Was brauchen Vertriebene in Somalia?
Wie Gemeinschaften in Somalia über ein UNICEF- und WFP-Programm selbst ihre Widerstandsfähigkeit stärken

Provisorische, kuppelförmige Zelte säumen das Kabasa-Camp in Dolow, im Süden Somalias. Das Camp wurde 2011 für Vertriebene der anhaltenden Dürren und Konflikte gegründet. Mittlerweile leben dort 50.000 Menschen, die völlig auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Rund die Hälfte der Campbewohner*innen sind Frauen und Kinder.
Unter diesen schwierigen Bedingungen ermöglicht die großzügige Unterstützung Deutschlands ein Programm für stärkere Widerstandfähigkeit, das vom UN International Children's Emergency Fund (UNICEF), dem UN World Food Programme (WFP) und dem somalischen Gesundheitsministerium durchgeführt wird. In dem Programm erhalten bedürftige Mütter und Kinder Zugang zu angemessener Ernährung, Gesundheitsversorgung, sauberem Wasser, Sanitäranlagen und Hygieneleistungen.
Die treibende Kraft hinter dem Programm ist die betroffene Gemeinschaft selbst: Sie organisiert sich in sogenannten Community Development Committees (CDC) — also Komitees für die Entwicklung der Gemeinschaft. Und Freiwillige melde sich als Gemeinschaftsarbeiter*innen.

Die CDC-Mitglieder sind gewählte oder nominierte Dorfbewohner*innen, Anführer*innen oder Dorfälteste. Sie kümmern sich darum, dass es den Familien in Kabasa gut geht.
„CDC-Mitglieder wurden von Beginn an in Gemeinschaftsdynamiken und -prozessen geschult — von der Gemeinschaftsplanung und Kartierung bis hin zum Ressourcenmanagement und der Konfliktbewältigung", sagt die UNICEF-Ernährungsberaterin Fatmata Fatima Sesay.

„Bevor wir irgendwelche Aktivitäten mit externen Organisationen beginnen, treffen wir uns mit Familien und hören uns an, was sie brauchen. Zum Beispiel müssen wir wissen, weshalb bestimmte Familien keinen Zugang zu Wasser haben oder weshalb die Toiletten nicht sauber gehalten werden", erklärt ein CDC-Mitglied. In den regelmäßigen Treffen mit den Familien werden die Probleme identifiziert, die am dringendsten einer Lösung bedürfen.

Zusammen mit den CDCs arbeiten Gemeinschaftsarbeiter*innen. Sie engagieren sich freiwillig für eine bessere Gesundheit und Ernährung der Campbewohner*innen. Sie überprüfen, ob jemand akut an Mangelernährung leidet und verbinden Betroffene gegebenenfalls mit Ernährungszentren und Krankenhäusern. Außerdem machen sie Hausbesuche bei Müttern und Kindern und beraten Familien in ihren Ernährungs-, Gesundheits-, Hygiene- und Sanitärgewohnheiten.

„Durch meine Hausbesuche haben mich die Familien besser kennengelernt. Ich bin jetzt kein Fremder mehr für sie", sagt Salah Mohammed Ali. „Den Müttern fällt es leichter, über die Probleme ihrer Kinder zu reden. Und die Babys lächeln jetzt, wenn sie mich sehen, und weinen nicht mehr", fügt er hinzu.

Gemeinschaftsarbeiter*innen bringen den Frauen auch bei, wie sie gesunde und abwechslungsreiche Mahlzeiten zubereiten können, die reich an Vitaminen und Mineralien sind. Und sie empfehlen, in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen, weil das besser für die Gesundheit der Neugeborenen ist. Liin Shiaaeiye Ali gibt regelmäßig Kochkurse im Camp und sagt, dass Mütter sehr enthusiastisch sind, neue Rezepte mit dem Gemüse der lokalen Bäuer*innen auszuprobieren.


Fehlende Wasserversorgung und sanitäre Einrichtungen sind zwei Hauptursachen der Mangelernährung der Familien in Kabasa. Dank Gemeinschaftsarbeiter*innen wie Salah und Liin können Familien lernen, wie wichtig sicheres Trinkwasser, Sanitärversorgung und Hygienepraktiken in der Vorbeugung von Mangelernährung sind.
„Das Netzwerk von CDCs und Gemeinschaftsarbeiter*innen ist die treibende Kraft hinter diesem Programm für stärkere Widerstandsfähigkeit. Ohne die Gemeinschaft wäre es für uns nicht möglich gewesen, alle bedürftigen Mütter und Kinder mit Ernährungs- und Gesundheitshilfe zu erreichen", sagt WFP-Programmleiter Abdikafi Abdullahi.

Das dreijährige Programm für eine stärkere Widerstandsfähigkeit wird von Deutschland finanziert und befindet sich aktuell im zweiten Jahr. Während Gesundheit, Ernährung, Hygiene und Sanitärdienste im Fokus stehen, besteht das übergeordnete Ziel darin, die Resilienz bedürftiger Familien in Kabasa und in anderen Teilen im Südwesten und Süden Somalias zu stärken.