Krise im Sudan sendet Schockwellen in die Region aus, während Vertreibung, Hunger und Mangelernährung explodieren
"Die Auswirkungen dieses Konflikts erstrecken sich über drei Länder - Sudan, Südsudan und Tschad - und haben die größte Vertreibungskrise der Welt ausgelöst. Seit fast einem Jahr dauert der Krieg an, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Zahl der Familien, die über die Grenzen fliehen, abnimmt. Die Kinder und Frauen, die in den Südsudan oder den Tschad fliehen, sind hungrig und kommen ohne jegliche Hilfsmittel an", sagte Michael Dunford, WFP-Regionaldirektor für Ostafrika, in der südsudanesischen Grenzstadt Renk, wo rund eine halbe Million Kriegsflüchtlinge angekommen sind.
Hunger und akute Mangelerernährung haben im Sudan seit Ausbruch des Konflikts stark zugenommen. Im Land sind 18 Millionen Menschen von akutem Hunger betroffen, und rund 3,8 Millionen sudanesische Kinder unter 5 Jahren sind mangelerernährt. Die meisten von ihnen sind in Gebieten mit aktiven Kämpfen gefangen, zu denen WFP und andere Hilfsorganisationen nur schwer Zugang erhalten. Diejenigen, die entkommen können, fliehen in Länder wie den Südsudan oder den Tschad, was die ohnehin schon katastrophale humanitäre Lage in beiden Ländern weiter verschärft.
Die Menschen, die heute im Südsudan ankommen, treffen auf Familien, die bereits unter gekürzten Rationen und extremem Hunger leiden. Unter den Kindern, die in den provisorischen Transitlagern ausharren, nimmt die Mangelernährung rapide zu. Die vom WFP beobachteten Trends zeigen, dass etwa 4 Prozent der Kinder unter 5 Jahren, die die Grenze zum Südsudan überqueren, bei ihrer Ankunft mangelernährt sind. Im Transitzentrum in Renk nahe der Grenze zwischen Sudan und Südsudan steigt diese Zahl jedoch auf 25 Prozent, was darauf hindeutet, dass die Wahrscheinlichkeit von Mangelerernährung steigt, je länger die Menschen in den provisorischen Camps ausharren müssen.
"Solange dieser Konflikt nicht gelöst ist, den humanitären Organisationen kein ungehinderter Zugang gewährt wird und keine Finanzmittel zur Verfügung stehen, wird sich diese Krise nur verschlimmern", sagte Dunford.
"Wir müssen in der Lage sein, die Familien im Sudan zu unterstützen, um zu verhindern, dass sich die größte Vertreibungskrise der Welt in eine Hungerkatastrophe verwandelt, während wir uns der mageren Jahreszeit[1] nähern".
In den Tschad sind seit Ausbruch des Konflikts mehr als 553.000 Sudanesinnen und Sudanesen, hauptsächlich aus Darfur, geflohen. Rund 40 Prozent der Flüchtlingskinder, die in eine Notfallklinik in einem Auffangcamp gebracht wurden, litten an akuter Mangelernährung. Die Mangelernährungsrate in vielen sudanesischen Flüchtlingscamps im Tschad - auch in Camps, die noch aus der Zeit vor dem aktuellen Krieg stammen - liegt weit über der WHO-Notfallgrenze von 15 Prozent. WFP musste die knappen Ressourcen für Neuankömmlingen priorisieren, von denen viele mit nichts als den Kleidern, die sie tragen, über die Grenze kommen. Das bedeutet, dass die bereits vorhandenen Flüchtlinge keine Unterstützung mehr erhalten, obwohl es ihnen nicht unbedingt viel besser geht, als den heute ankommenden Flüchtlingen.
Eine verheerende Hungerkatastrophe rückt näher, da der Bedarf an Nahrungsmitteln und Nährstoffen im Sudan, Südsudan und Tschad stark ansteigt. Humanitäre Hilfe ist lebensnotwendig, und dennoch droht dem WFP in den nächsten sechs Monaten eine Finanzierungslücke von fast 300 Millionen US-Dollar.
[1] Die Zeit zwischen den Ernten, wenn Nahrungsmittel knapp werden
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