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Krieg gegen die Ukraine befeuert weiter globale Ernährungskrise

Ein Jahr nach Beginn der Invasion Russlands in der Ukraine ist die ukrainische Landwirtschaft vom Krieg gezeichnet. Ein Ende der globalen Ernährungskrise ist nicht in Sicht.

BERLIN - Auch ein Jahr nach dem russischen Überfall verursachen die anhaltenden Kämpfe in der Ukraine unsägliches Leid unter der Zivilbevölkerung. Die Erschütterungen des Kriegs haben globale Auswirkungen, auch weil die ukrainische Landwirtschaft stark beeinträchtigt ist. Geringere Ernten in diesem Jahr sind einer der Gründe, warum sich die weltweite Hungerkrise nicht entspannt.

„Eine der wichtigsten Kornkammern der Welt wurde vor einem Jahr in Brand gesetzt. Diese Kriegserklärung an die globale Ernährungssicherheit wirkt fort. Es ist eine anhaltende Katastrophe für die Menschen in der Ukraine und Millionen Hungernde weltweit“, sagte Dr. Martin Frick, Direktor der WFP-Büros in Berlin und Brüssel. In der Ukraine hat jeder Dritte nicht ausreichend zu essen, nahe der Frontlinie ist es jeder Zweite. Die Nahrungsmittelpreise im Land sind gegenüber dem Februar 2022 um 33 Prozent gestiegen, bei kriegsbedingt hoher Arbeitslosigkeit von rund 30 Prozent. WFP hat wenige Tage nach dem 24. Februar 2022 seine Nothilfe aufgebaut und unterstützt jeden Monat rund drei Millionen Menschen in der Ukraine durch Bargeldhilfe, Lebensmittelgutscheine oder Nahrungsmittel. 85 Prozent dieser Hilfe passiert in Gemeinden nahe der Front.



Die Ukraine ist einer der wichtigsten Nahrungsmittelproduzenten weltweit und hat vor dem Krieg durch seine Landwirtschaft 400 Millionen Menschen weltweit ernährt. Durch den Krieg sind bereits 26 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche verloren gegangen. In von der Ukraine kontrolliertem Territorium können nur noch 21,8 Millionen Hektar bestellt werden. 2021 waren es noch 28,6 Millionen Hektar. „Zerbombte und verminte Felder sind mehr als Kollateralschäden. Die fruchtbarsten Böden Europas werden zerstört. Für die Menschen, die dort Nahrungsmittel für den Export anbauen, besteht Lebensgefahr durch Minen und nicht explodierte Munition. Geringere Erträge in der Ukraine bedeuten höhere Preise für Importländer. So werden noch mehr Menschen in den Hunger abrutschen“, sagte Martin Frick.



Der Krieg hat die globale Ernährungskrise weiter eskaliert. Zu Beginn des vergangenen Jahres waren 283 Millionen Menschen weltweit akut von Hunger betroffen, heute sind es 345 Millionen in 79 Ländern. Das ist eine Folge des Kriegs gegen die Ukraine, der negative wirtschaftliche Trends, vor allem ausgelöst durch die Corona-Pandemie, verstärkt hat. Zwar konnten durch das Schwarzmeer-Getreideabkommen bisher knapp 22 Millionen Tonnen Nahrungsmittel exportiert und so die globalen Märkte stabilisiert werden, dennoch ist der Preisindex für Nahrungsmittel immer noch auf einem Zehnjahreshoch.



Hinzu kommen drastische Preissprünge beim Dünger (rund 200 Prozent seit 2020), die Preise für Nahrung weiter in die Höhe treiben und 2023 zu einem Einbruch der Produktion führen könnten. Das würde noch mehr Kleinbauern und Kleinbäuerinnen aus dem Markt drängen. „Nahrungsmittel und Dünger sind explizit von den Sanktionen ausgenommen. Das ist wichtig, denn ohne Russland und die Ukraine werden wir die globale Ernährungskrise nicht in den Griff bekommen. Ursache und Wirkung sollten wir aber nicht verwechseln. Ohne den Krieg würden heute Millionen Menschen weniger hungern“, fasst Martin Frick zusammen.

 

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Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt. Wir retten Leben in Notfällen und ebnen mit Ernährungshilfe den Weg zu Frieden, Stabilität und Wohlstand für Menschen, die von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

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Ukraine Konflikte Krisen Ernährung

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