder ihrem Vieh haben. Mehr als zehn Millionen Menschen leiden dort unter akuter Ernährungsunsicherheit (IPC-Phase 3 und höher), darunter 2,3 Millionen in einer Notlage (IPC-Phase 4).
In den Provinzen Nord-Kivu, Süd-Kivu und Ituri haben Gewalt und Vertreibungen Zehntausende von Nahrung und humanitärer Hilfe abgeschnitten. Bewaffnete Auseinandersetzungen stören die landwirtschaftliche Produktion und den Handel, während die unsichere Lage den Zugang für Hilfsorganisationen erschwert.
Die rapide Abwertung des Kongolesischen Franken, geschlossene Banken und Einkommensverluste haben es vielen Familien unmöglich gemacht, sich selbst Grundnahrungsmittel zu leisten. Gleichzeitig haben Inflation und unterbrochene Lieferketten die Nahrungsmittelpreise drastisch steigen lassen. Wichtige Nahrungsmittel wie Maismehl, Palmöl und Maniokmehl sind bis zu 37 Prozent teurer als vor der Krise im Dezember 2024.
WFP und FAO weiten ihre Hilfe für die Betroffenen aus
WFP und FAO arbeiten gemeinsam daran, lebensrettende Ernährungs- und Nothilfe zu leisten und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit der betroffenen Gemeinschaften zu stärken.
Seit Jahresbeginn haben 464.000 Menschen in den zugänglichen Regionen des östlichen Kongos von WFP-Nahrungsmittelhilfe, Bargeld für Lebensmittel und Ernährungsunterstützung erhalten. Allein in Bunia wurden 237.000 Menschen versorgt.
Neben der Notversorgung investieren FAO und WFP in Nord- und Süd-Kivu in Programme zur Stärkung der lokalen Landwirtschaft. Ziel ist es, den Menschen langfristig eine bessere Ernährungssicherheit zu ermöglichen.
„Die Lage ist verheerend. Ernten fallen aus, die Preise steigen, Millionen von Menschen sind von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen und immer anfälliger für Krisen“, erklärte Athman Mravili, FAO-Vertreter ad interim. „FAO braucht dringend mehr Ressourcen, um Notfhilfe zu leisten und nachhaltige Lebensgrundlagen für Vertriebene zu schaffen. Unser Ziel ist es, 1,6 Millionen Menschen in Nord- und Süd-Kivu, Ituri und Tanganyika mit Unterstützung zur Nahrungsmittelproduktion zu helfen.“
Im Jahr 2025 plant WFP, 6,4 Millionen Menschen in der DR Kongo mit Nahrungs- und Ernährungshilfe zu erreichen. Dafür werden dringend 399 Millionen US-Dollar benötigt, um die Operationen in den nächsten sechs Monaten aufrechtzuerhalten.
WFP und FAO rufen die internationale Gemeinschaft dringend auf, mehr finanzielle Mittel bereitzustellen und den humanitären Zugang zu verbessern. Ohne schnelle Unterstützung wird sich die Hungerkrise weiter verschlimmern und die schwächsten Bevölkerungsgruppen in noch tiefere Not treiben.
Schlüsselzahlen
• 28 Millionen Menschen sind landesweit von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen (IPC-Phase 3 und höher), davon 10,3 Millionen in den östlichen Provinzen der DRK (Ituri, Nord-Kivu, Süd-Kivu und Tanganyika).
• 3,9 Millionen Menschen befinden sich in einer akuten Notlage (IPC-Phase 4), darunter 2,3 Millionen in den östlichen Provinzen.
• Weitere Informationen zu den Nothilfemaßnahmen in der DR Kongo finden Sie hier.
Weitere Informationen zu den IPC-Klassifikationen der Ernährungsunsicherheit.