Immer mehr Menschen leiden im Südsudan an Hunger
Dazu gehören rund 30.000 Menschen, die in den Staaten Jonglei und Lakes, im Osten und Zentrum des Landes, bereits extremen Hunger leiden (IPC-Level 5 von 5, das einer Katastrophe entspricht). Der Bericht zeigt, dass Hunger nach wie vor auf Konflikte, unzureichende Produktion von Nahrungsmitteln und Vertreibung zurückzuführen ist. Die lokale Getreideproduktion wird 2019 nur 52 Prozent des Getreidebedarfs des Landes decken. 2018 waren es noch 61 Prozent.
Der Konflikt macht es unmöglich, dass Familien nachhaltig Nahrungsmittel anbauen oder Viehzucht betreiben. Der Zugang zu Essen bleibt schwer. Dürre, Überschwemmungen, Pflanzenkrankheiten und Schädlingsbefall haben die weitgehend regenabhängige landwirtschaftliche Produktion stark beeinträchtigt. Besonders arme Menschen leiden unter den hohen Nahrungsmittelpreisen und der begrenzten Verfügbarkeit von Essen auf den Märkten.
Um die humanitäre Hilfe auszuweiten, Leben zu retten und Lebensgrundlagen zu schützen, sind dringend mehr finanzielle Mittel notwendig. Wird die Hilfe nicht ausgebaut, dann droht nach Angaben des Berichts etwa 50.000 Menschen zwischen Mai und Juli eine Katastrophe. Ohne Hilfe könnte diese Zahl auf bis zu 260.000 Menschen ansteigen.
„Die Prognosen sind alarmierend und Hunger steigt weiter. Gemeinsam mit der Bevölkerung des Südsudans müssen wir dringend handeln, um diesen Trend umzukehren. Unsere Priorität ist, Familien zu unterstützen, damit sie ihre landwirtschaftliche Produktion aufrechterhalten und steigern können. Hirten müssen wir helfen, ihre Lebensgrundlagen zu schützen. Im vergangenen Jahr hatte die Verteilung von Saatgut und landwirtschaftlichen Geräten durch die FAO positive Auswirkungen auf die Ernährung im Land, aber das ist nicht genug", sagte Pierre Vauthier, FAO-Repräsentant (ad interim) im Südsudan. „Wenn das im vergangenen September unterzeichnete Friedensabkommen nach wie vor vollständig erfüllt wird, kann die FAO weitere Rückkehrer unterstützen, um ihre Existenzgrundlage wiederherzustellen und zum Wiederaufbau der Nation beizutragen", fügte er hinzu.
In Gegenden, in denen die Ernährung ohnehin schon kaum gesichert ist, besteht die reale Gefahr einer Hungersnot, sollte sich die Gesamtsituation im Land verschlechtern und humanitäre Hilfe ausbleiben.
Besonders gefährdet sind die Landesteile Unity, Jonglei, Upper Nile and Lakes. „Der Hunger nimmt 2019 zu", sagte Simon Cammelbeeck, stellvertretender WFP-Landesdirektor im Südsudan. „Wenn wir die humanitäre Hilfe und Wiederaufbaumaßnahmen nicht bald verstärken, sind immer mehr Menschen in Gefahr. Dies ist besonders beunruhigend, da es sich bei den bedürftigsten Menschen um unterernährte Frauen und Kinder handelt. Wir sind bereit, um auf den gestiegenen Bedarf zu reagieren."
Mangelernährungs-Raten sind gleichbleibend hoch, ungefähr 860.000 Kinder unter fünf Jahren sind stark mangelernährt. Allerdings wird erwartet, dass während der Hungerzeit vor der nächsten Ernte vermehrt akute Mangelernährung in den meisten Teilen des Landes auftreten wird.
„Da sich der Zugang zu den Bedürftigen durch den Friedensprozess verbessert, haben wir bei der Behandlung schwerer Mangelernährung bei Kindern mit einer Genesungsrate von über 80 Prozent, erhebliche Fortschritte gemacht“, sagte Andrea Suley, UNICEF-Repräsentantin im Südsudan.
„Unser Programm weist jedoch eine Finanzierungslücke von 88 Prozent bzw. 55,4 Millionen US-Dollar auf. Wenn die Finanzierung nicht rechtzeitig gesichert ist, schaffen es Kinder, die wir eigentlich retten könnten, vielleicht nicht."
Humanitäre Unterstützung
„Um den unmittelbaren Bedarf an Ernährungshilfe zu decken, ist kontinuierliche humanitäre Hilfe erforderlich. Es ist zudem wichtig, die Widerstandsfähigkeit zu stärken, damit Lebensgrundlagen und die Fähigkeit der Familien mit ihrer Situation umzugehen, verbessert werden“, sagte der humanitäre Koordinator im Südsudan, Alain Noudehou. „Eine vollständige und rechtzeitige Umsetzung des Friedensabkommens ist daher unerlässlich, damit die Vertriebenen – überwiegend Frauen und Kinder – nach Hause zurückkehren und ihr Leben fortsetzen können.“
Seit Ausbruch des Konflikts Ende 2013 haben die drei UN-Organisationen, zusammen mit anderen humanitären Organisationen, massive Hilfsmaßnahmen durchgeführt. Der integrierte Krisenreaktionsmechanismus (Integrated Rapid Response Mechanism) – mobile Teams, die in der Regel per Hubschrauber unterwegs sind, um Menschen in abgelegenen Gebieten zu erreichen – ist Teil einer organisationsübergreifenden Maßnahme um sofortige und lebensrettende Unterstützung zu leisten.
Im Jahr 2019 will FAO 800 000 Landwirtschafts-, Fischerei- und Hirtenhaushalte in stark hungerleidenden Gebieten mit Gemüse- und Getreidesamen, landwirtschaftlichen Geräten und Fischereiausrüstung versorgen. Mit einem Ernte-Set kann eine Familie genügend Getreide anbauen, um damit mehr als sechs Monate auszukommen – und so einen großem Beitrag zur Linderung des Hungers leisten. Zur Unterstützung von Hirten-Gemeinschaften, die in der Regel stark vom Viehbestand abhängig sind, führt FAO Impfungen und andere tierärztliche Dienstleistungen durch, um die Sterblichkeit von Großtieren zu verhindern.
Um den gestiegenen Bedarf zu decken, wird WFP den bedürftigsten Menschen eine Vielzahl von Hilfsmitteln zur Verfügung stellen, darunter lebensrettende Nahrungsmittel und Bargeldtransfers in Gebieten mit funktionierenden Märkten; Nahrungsmittel als Gegenleistung für Arbeit zum Aufbau und zur Wiederherstellung von Gemeinschaftsgut; Nahrungsmittel für Schulmahlzeiten; und Spezialnahrung zur Vorbeugung und Behandlung von Mangelernährung bei Kindern sowie schwangeren oder stillenden Frauen.
WFP leistet derzeit Hilfe um den unmittelbaren Bedarf zu decken und die Widerstandsfähigkeit der Menschen zu stärken. WFP plant, vor dem Beginn der Regenzeit, 175.000 Tonnen Nahrungsmittel in mehr als 60 Lagern zu positionieren. Das frühzeitige Lagern von Nahrungsmitteln wird nicht nur Leben retten, sondern auch die Transportkosten senken, weil kostspielige Luftabwürfe während der Regenzeit, wenn viele Gebiete auf dem Landweg nicht mehr erreichbar sind, nicht gebraucht werden.
Im Jahr 2019 beabsichtigt UNICEF mehr als zwei Millionen Kinder und ihre Mütter mit qualitativ hochwertigen Ernährungsdiensten zu versorgen. UNICEF wird Mikronährstoffpräparate, Gesundheits- und WASH-Dienste sowie Beratung über Ernährungs- und Hygienemaßnahmen für Säuglinge bereitstellen, um akute Mangelernährung zu verhindern. Das frühe Erkennen davon, dass Kinder auf Ernährungsdienste angewiesen sind, wird intensiviert, und es wird gebrauchsfertige Spezialnahrung (RUTF) zur Behandlung akut mangelernährter Kinder bereitgestellt. Damit UNICEF die Frauen und Kinder versorgen kann, sind zusätzliche Mittel erforderlich, da die derzeitigen Mittel das Programm nur bis Ende April 2019 abdecken.