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Ein Jahr Pandemie: Warum im Südsudan so dringend Impfstoff gebraucht wird

Ein Jahr nachdem der COVID-19-Ausbruch zur Pandemie erklärt wurde, arbeitet das UN World Food Programme (WFP) rund um die Uhr, um in einem Land Hilfe zu leisten, in dem mehr als 6 Millionen Menschen am Rande des Abgrunds stehen.
, von Marwa Awad
Internally displaced people in South Sudan
Eine Aufnahmestelle für Binnengeflüchtete im Verwaltungsgebiet Pibor im November. Foto: WFP/Marwa Awad

Es ist 10:00 Uhr, als der stellvertretende Koordinator des WFP-Logistik-Clusters und Verantwortlicher für den COVID-19-Einsatzplan im Südsudan, Brian Langdon, seinen ersten Anruf des Tages erhält. Ein neu eingetroffener humanitärer Helfer des UN World Food Programme (WFP), der seit zwei Wochen in Juba in Quarantäne ist, meldet sich. So weit, so gut. 

WFP leitet das Logistik-Cluster im Land, leistet logistische Unterstützung für die humanitäre Gemeinschaft und koordiniert gemeinsame COVID-19-Einsätze für die südsudanesische Regierung, UN-Organisationen und NGOs.  

Health workers in protective suits are pictured outside a helicopter
Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens sind in Bor, der Hauptstadt des Bundesstaates Jonglei, bereit zum Abheben. Foto: WFP 

Eine Stunde später erhält Langdon einen weiteren Anruf. Ein WFP-Kollege, der im entlegenen Bundesstaat Jonglei arbeitet, wurde positiv auf COVID-19 getestet und hat Atemprobleme. Langdon organisiert rasch eine Notfallevakuierung

Auf dem Flughafen in Bor, der Hauptstadt von Jonglei, bringen drei Männer in voller Schutzausrüstung den kranken Kollegen in ein medizinisch ausgerüstetes Flugzeug. In diesem Jahr hat WFP fast 30 Evakuierungen im Südsudan durchgeführt.

"Niemand kann den Verlauf der Pandemie vorhersagen. Wachsamkeit ist jetzt wichtiger denn je"

Ein Jahr nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Ausbruch des Coronavirus zur Pandemie erklärte , verschlimmert COVID-19 weiterhin die Schwierigkeiten, mit denen humanitäre Organisationen bereits konfrontiert sind, wenn sie lebenswichtige Hilfe zu  Menschen bringen, die von Konflikten, Überschwemmungen und Hunger betroffenen sind.

SHerp in South Sudan
Ein WFP-Amphibienfahrzeug im Einsatz während der verheerenden Überschwemmungen in Jonglei im November. Bild: WFP/Musa Mahadi

Im Südsudan ist die Zahl der Menschen, die an Hunger und Mangelernährung leiden, so hoch wie noch nie seit Erlangung der Unabhängigkeit vor zehn Jahren. 60 Prozent der 11 Millionen Einwohner*innen sind von akutem Hunger betroffen und 1,4 Millionen Kinder unter 5 Jahren leiden an akuter Mangelernährung.

Als Leiter einer Zelle  des UN-MEDEVAC-Systems gehört Langdon zu einem 130-köpfigen Team von COVID-19-Einsatzkräften auf der ganzen Welt, die Personen mit Covid-10-Symptomen in ausgewählte Krankenhäuser in Afrika, Lateinamerika, Asien und dem Nahen Osten überführen.    

Wir bewegen uns auf eine sehr kritische Phase der Pandemie im Südsudan zu“, sagt Langdon, der mit dem Team des Logistik-Clusters den Bereitschaftsplan für COVID-19 im Jahr 2019 aufstellte, bevor die erste Welle Afrika erreichte. „Niemand kann den Verlauf der Pandemie vorhersagen. Wachsamkeit ist jetzt wichtiger denn je.“

ED in Jonglei
WFP-Exekutivdirektor David Beasley (mittig) und der WFP-Landesdirektor im Südsudan, Matthew Hollingworth (rechts) besuchen im Februar Vertet in Jonglei. Foto: WFP/Marwa Awad

In Notsituationen sind die WFP-Mitarbeiter*innen verpflichtet, dort zu bleiben, wo sie am meisten gebraucht werden –direkt vor Ort, um Leben zu retten.

„Mehr als 5 Millionen Menschen im Südsudan sind von unseren lebensrettenden Diensten und der Hoffnung und Gewissheit abhängig, die unsere Bemühungen zu ihnen bringen“, sagt Matthew Hollingworth, WFP-Landesdirektor im Südsudan.

WFP weiß, dass die Organisation dem Schutz der Gesundheit und Sicherheit aller - einschließlich der eigenen Mitarbeiter*innen und der Mitarbeiter*innen von Partnern - Priorität einräumen muss, um weiterhin die Bedürftigsten zu erreichen.

WFP weiß, dass die Gesundheit und Sicherheit – nicht nur die der eigenen Mitarbeiter*innen, sondern auch die der Mitarbeiter*innen von den Partnern – eine Voraussetzung sind, um weiterhin den Bedürftigsten helfen zu können.

Abstand halten, (Hand)hygiene, das Tragen  von Gesichtsmasken und regelmäßiges Fiebermessen innerhalb der Belegschaft und an den Verteilstellen sind einige der Maßnahmen, die WFP zum Schutz der Mitarbeiter*innen durchführt.

Außerdem nutzt WFP seine Logistikkapazitäten, indem es den humanitären Flugdienst UNHAS (United Nations Humanitarian Air Service) einsetzt und auch verwaltet, um medizinische Evakuierungen durchzuführen und wichtige Schutzausrüstung für die gesamte humanitäre Gemeinschaft zu transportieren und zu lagern.

Unhas South Sudan
Passagiere beim Boarding eines UNHAS-Flugs in Juba im Jahr 2018. Foto: Gabriela Vivacqua

„Die humanitären WFP-Helfer*innen verstehen, dass das Leben von Millionen Menschen auf dem Spiel steht. Deshalb geben wir alles, um den humanitären Helfer*innen weiterhin zu ermöglichen, an entlegene Orte zu fliegen und dort ihre Arbeit zu erledigen“, sagt Geoffrey Mwanzi, Chief Air Transport Officer für UNHAS im Südsudan.

Während sich die Länder um die Beschaffung von Impfstoffen bemühen, werden Länder mit niedrigem Einkommen – in denen Konflikte, Klimawandel und jetzt COVID-19 den Hunger oft noch verschärfen - zurückgelassen.  

Länder mit hohem Einkommen mögen sich zunächst einen großen Teil der Impfstoffe gesichert haben, aber eine gerechtere Verteilung – an Menschen, die in humanitären Katastrophengebieten wie dem Südsudan leben – ist der Schlüssel zu einer möglichen Form von Normalität für die ganze Welt.

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