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Vor Geber-Konferenz in Brüssel: WFP muss Hilfe in Syrien reduzieren

DAMASKUS - Eine noch nie dagewesene Finanzierungskrise in Syrien zwingt das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP), die Hilfe für 2,5 Millionen der 5,5 Millionen Menschen zu kürzen, die zur Deckung ihres grundlegenden Nahrungsmittelbedarfs auf die Organisation angewiesen sind. Die Ankündigung erfolgt vor Beginn der siebten Brüsseler Konferenz der Europäischen Union zur „Unterstützung der Zukunft Syriens und der Region“.

Nachdem alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden, hat WFP die Entscheidung treffen müssen, die extrem begrenzten Ressourcen zu strecken. Das bedeutet, dass drei Millionen Syrer*innen, die ohne Ernährungshilfe nicht auskommen, für die Hilfe priorisiert werden, die Unterstützung für alle 5,5 Millionen Menschen aber nicht fortgesetzt wird, um nicht zu riskieren, dass im Oktober keine Nahrungsmittel mehr verfügbar ist. 

„Anstatt die Mittel aufzustocken oder auch nur mit dem steigenden Bedarf Schritt zu halten, sehen wir uns mit dem düsteren Szenario konfrontiert, den Menschen die Hilfe genau dann zu entziehen, wenn sie sie am dringendsten benötigen“, so Kenn Crossley, WFP-Vertreter und Landesdirektor in Syrien. 

Nach zwölf Jahren Konflikt, massiven Vertreibungen, einer weltweiten Pandemie und der daraus resultierenden Wirtschaftskrise, die die Preise auf ein Rekordhoch getrieben hat sowie nach dem jüngsten, verheerenden Erdbeben leben die Menschen in Syrien in einem ständigen Ausnahmezustand. Derzeit deckt ein durchschnittliches Monatseinkommen nur etwa ein Viertel des Nahrungsmittelbedarfs einer Familie. Selbst diejenigen, die regelmäßig Ernährungshilfe von WFP erhalten, hatten bereits Schwierigkeiten, damit zurechtzukommen.  

In den letzten Jahren hat WFP alle möglichen Maßnahmen ergriffen, um die verfügbaren Mittel zu strecken und die Hilfe für die Bedürftigsten aufrechtzuerhalten. Dazu gehörte die schrittweise Verringerung der monatlichen Nahrungsmittelrationen auf die Hälfte der Standardmenge.  

WFP steht vor der Herausforderung, dass der Bedarf in einem Tempo steigt, mit dem die Finanzierung nicht Schritt halten kann. Die Kosten für die Bereitstellung von Ernährungshilfe sind so hoch wie nie zuvor, da die Preise für Nahrungsmittel und Treibstoff gestiegen sind. 

„Weitere Kürzungen der Rationen sind unmöglich. Unsere einzige Lösung besteht darin, die Zahl der Empfänger zu reduzieren. Die Menschen, denen wir helfen, haben die Verwüstungen des Konflikts ertragen, sind aus ihrer Heimat geflohen, haben Familienmitglieder und ihre Lebensgrundlage verloren. Ohne unsere Hilfe wird sich ihre Notlage nur noch verschärfen“, fügte Crossley hinzu. 

Schon vor den verheerenden Erdbeben im Februar, die im Norden und Westen Syriens große Schäden anrichteten, Menschenleben kosteten und zu Vertreibungen führten, litten 12,1 Millionen Menschen im ganzen Land an Hunger.  

Auch die Unterernährungsraten sind so hoch wie nie zuvor: Eine von vier schwangeren und stillenden Müttern ist akut unterernährt, und in einigen Teilen des Landes ist eines von vier Kindern unterentwickelt.  

Ohne angemessene und rechtzeitige Ernährungshilfe ist die nächste Generation Syriens und die gesamte Zukunft des Landes in Gefahr. 

„Wir haben die Kapazitäten und Lösungen, um die Abhängigkeit von humanitärer Hilfe zu verringern und das Leben der Menschen nachhaltig zu verbessern“, so Crossley. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir weiterhin lebensrettende Ernährungshilfe bereitstellen, damit die Familien jede Woche und jeden Monat überleben können, während wir an Maßnahmen arbeiten, die ihnen helfen, ihr Leben wieder aufzubauen und wieder auf die Beine zu kommen.“  

Da es nur begrenzte Einkommensmöglichkeiten gibt, um den Wegfall der Hilfe abzufedern, ist WFP zutiefst besorgt darüber, dass Menschen, die keine Unterstützung mehr erhalten, weiter in Armut und Hunger abrutschen. Das könnte zu einer Zunahme von Kinderarbeit, früher Heirat oder dem Anhäufen weiterer Schulden bei vielen führen. 

„Unsere Partner haben schon früher, vor allem in den letzten zwei Jahren, dazu beigetragen, solche Kürzungen zu verhindern. Jetzt zählen wir auf sie, um irreversible Schäden für die Zukunft des syrischen Volkes zu verhindern. Jetzt ist die Zeit zum Handeln“, sagte Crossley. 

WFP setzt sich weiterhin bei Partnern und wichtigen Gebern für zusätzliche Mittel ein. WFP benötigt dringend mindestens 180 Millionen US-Dollar, um diese Kürzungen abzuwenden und die Ernährungshilfe bis Ende des Jahres auf dem derzeitigen Niveau fortzusetzen.

 

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Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt. Wir retten Leben in Notfällen und ebnen mit Ernährungshilfe den Weg zu Frieden, Stabilität und Wohlstand für Menschen, die von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

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Syrien Finanzierung Krisen Konflikte

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