Neuer Bericht warnt vor drohender Hungersnot im gesamten Gazastreifen
Laut dem heute veröffentlichten Bericht der Integrierten Klassifikation zur Ernährungssicherheit (IPC) sind 470.000 Menschen im Gazastreifen von katastrophalem Hunger (IPC-Stufe 5) bedroht und die gesamte Bevölkerung hungert akut. Zudem wird prognostiziert, dass eine alarmierende Zahl von mehr als 71.000 Kinder und über 17.000 Mütter dringend wegen akuter Mangelernährung behandelt werden müssen. Anfang 2025 gingen Hilfsorganisationen noch von 60.000 betroffenen Kindern aus.
„Familien in Gaza hungern, während die dringend benötigten Lebensmittel direkt an der Grenze bereitstehen. Wir können sie nicht zu den Menschen bringen, weil der wieder aufgeflammte Konflikt anhält und seit Anfang März ein vollständiges Verbot humanitärer Hilfe besteht“, sagte Cindy McCain, Exekutivdirektorin des UN-Welternährungsprogramms. „Es ist unerlässlich, dass die internationale Gemeinschaft jetzt dringend handelt, um die Hilfslieferungen nach Gaza wieder zu ermöglichen. Wenn wir warten, bis eine Hungersnot offiziell festgestellt wird, ist es für viele Menschen bereits zu spät.“
Die aktuelle IPC-Einschätzung für Gaza prognostiziert, dass durch die erneuten Militäroperationen, die anhaltende vollständige Blockade und den gravierenden Mangel an lebenswichtigen Gütern die Schwellenwerte für Hungersnot in den Bereichen Ernährungssicherheit, akute Mangelernährung und Sterblichkeit innerhalb der nächsten Monate überschritten werden.
Die überwiegende Mehrheit der Kinder im Gazastreifen ist von extremer Nahrungsmittelknappheit betroffen, erklärten 17 UN-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen laut dem IPC-Bericht. In Kombination mit dem stark eingeschränkten Zugang zu Gesundheitsdiensten sowie dem gravierenden Mangel an sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen wird insbesondere in den Gouvernements Nordgaza, Gaza und Rafah ein rascher Anstieg akuter Mangelernährung erwartet.
„Das Risiko einer Hungersnot tritt nicht plötzlich ein. Es entsteht dort, wo der Zugang zu Nahrungsmitteln blockiert ist, Gesundheitssysteme zusammenbrechen und Kinder ohne das Lebensnotwendige zurückgelassen werden. Hunger und akute Mangelernährung sind für Kinder im gesamten Gazastreifen tägliche Realität“, sagte Catherine Russell, Exekutivdirektorin von UNICEF. „Wir haben immer wieder vor dieser Entwicklung gewarnt und appellieren erneut an alle Beteiligten, eine Katastrophe zu verhindern.“
Die Grenzübergänge nach Gaza sind seit über zwei Monaten geschlossen – so lange wie noch nie zuvor für die dortige Bevölkerung. Infolgedessen sind die Lebensmittelpreise auf den Märkten auf astronomische Höhen gestiegen, sodass die wenigen verfügbaren Nahrungsmittel für die meisten Familien unerschwinglich geworden sind.
Gleichzeitig stehen mehr als 116.000 Tonnen Nahrungsmittelhilfe – ausreichend, um eine Million Menschen bis zu vier Monate lang zu versorgen – bereits in den Hilfskorridoren bereit und könnten umgehend in den Gazastreifen gebracht werden. Hunderte Paletten mit lebensrettender Spezialnahrung gegen Mangelernährung sind ebenfalls vorpositioniert. Die UN-Organisationen sind bereit, mit allen Beteiligten und Partnern im Bereich Ernährungssicherheit zusammenzuarbeiten, um diese Nahrungsmittelvorräte hineinzubringen und zu verteilen, sobald die Grenzen für eine Hilfe im Einklang mit den humanitären Prinzipien wieder geöffnet werden.
Das UN-Welternährungsprogramm WFP und UNICEF sind weiterhin vor Ort in Gaza und bereit, lebensrettende Hilfe gemäß den humanitären Prinzipien zu leisten.
Am 25. April gingen die letzten WFP-Lebensmittelvorräte für Suppenküchen für Familien zur Neige. Bereits eine Woche zuvor mussten alle 25 vom WFP unterstützten Bäckereien schließen, da Weizenmehl und Brennstoff aufgebraucht waren. In derselben Woche wurden auch die letzten Lebensmittelpakete mit Rationen für zwei Wochen verteilt. UNICEF liefert weiterhin Wasser und lebensrettende Ernährungsdienste, doch die Vorräte zur Vorbeugung von Mangelernährung sind aufgebraucht, und die Bestände für die Behandlung akuter Mangelernährung sind extrem knapp.
UNICEF und WFP fordern alle Konfliktparteien auf, das Wohlergehen der Zivilbevölkerung in den Vordergrund zu stellen, humanitäre Hilfe umgehend nach Gaza zu lassen und ihren Verpflichtungen gemäß dem humanitären Völkerrecht nachzukommen.
Hinweis für Journalist*innen:
Mehr Informationen zum IPC-System
Für Details zur Skala der Integrierten Klassifikation der Ernährungssicherheit (IPC) lesen Sie den IPC Snapshot Reporthier
Fotos sind hier verfügbar
Kostenfreies Videomaterial in Sendequalität können hier heruntergeladen werden.
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