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Klima verschärft Hunger in Madagaskar: Vorhergesagte Trockenheit bringt Angst und Verzweiflung

WFP/Tsiory Ny Aina Andriantsoarana, Messung des Armumfangs eines kleinen Mädchens vor der Nahrungsmittelverteilung in Ankilimanondro, Madagaskar.
ANTANANARIVO – Während die Klimakonferenz in Glasgow beginnt, machen sich die Familien im Süden Madagaskars, wo das Klima zu hungersnotähnlichen Zuständen führt, auf ein weiteres hartes Jahr gefasst. Die anhaltende Dürre zeigt keine Anzeichen für ein Abklingen und ist Vorbote einer sich verschlechternden Ernährungssituation.

Mehr als 1,1 Millionen Menschen leiden akuten Hunger – 14.000 von ihnen sind nur einen Schritt von einer Hungersnot entfernt. Die jetzt bereits alarmierende Situation droht sich bis zum Ende des Jahres weiter zu verschlechtern. Es wird erwartet, dass sich die Zahl der Menschen, die von von hungersnotähnlichen Zuständen betroffen sind, verdoppelt.

„Der Klimawandel hat dazu geführt, dass viele Familien, die vor 15 Jahren noch von Landwirtschaft leben konnten, nun akut Hunger leider. Die Familien kämpfen ums Überleben und viele leben nur von der Ernährungshilfe, die sie erhalten", sagte Menghestab Haile, WFP-Regionaldirektor für das südliche Afrika. „Kürzlich traf ich eine Mutter, die mir erzählte, dass sie ihr acht Monate altes Kind durch Samen von Kaktusfrüchten verloren hatte, die sich in seinem Magen angesammelt hatten. Das Gesicht des Hungers im Süden Madagaskars ist entsetzlich.”

Die Dürre hat dazu geführt, dass Nahrungsquellen vollständig verschwunden sind. Familien leiden sichtlich Hunger und sind gezwungen auf Überlebensmaßnahmen wie den Verzehr von Heuschrecken, Blättern und Kakteenblättern zurückgreifen, die normalerweise an das Vieh verfüttert werden. Gefährdete Kinder tragen die Hauptlast der Krise, denn die Zahl der mangelernährten Kinder unter fünf Jahren wird sich voraussichtlich vervierfachen und bis April 2022 eine halbe Million überschreiten.

„Die Zahl der mangelernährten Kinder, die in die Gesundheitszentren im Süden Madagaskars kommen, hat sich im Vergleich zu dieser Zeit im letzten Jahr verdoppelt. Viele von ihnen sind zu schwach, um zu lachen oder zu weinen, geschweige denn zu spielen oder zu lernen“, sagte Anna Horner, WFP-Leiterin für Ernährung und innovative Finanzierung, die kürzlich Südmadagaskar besuchte. „Die körperlichen und geistigen Schäden, die Kinder aufgrund von Mangelernährung erleiden, können irreversibel sein. Es ist herzzerreißend zu sehen, wie viele junge Menschen unnötigerweise an Hunger und Mangelernährung leiden.“

Inmitten des wärmsten Jahrzehnts seit Beginn der Aufzeichnungen hat Madagaskar unter außergewöhnlich warmen Temperaturen, unzureichenden Niederschlägen und unerwarteten Sandstürmen gelitten, die die Felder bedeckten, die Ernten verwelken ließen und weit unter dem Durchschnitt lagen. Im April 2021 herrschte in 70 Prozent der Region Grand Sud Trockenheit. Die Nahrungsmittelproduktion entsprach nur einem Drittel des letzten Fünfjahresdurchschnitts. Die prognostizierte Trockenheit bei Beginn der kommenden Pflanzsaison bedeutet, dass die Familien ihre Felder nicht sofort bestellen können und ihr Zugang zu Nahrungsmitteln und Einkommen unsicher ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die jüngste Heuschreckenplage schätzungsweise 400.000 Hektar Land betreffen wird.

WFP hat monatlich rund 700.000 Menschen mit lebensrettenden Nahrungsmitteln sowie mit Zusatznahrung für schwangere und stillende Frauen und Kinder unterstützt. Über die Nothilfe hinaus führt WFP gemeinsam mit der Regierung langfristige Maßnahmen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit durch, die den Dorfgemeinschaften helfen, sich an den Klimawandel anzupassen. Dazu gehören der Zugang zu Wasser, die Wiederaufforstung, die Stabilisierung von Sanddünen und wirtschaftliche Unterstützung wie der Zugang zu Mikroversicherungen für den Fall von Ernteausfällen.

Im September erhielten 3.500 Haushalte eine Auszahlung von jeweils 100 US-Dollar, um die Verluste aus der misslungenen Maisernte auszugleichen. Die Auszahlung half den Familien, sich trotz der Ernteausfälle zu versorgen.

WFP plant die Hilfe im Süden Madagaskars auszuweiten und benötigt dafür in den nächsten sechs Monaten dringend 69 Millionen US-Dollar. WFP ist zunehmend besorgt über die Situation in Madagaskar und läutet aufgrund der klimabedingten Hungerkrise die Alarmglocken – eine der potentiell vielen klimabedingten Hungerkrisen auf der Welt.

 

Hinweise für Redakteur*innen:

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Videomaterial hier

Mehr Informationen zu den WFP-Mikroversicherungsprogrammen in Madagaskar hier

 

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Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) ist Träger des Friedensnobelpreises 2020. Wir sind die größte humanitäre Organisation der Welt, retten Leben in Notfällen und ebnen mit Ernährungshilfe den Weg zu Frieden, Stabilität und Wohlstand für Menschen, die von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

 

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Themen

Madagaskar Klima Gesicherte Ernährung

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