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WFP warnt vor steigendem Hunger in West- und Zentralafrika, humanitäre Bedarfe auf Höchststand

WFP/Lena von Zabern.  Frau aus West-Darfur, vor 4 Monaten mit ihrem 6 Monate alten Baby in Koulbus angekommen. Sie erhält eine WFP-Behandlung gegen Unterernährung.
DAKAR, Senegal – Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) schlägt Alarm: Anhaltende Konflikte, Vertreibung, wirtschaftlicher Niedergang und wiederkehrende Extremwetterereignisse treiben Millionen Menschen in West- und Zentralafrika an die Schwelle zur Hungersnot (IPC-Stufe 4).

Laut der jüngsten Analyse zur Ernährungssicherheit des Cadre Harmonisé kämpfen derzeit über 36 Millionen Menschen darum, ihre grundlegenden Ernährungsbedürfnisse zu decken. Für die Zeit der sogenannten „mageren Jahreszeit“, die Zeit zwischen den Ernten, von Juni bis August 2025 wird ein Anstieg auf über 52 Millionen Betroffene erwartet – darunter fast drei Millionen Menschen in Notlagen (IPC4) und 2.600 Menschen in Mali, die von katastrophalem Hunger (IPC5) bedroht sind.

Anhaltende Konflikte haben über 10 Millionen besonders gefährdete Menschen in der Region zur Flucht gezwungen – darunter 2,4 Millionen Flüchtlinge und Asylsuchende in Tschad, Kamerun, Mauretanien und Niger. Weitere acht Millionen wurden innerhalb ihrer Länder, vor allem in Nigeria und Kamerun, vertrieben. Viele von ihnen mussten ihre Lebensgrundlagen – Felder und Weideflächen – aufgeben und sind nun auf der Suche nach Nahrung und Schutz.

Steigende Lebensmittel- und Brennstoffpreise verschärfen die Ernährungskrise zusätzlich – besonders in Ghana, Guinea und Côte d'Ivoire. Auch in Nigeria, Tschad, Niger und Kamerun steigen die Nahrungsmittelpreise weiter, was nahrhafte Lebensmittel für die Schwächsten nahezu unerschwinglich macht.

Gleichzeitig untergräbt extremes Wetter – insbesondere im Zentralen Sahel, im Tschadsee-Becken und in der Zentralafrikanischen Republik – die Fähigkeit vieler Familien, sich selbst zu ernähren. Allein im Jahr 2024 waren über sechs Millionen Menschen von Überschwemmungen betroffen.

WFP ist bereit, Hilfe zu leisten und Unterstützung auszuweiten

WFP plant, im Jahr 2025 fast 12 Millionen Frauen, Männer und Kinder in Westafrika und der Sahelzone mit lebenswichtiger Hilfe und Ernährungssicherung zu erreichen – um den Verwundbarsten zu helfen, künftige Hungerschocks zu überstehen.

Bereits in diesem Jahr hat WFP drei Millionen besonders gefährdete Menschen mit lebensrettender Unterstützung erreicht – darunter Geflüchtete, Binnenvertriebene, unterernährte Kinder unter fünf Jahren sowie schwangere und stillende Frauen und Mädchen.

Doch während die humanitäre Not ein historisches Hoch erreicht, reichen die verfügbaren Mittel nicht aus, um die Hilfe in entsprechendem Umfang umzusetzen.

„Wir stehen an einem Wendepunkt, und Millionen Leben stehen auf dem Spiel“, warnt Margot van der Velden, Regionaldirektorin von WFP für West- und Zentralafrika. „Ohne sofortige Finanzmittel wird WFP gezwungen sein, sowohl die Anzahl der erreichten Menschen als auch die Größe der Lebensmittelrationen weiter zu reduzieren. Die Folgen wären verheerend: In vielen Gemeinden, die sich ohnehin in der Krise befinden, mussten Menschen bereits ihre letzten Habseligkeiten verkaufen und Mahlzeiten auslassen – mit langfristigen Folgen für Gesundheit und Leben.“

Derzeit warnt WFP, dass fünf Millionen Menschen ihre Unterstützung vollständig verlieren könnten, wenn nicht umgehend zusätzliche Mittel bereitgestellt werden.

Zwischen Juni und August 2024 zwangen Finanzierungslücken WFP dazu, lediglich 7,3 Millionen Menschen in der Sahelzone zu unterstützen – das sind nur 60 Prozent der ursprünglich angestrebten Zielgruppe – viele davon erhielten zudem reduzierte Rationen.

Auch der von WFP betriebene humanitäre Flugdienst der Vereinten Nationen (UNHAS), der humanitäre Helfer und lebenswichtige Güter in schwer zugängliche Gebiete in Mali und Nigeria bringt, ist durch unzureichende Mittel bedroht.

WFP benötigt dringend 710 Millionen US-Dollar, um in den kommenden sechs Monaten (Mai–Oktober 2025) weiterhin lebensrettende Hilfe für die Bedürftigsten in der Region leisten zu können.

Kreisläufe des Hungers beenden – Ursachen bekämpfen

Über die akute Nothilfe hinaus fordert WFP Regierungen und Partner dazu auf, verstärkt in nachhaltige Lösungen zu investieren, die Resilienz stärken und langfristige Abhängigkeiten von Hilfe verringern.

Seit 2018 arbeitet WFP mit Regierungen in der Sahelzone zusammen, um mit seinem erfolgreichen integrierten Resilienzprogramm die Ursachen von Hunger zu bekämpfen. Dabei wurden über 300.000 Hektar Land wiederhergestellt – zum Nutzen von über vier Millionen Menschen in mehr als 3.400 Dörfern.

„Indem wir rechtzeitig handeln, in die Wiederherstellung von Ökosystemen investieren und gefährdete Gemeinschaften unterstützen, können wir Leben retten, künftigen humanitären Bedarf verringern und erzielte Fortschritte im Bereich Resilienz schützen“, so van der Velden. „Wir wissen, was funktioniert. Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, gemeinsam mehr in den Wiederaufbau von Ökosystemen und die Stärkung lokaler Wirtschaften zu investieren – es kostet wenig und verhindert Krisen.“

WFP bleibt weiterhin entschlossen, eng mit nationalen Behörden, regionalen Organisationen und humanitären Partnern zusammenzuarbeiten, um zeitnahe, zielgerichtete und sichere Hilfe für die Bedürftigsten zu gewährleisten.

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Weitere Informationen zum Cadre Harmonisé finden Sie hier.

Fotos und Videos (B-Roll + Interviews) sind hier verfügbar.

Weitere Informationen zur Integrated Food Security Phase Classification (IPC) finden Sie hier.

Lesen Sie den vollständigen Bericht für eine tiefgehende Analyse der humanitären Lage.

Themen

Tschad Kamerun Côte d'Ivoire Ghana Guinea Nigeria Niger Krisen Konflikte Geflüchtete und Migration

Kontakt

Martin Rentsch
Pressesprecher
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