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UN-Ernährungsorganisationen warnen vor Anstieg von akutem Hunger und möglicher Hungersnot in vier Hunger-Hotspots

ROM – Ein neuer Bericht von zwei UN-Organisationen spricht eine eindringliche Warnung vor Hungernöten aus: In vier Länder gibt es Gebiete, die bald in eine Hungersnot abrutschen könnten, wenn sich die Bedingungen dort „in den kommenden Monaten weiter verschlechtern". Dabei handelt es sich um Burkina Faso in der westafrikanischen Sahelzone, den Nordosten Nigerias, den Südsudan und Jemen.

Die Frühwarnanalyse von akuten Hunger-Hotspots („Early Waning Analysis of Acute Food Insecurity Hotspots”) wurde heute von der Food and Agriculture Organization (FAO) und dem World Food Programme (WFP) der Vereinten Nationen veröffentlicht. Sie beschreibt die toxische Kombination aus Konflikten, wirtschaftlichem Niedergang, Klimaextremen und COVID-19, die Millionen Menschen immer tiefer in den extremen Hunger treibt.

Teile der Bevölkerung in den vier schlimmsten Hunger-Hotspots leiden bereits so extrem Hunger, dass der Bericht davor warnt, dass bei weiterer Eskalation von Konflikten oder eingeschränktem Zugang für humanitäre Hilfe Hungersnöte drohen könnten.

Diese vier Länder sind jedoch bei weitem nicht die einzigen alarmierenden Orte auf der Welt. Akuter Hunger hat durch eine Kombination an Ursachen global neue Höchstwerte erreicht, so der Bericht. In weiteren 16 Ländern besteht ein hohes Risiko, dass akuter Hunger ansteigt. 

Ziel des Hotspots-Berichts ist, über dringende Maßnahmen zu informieren, die jetzt ergriffen werden können, um eine größere Katastrophe – oder eine Reihe von Katastrophen – in den nächsten drei bis sechs Monaten abzuwenden. Wie sich die Situation in den Ländern mit dem höchsten Hungerrisiko entwickelt, hängt von den Konfliktdynamiken, Nahrungsmittelpreisen und den unzähligen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Ernährungssysteme ab, aber auch von Ernten und Niederschlagsmustern, dem Zugang für humanitäre Hilfe und der Bereitschaft von Gebern, humanitäre Hilfe weiter zu finanzieren..

„Dieser Bericht ist ein klarer Aufruf, dringend zu handeln“, sagte Dominique Burgeon, FAO-Direktor für Nothilfe und Resilienz. „Wir sind zutiefst besorgt über die zusammenwirkenden Folgen mehrerer Krisen, die die Fähigkeit der Menschen, Nahrungsmittel zu produzieren sowie ihren Zugang zu Nahrungsmitteln untergraben und sie immer mehr der Gefahr von extremem Hunger aussetzen. Wir brauchen Zugang zu diesen Bevölkerungsgruppen, um sicherzustellen, dass sie Essen haben, Nahrungsmittel produzieren und ihre Lebensgrundlagen verbessern können, um das Worst-Case-Szenario zu verhindern.“

„Wir befinden uns an einem katastrophalen Wendepunkt. Wieder einmal stehen wir vor der Gefahr einer gleichzeitigen Hungersnot in vier verschiedenen Teilen der Welt. Wenn wir eine Hungersnot deklarieren, bedeutet das, dass viele Menschen bereits ihr Leben verloren haben. Wenn wir erst warten, bis wir das mit Sicherheit sagen können, sind bereits Menschen tot“, sagte Margot van der Velden, WFP-Direktorin für Nothilfe.

„2011 wurde Somalia von einer Hungersnot heimgesucht, die 260.000 Menschen das Leben kostete. Die Hungersnot wurde im Juli ausgerufen, aber bereits im Mai waren die meisten Menschen gestorben. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich dies wiederholt. Wir stehen vor einer einfachen Wahl: Heute handeln oder morgen Menschenleben skrupellos verloren haben“, warnte sie.

Negative Trends in allen Bereichen

Alles in allem weist der gemeinsame Bericht auf insgesamt 20 Länder und Kontexte hin, die „von einer weiteren Verschlimmerung akuten Hungers“ bedroht sind. Die Hauptursachen des Hungers sind dabei etwa die Ausweitung und Intensivierung von Konflikten, Wirtschaftskrisen, die durch die negativen sozialen und wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 verschärft werden, Wetterextreme, grenzüberschreitende Gefahren wie Wüstenheuschrecken und der fehlende Zugang für humanitäre Hilfe.

Der Bericht zeigt, dass in der Demokratischen Republik Kongo schätzungsweise 22 Millionen Menschen akut Hunger leiden – die höchste Zahl, die jemals für ein einzelnes Land registriert wurde. Burkina Faso hat den größten Anstieg des Hungers verzeichnet, wobei sich die Zahl der akut Hungernden gegenüber 2019 fast verdreifacht hat. Dies ist auf zunehmende Konflikte, Vertreibung und auf die Auswirkungen von COVID-19 auf die Beschäftigung und den Zugang zu Nahrungsmitteln zurückzuführen.

Auch im Jemen ist die Lage schlimm, da bestehender Hunger durch die Kombination aus Konflikt und einer sich verschärfenden Wirtschaftskrise zu einer weiteren Verschlechterung einer bereits kritischen Ernährungssituation führen könnte.

Katastrophe/Hungersnot ist die gravierendste der fünf Phasen, die im System der Integrated Phase Classification (IPC) verwendet werden, um den eskalierenden Grad von Ernährungsunsicherheit zu beschreiben. Wenn diese extreme Phase deklariert wird, bedeutet das, dass Menschen bereits an Hunger sterben. Der Hotspots-Bericht zeigt: Wenn jetzt keine dringenden Maßnahmen ergriffen werden, dann könnte die Welt den ersten Ausbruch einer Hungersnot nach 2017 erleben, als in Teilen des Südsudans eine Hungersnot ausgerufen wurde.

Dieser neue Bericht wurde im Rahmen des Global Network Against Food Crises (GNAFC) entwickelt – einer 2016 von der Europäischen Union, der FAO und WFP ins Leben gerufenen Allianz von Akteuren der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Ursachen von Ernährungskrisen durch gemeinsame Analyse und geteiltes Knowhow, verstärkte Koordination evidenzbasierter Programme und abgestimmte Maßnahmen entlang des Humanitarian-Development-Peace Nexus.

 

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Das UN World Food Programme (WFP) ist Träger des Friedensnobelpreises 2020. Wir sind die größte humanitäre Organisation der Welt, retten Leben in Notfällen und ebnen mit Ernährungshilfe den Weg zu Frieden, Stabilität und Wohlstand für Menschen, die von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind

 

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Burkina Faso Nigeria Südsudan Jemen Krisen Gesicherte Ernährung

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