Ein Jahr Pandemie: Warum im Südsudan so dringend Impfstoff gebraucht wird
Es ist 10:00 Uhr, als der stellvertretende Koordinator des WFP-Logistik-Clusters und Verantwortlicher für den COVID-19-Einsatzplan im Südsudan, Brian Langdon, seinen ersten Anruf des Tages erhält. Ein neu eingetroffener humanitärer Helfer des UN World Food Programme (WFP), der seit zwei Wochen in Juba in Quarantäne ist, meldet sich. So weit, so gut.
WFP leitet das Logistik-Cluster im Land, leistet logistische Unterstützung für die humanitäre Gemeinschaft und koordiniert gemeinsame COVID-19-Einsätze für die südsudanesische Regierung, UN-Organisationen und NGOs.
Eine Stunde später erhält Langdon einen weiteren Anruf. Ein WFP-Kollege, der im entlegenen Bundesstaat Jonglei arbeitet, wurde positiv auf COVID-19 getestet und hat Atemprobleme. Langdon organisiert rasch eine Notfallevakuierung
Auf dem Flughafen in Bor, der Hauptstadt von Jonglei, bringen drei Männer in voller Schutzausrüstung den kranken Kollegen in ein medizinisch ausgerüstetes Flugzeug. In diesem Jahr hat WFP fast 30 Evakuierungen im Südsudan durchgeführt.
"Niemand kann den Verlauf der Pandemie vorhersagen. Wachsamkeit ist jetzt wichtiger denn je"
Ein Jahr nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Ausbruch des Coronavirus zur Pandemie erklärte , verschlimmert COVID-19 weiterhin die Schwierigkeiten, mit denen humanitäre Organisationen bereits konfrontiert sind, wenn sie lebenswichtige Hilfe zu Menschen bringen, die von Konflikten, Überschwemmungen und Hunger betroffenen sind.
Im Südsudan ist die Zahl der Menschen, die an Hunger und Mangelernährung leiden, so hoch wie noch nie seit Erlangung der Unabhängigkeit vor zehn Jahren. 60 Prozent der 11 Millionen Einwohner*innen sind von akutem Hunger betroffen und 1,4 Millionen Kinder unter 5 Jahren leiden an akuter Mangelernährung.
Als Leiter einer Zelle des UN-MEDEVAC-Systems gehört Langdon zu einem 130-köpfigen Team von COVID-19-Einsatzkräften auf der ganzen Welt, die Personen mit Covid-10-Symptomen in ausgewählte Krankenhäuser in Afrika, Lateinamerika, Asien und dem Nahen Osten überführen.
Wir bewegen uns auf eine sehr kritische Phase der Pandemie im Südsudan zu“, sagt Langdon, der mit dem Team des Logistik-Clusters den Bereitschaftsplan für COVID-19 im Jahr 2019 aufstellte, bevor die erste Welle Afrika erreichte. „Niemand kann den Verlauf der Pandemie vorhersagen. Wachsamkeit ist jetzt wichtiger denn je.“
In Notsituationen sind die WFP-Mitarbeiter*innen verpflichtet, dort zu bleiben, wo sie am meisten gebraucht werden –direkt vor Ort, um Leben zu retten.
„Mehr als 5 Millionen Menschen im Südsudan sind von unseren lebensrettenden Diensten und der Hoffnung und Gewissheit abhängig, die unsere Bemühungen zu ihnen bringen“, sagt Matthew Hollingworth, WFP-Landesdirektor im Südsudan.
WFP weiß, dass die Organisation dem Schutz der Gesundheit und Sicherheit aller - einschließlich der eigenen Mitarbeiter*innen und der Mitarbeiter*innen von Partnern - Priorität einräumen muss, um weiterhin die Bedürftigsten zu erreichen.
The WFP humanitarian who went from tackling Ebola to coronavirus
WFP weiß, dass die Gesundheit und Sicherheit – nicht nur die der eigenen Mitarbeiter*innen, sondern auch die der Mitarbeiter*innen von den Partnern – eine Voraussetzung sind, um weiterhin den Bedürftigsten helfen zu können.
Abstand halten, (Hand)hygiene, das Tragen von Gesichtsmasken und regelmäßiges Fiebermessen innerhalb der Belegschaft und an den Verteilstellen sind einige der Maßnahmen, die WFP zum Schutz der Mitarbeiter*innen durchführt.
Außerdem nutzt WFP seine Logistikkapazitäten, indem es den humanitären Flugdienst UNHAS (United Nations Humanitarian Air Service) einsetzt und auch verwaltet, um medizinische Evakuierungen durchzuführen und wichtige Schutzausrüstung für die gesamte humanitäre Gemeinschaft zu transportieren und zu lagern.
„Die humanitären WFP-Helfer*innen verstehen, dass das Leben von Millionen Menschen auf dem Spiel steht. Deshalb geben wir alles, um den humanitären Helfer*innen weiterhin zu ermöglichen, an entlegene Orte zu fliegen und dort ihre Arbeit zu erledigen“, sagt Geoffrey Mwanzi, Chief Air Transport Officer für UNHAS im Südsudan.
Während sich die Länder um die Beschaffung von Impfstoffen bemühen, werden Länder mit niedrigem Einkommen – in denen Konflikte, Klimawandel und jetzt COVID-19 den Hunger oft noch verschärfen - zurückgelassen.
Länder mit hohem Einkommen mögen sich zunächst einen großen Teil der Impfstoffe gesichert haben, aber eine gerechtere Verteilung – an Menschen, die in humanitären Katastrophengebieten wie dem Südsudan leben – ist der Schlüssel zu einer möglichen Form von Normalität für die ganze Welt.