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Südsudan bereitet sich auf schlimmste Hungerkrise aller Zeiten vor

JUBA - Mehr als siebzig Prozent der südsudanesischen Bevölkerung kämpfen zum Höhepunkt der diesjährigen mageren Jahreszeit – der Zeit zwischen den Ernten – ums Überleben. Der Südsudan ist von einem noch nie zuvor dagewesenen Ausmaß an Hunger betroffen. Ursachen sind Konflikte, Klimakatastrophen, die Rinderpest und steigende Kosten, warnte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) heute.

Während die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit nach wie vor auf die Ukraine gerichtet ist, spielt sich im Südsudan eine versteckte Hungersnot ab. Neuste Erkenntnisse des 2022 Humanitarian Needs Overview zeigen, dass in den kommenden Monaten etwa 8,3 Millionen Menschen im Südsudan - einschließlich Flüchtlinge - extremen Hunger leiden werden. Das ist der Zeitpunkt, wenn die magere Jahreszeit 2022 ihren Höhepunkt erreicht, Nahrungsmittel knapp werden und die Vorräte aufgebraucht sind. Besonders gefährdet sind Zehntausende von Südsudanes*innen, die nach wiederholten und anhaltenden Krisen bereits großen Hunger leiden und ohne Ernährungshilfe verhungern könnten.

Der Südsudan ist Teil eines Krisengürtels, der sich rund um den Globus zieht. Klimakatastrophen Konflikte, Covid-19 und steigende Kosten treiben dort Millionen Menschen an den Rand des Hungertodes. Die Auswirkungen der Klimakrise und des anhaltenden Konflikts haben im Südsudan dazu geführt, dass Menschen großflächig  vetrieben wurden und ihre Lebensgrundlagen verloren haben. Ackerland und Ernten wurden zerstört und Nahrungsmittelpreise sind infolgedessen angestiegen. Das bedroht das Überleben von Dorfgemeinschaften, die in Gebiete in den Bundesstaaten Jonglei, Lakes, Unity und Warrap leben und mit am stärksten von der Außenwelt abgeschnitten sind.

"Das Ausmaß und die Tiefe dieser Krise sind beunruhigend. Wir sehen, dass die Menschen im ganzen Land alle verfügbaren Möglichkeiten ausgeschöpft haben, um über die Runden zu kommen, und nun stehen sie vor dem Nichts", sagte Adeyinka Badejo, stellvertretende Landesdirektorin des Welternährungsprogramms im Südsudan.

Kehrtwende durch Hungerbekämpfung

WFP stellt lebensrettende Nahrungsmittel- und Ernährungshilfe bereit, um die unmittelbaren Bedarfe der gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu decken. Gleichzeitig unterstützt WFP Gemeinschaften dabei, sich gegen plötzliche Katastrophen zu wappnen ohne dabei ihre Lebensgrundlagen zu verlieren.   

"Angesichts des Ausmaßes dieser Krise können wir mit unseren Mitteln nur einige der Bedürftigsten mit dem Nötigsten zum Überleben versorgen, was nicht annähernd ausreicht, um die Gemeinschaften wieder auf die Beine zu bringen. WFP arbeitet unermüdlich daran, nicht nur den unmittelbaren Bedarf zu decken, sondern Gemeinschaften auch dabei zu unterstützen, ihre eigene Widerstandsfähigkeit wiederherzustellen und besser auf neue Katastrophen vorbereitet zu sein", sagte Badejo.

In 2021 erreichte WFP 5,9 Millionen Menschen mit Ernährungshilfe, darunter mehr als 730.000 Menschen im Südsudan, die durch WFP-Programme unterstützt wurden, die Lebensgrundlagen stärken.

In den Bundesstaaten Greater Jonglei und Unity, wo beispiellose Überschwemmungen und lokale Konflikte die Menschen daran hinderten, ihre bestellten Felder zu erreichen, unterstützte WFP die Menschen mit Bargeld für den Kauf von Nahrungsmitteln und anderen grundlegenden Bedarfen. Außerdem unterstützte WFP die Gemeinschaften mit Werkzeugen zum Schutz und zur Instandhaltung wichtiger Güter und bildete junge Menschen in verschiedenen beruflichen Tätigkeiten aus, unter anderem in der Lagerung nach der Ernte.

Um die Gemeinschaften auf die Auswirkungen von Überschwemmungen vorzubereiten, hat WFP Deiche in gefährdeten Gebieten wie Bor im Bundesstaat Jonglei gebaut. Dort ermöglichte der Bau eines 18 km langen Deichs Tausenden von vertriebenen Familien die Rückkehr nach Hause. WFP begann eine wichtige Straße wiederherzustellen, die nach den verheerenden Überschwemmungen in Bentiu im Bundesstaat Unity überflutet worden war, wo viele Menschen weiterhin auf der Flucht sind.

In Gebieten, die nicht von den Überschwemmungen betroffen waren, arbeitete WFP mit Dorfbewohner*innen zusammen, um mehr als 40.000 Hektar Land für den Anbau von Nahrungsmitteln zu roden und zu kultivieren. Das ermöglichte Kleinbäuer*innen das ganze Jahr über auf eigenen Füßen zu stehen.

"Investitionen in die Widerstandsfähigkeit sind ein wichtiger Schritt, um Gemeinschaften zu helfen, ihren Weg aus Armut und Hunger zu finden. Wir stehen ihnen bei der Bewältigung der unmittelbarsten Herausforderungen zur Seite. Gleichzeitig ist es wichtig, dass wir eng mit der Regierung und anderen Entwicklungspartnern zusammenarbeiten, um längerfristige Lösungen für einige der chronischen Probleme des Südsudan zu finden – indem wir die tief verwurzelte Ungleichheit und Abgeschiedenheit bekämpfen und die Voraussetzungen für Frieden und Stabilität wiederherstellen", sagte Badejo.

Einen aufeinander abgestimmten und nachhaltigen Beitrag zur Linderung der Hungerkrise im Südsudan zu leisten, ist eine große Herausforderung. In den nächsten sechs Monaten benötigt WFP 526 Millionen US-Dollar, um die Nothilfe und den Aufbau von Widerstandsfähigkeit und längerfristige Entwicklungsprogramme im Land zu finanzieren.

 

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Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) ist Träger des Friedensnobelpreises 2020. Wir sind die größte humanitäre Organisation der Welt, retten Leben in Notfällen und ebnen mit Ernährungshilfe den Weg zu Frieden, Stabilität und Wohlstand für Menschen, die von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

 

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Themen

Südsudan Gesicherte Ernährung Krisen

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